FN-Serie „FitNess“

Wo sich adipöse Menschen verstanden fühlen und Rat finden

Einmal im Monat trifft sich die Selbsthilfegruppe Adipositas in Buchen. Dort tauschen sich hauptsächlich Betroffene aus, die sich einer Magen-OP unterzogen haben.

Von 
Maren Greß
Lesedauer: 
Die Selbsthilfegruppe Adipositas trifft sich am letzten Mittwoch im Monat zum Austausch im Mehrgenerationenhaus in Buchen. © Maren Gress

Buchen. Für Diana Vogt hat sich vor zehn Jahren das Leben radikal verändert. Damals wog sie um die 140 Kilo. Sie entschied sich schließlich für eine Magen-OP. Vor wenigen Wochen ist Diana Vogt gemeinsam mit ihrem Mann den Pariser Halbmarathon gelaufen, im Herbst folgt der Marathon über die vollen 42 Kilometer in Berlin.

Der Sport hat ihr bei der massiven Gewichtsabnahme geholfen – ebenso wie eine Selbsthilfegruppe. Als Betroffene hatte sie die Gruppe in Öhringen besucht, ehe diese sich aufgelöst hatte. Schließlich gründete Vogt eine Selbsthilfegruppe im Neckar-Odenwald-Kreis. Jeden letzten Mittwoch im Monat tauschen sich seit einigen Jahren Betroffene und manchmal auch Angehörige im Mehrgenerationenhaus in der Buchener Hollergasse aus. So auch an jenem Mittwochabend im Februar, als die Fränkischen Nachrichten ein Treffen besuchen.

Zur Selbsthilfegruppe

  • Die Selbsthilfegruppe Adipositas trifft sich jeden letzten Mittwoch im Monat um 19 Uhr im Mehrgenerationenhaus in Buchen in der Hollergasse.
  • Die Teilnehmer kommen aus dem Neckar-Odenwald- und dem Main-Tauber-Kreis.
  • Weitere Informationen gibt es bei Diana Vogt, Telefon: 0176/80861902, E-Mail: diana_vogt@freenet.de.
  • Eine weitere Selbsthilfegruppe für an Adipositas erkrankte Menschen und deren Angehörige trifft sich in Bad Mergentheim.
  • Im Raum Tauberbischofsheim gibt es derzeit laut Angaben der AOK Heilbronn-Franken keine Selbsthilfegruppe. Die Sozialen Dienste der AOK können jedoch bei der Gründung mit Beratung und Schulungsmöglichkeiten unterstützen. Die Sozialen Dienste erreicht man per Mail (selbsthilfe-aok-heilbronn@bw.aok.de). mg

Als Normalgewichtiger könne man es sich nur schwer vorstellen, mit welchen alltäglichen Problemen ein adipöser Mensch zu kämpfen habe, erzählen die Betroffenen. Es seien nicht nur die vorwurfsvollen Blicke und manchmal auch Sprüche – insbesondere von Kindern. Die Fettleibigkeit erschwert auch das alltägliche Leben. Ausflüge mit der Familie werden zur Qual. „Ich war jahrelang mit meinen Kindern nicht im Schwimmbad oder im Indoor-Spielplatz“, sagt Simone.

Magen-OP kein Selbstläufer

Die etwa zehn Frauen, die am Februar-Treffen teilnehmen, verbindet nicht nur ihre Erkrankung: Sie haben sich auch alle einer Magen-OP unterzogen, um Gewicht zu verlieren. Oftmals werde dieser Weg als der einfache dargestellt, doch die OP sei kein Selbstläufer. Insbesondere die Zeit danach sei hart, berichten die Betroffenen. Der Magen wird dabei so verkleinert, dass nur noch eine geringe Menge Nahrung aufgenommen werden kann.

„Mit Mühe und Not schaffe ich eine Brezel“, verdeutlicht Gabi. Diana Vogt kann beispielsweise von einer Pizza drei oder vier Mal essen. Mit dem verkleinerten Magen einher kommen auch Begleiterscheinungen wie Unverträglichkeiten für bestimmte Lebensmittel und Übelkeit. Man müsse sein Verhalten ändern und lernen, damit umzugehen.

Adipositas-Betroffene haben die Entscheidung nie bereit

Dennoch hat keine der Frauen die Operation je bereut, vielen hat sie sogar das Leben gerettet. „Ich brauche Hilfe, sonst fress ich mich zu Tode“, hat Angelika damals zu ihren Ärzten gesagt, ehe sie sich für die Magen-OP entschied. Bei Claudias Entscheidung für die Operation hat auch die Selbsthilfegruppe eine Rolle gespielt. „Ich bin aus dem Treffen raus und wusste: Das ist mein Weg“, sagt sie. Denn die Betroffenen hätten von den positiven Erfahrungen berichtet und sie in ihrer Entscheidung gestärkt.

Mehr zum Thema

„FitNess“

Jeder dritte Jugendliche übergewichtig

Veröffentlicht
Von
pm/mg
Mehr erfahren
Gesundheit

Selbsthilfenetzwerk Neckar-Odenwald: Mutmacher und Ratgeber

Veröffentlicht
Von
pm
Mehr erfahren

Das ist einer der Gründe, warum die Betroffenen die regelmäßigen Treffen so schätzen: „Wir können uns zu aktuellen Themen austauschen und Rat suchen“, sagt Sabrina. Und Gabi ergänzt: „Ich wüsste nicht, wen ich sonst fragen sollte.“ Denn wegen jeder Kleinigkeit den Adipositas-Spezialisten aufsuchen, sei auch keine Lösung. So wird sich über Nahrungsergänzungsmittel oder Eiweißshakes ausgetauscht. Auch haben sie schon verschiedene Geschmacksrichtungen verkostet.

Für die Sommermonate, so entstand die Idee beim Februar-Treffen, wollen sich die Betroffenen vorher zum gemeinsamen, strammen Spazierengehen verabreden.

Redaktion Im Einsatz für die Redaktionen Buchen und Sport

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke