Faschenacht morgen

„Wir vertrauen auf die innere Kraft der Buchemer Faschenacht“

Bürgermeister Roland Burger spricht über die Verantwortung der Stadt für die Zukunft der jahrhundertealten Buchener Tradition

Von 
Martin Bernhard
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Wie sieht die Zukunft der Buchemer Faschenacht aus und was ist die Stadt Buchen bereit, für diese zu tun? Die Fränkische Nachrichten haben darüber mit Bürgermeister Roland Burger gesprochen.

Buchen. Die Buchemer Faschenacht ist ein Aushängeschild von Buchen. Regelmäßig berichten Fernsehsender über Faschenachtseröffnung, Ausgrabung und Umzüge. Wir haben mit Bürgermeister Roland Burger über die Verantworten der Stadt für die Faschenacht gesprochen und darüber, was die Stadt tun könnte, um die Zukunft dieser jahrhundertealten Tradition zu sichern.

Herr Burger, welche Bedeutung hat die Faschenacht für Buchen?

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Roland Burger: Vor allem emotional hat sie für viele Buchener eine große Bedeutung. Sie empfinden die Faschenacht als Besonderheit und Kostbarkeit, die untrennbar zu Buchen und natürlich auch zu den Stadtteilen gehört. Das hat neben der puren Freude am Feiern und Glossieren auch was mit Identifikation und Heimat zu tun. Wir haben in Buchen zwei Fixpunkte im Jahr: die Faschenacht und den Schützenmarkt. Auf diese beiden Höhepunkte im privaten Leben freuen sich viele. Gefühlt hat diese lokale Verankerung in Zeiten der Globalisierung –vor dem Hintergrund vieler Krisen und Ungewissheiten – ohnehin an Bedeutung gewonnen. Man braucht feste Haltepunkte, und dazu gehört auch die Faschenacht.

Wie hat sich die Faschenacht verändert?

Burger: Die Wirtschaften haben früher eine größere Rolle gespielt. Als Wirtssohn kann ich mich bis Ende der 1960-er Jahre erinnern. Damals gab es noch viele sehr gut besuchte Kappenabende der Vereine, zum Beispiel von DRK und Odenwaldklub. Nahezu jede Wirtschaft hatte auch einen eigenen Kappenabend mit Live-Musik. Da gab es wirklich denkwürdige Abende, an die heute noch viele Ältere gern zurückdenken. Das hat sich verändert. Den organisatorischen Rahmen, den die Faschenacht braucht, sehe ich gleichwohl als sehr stabil an. Mein Dank dafür gilt der „Narrhalla“, die sich natürlich auch verändert hat. Aus einem Verein der Honoratioren von Buchen mit vielen Geschäftsleuten und Innenstadthändlern wurde ein deutlich „bunter“ aufgestellter Verein. Dass die Faschenacht in Buchen nach wie vor über kreative Kräfte verfügt, zeigte der „Runde Tisch“, der sich spontan gegründet hat, als die frühere Prunksitzung Probleme bekam. Eine Lücke in der Saalfaschenacht drohte. Damals fanden sich Kräfte von außerhalb der „Narrhalla“, die sich der Buchener Faschenacht verpflichtet fühlten. Sie etablierten unter dem Narrhalla-Dach das neue Format der Hallesitzung. Entscheidend für die Zukunft wird sein, dass bei den diversen Gruppen und Vereinen das Zusammengehörigkeitsgefühl bestehen bleibt und der Generationenwechsel gelingt. Gottseidank werden immer wieder neue Talente entdeckt.

Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ändern sich: weniger traditionelle Gaststätten, zunehmende Anonymität in der Bevölkerung, abnehmendes Interesse an kommunalpolitischen Themen. Wir wird sich vor diesem Hintergrund die Faschenacht entwickeln?

Burger: Eine Kommune braucht einen öffentlichen Raum, in dem sie stattfindet und sich spiegelt. Die Stadt ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, ihre Mitglieder sind ihre Bürger. Jemand, der keine Zeitung mehr liest und nicht mehr Anteil nimmt an dem, was im Städtchen vor sich geht, versteht eher nicht, was auf die Bühne kommt und glossiert wird. Demjenigen geht´s dann bei der Faschenacht maximal ums Feiern, was schade ist, denn Faschenacht ist und kann mehr. Wie sich das weiterentwickelt, wird sich langfristig zeigen.

Wie beurteilen Sie die Situation der „Narrhalla“?

Burger: Die „Narrhalla“ ist institutionell unverzichtbar. Sie leistet Großes. Leider ist sie immer wieder Zielscheibe von Kritik, die in Buchen nicht immer fair ist. Ich habe hohen Respekt vor allen, die die Arbeit machen, um unser Brauchtum hochzuhalten. Das ist nicht immer ein Zuckerschlecken. Es ist wichtig, dass es immer wieder gelingt, Menschen einzubinden, um das Projekt „Faschenacht“ in die Zukunft zu führen.

Warum ist die „Narrhalla“ ein „stadttragender Verein“, wie Sie auf der vergangenen Mitgliederversammlung sagten?

Burger: Weil der Stellenwert der Faschenacht so hoch ist. Den institutionellen Rahmen dafür bietet die „Narrhalla“. In der Kernstadt ist sie für die Stadt der zentrale Partner in Faschenachtsfragen. Um die Narrhalla zu unterstützen, haben wir zum Beispiel das Parkdeck „narrennesttauglich“ umgebaut. Im Moment sind in der Faschenacht noch die geburtenstarken Jahrgänge der 1960-er Jahre dominant. In den nächsten zehn Jahren stehen wir aber vor personellen Umbrüchen. Es wird Veränderungen und Anpassungen geben. Ich bin aber optimistisch: Der Buchener hat seine Faschenacht so verinnerlicht, dass unsere Tradition auch Zukunft hat.

Welche Verantwortung übernimmt die Stadt für die Faschenacht?

Burger: Ich fühle mich der Faschenacht eng verbunden. Ich kann mich aber nicht selbst aufs Korn nehmen. Den Part übernehmen zum Glück andere… Die Stadt ist Partner der Institutionen, die sich für die Faschenacht engagieren, zum Beispiel Frauenbund, Kolping und „Narrhalla“ mit dem „Runden Tisch“. Wir setzen als Stadt den Rahmen für die Faschenacht, zum Beispiel in Form von Rechtsverordnungen, oder unterstützen in der Kernstadt bei praktischen Fragen wie dem Bühnenbau für das Faschenachtsspiel am Schmutzigen Donnerstag oder bei der Straßenreinigung

Die Faschenacht ist mehr als die „Narrhalla“. Wäre es denkbar, dass die Stadt irgendwann einmal einen Runden Tisch zur Faschenacht veranlasst oder moderiert?

Burger: Wir wollen die Faschenacht nicht an uns ziehen. Das wäre erst dann eine Option, wenn gar nichts mehr ginge. Ich hoffe und glaube nicht, dass es dazu kommt. Aus meiner früheren Tätigkeit weiß ich, dass die Stadt Osterburken in den 1960-er Jahren nach dem Untergang der damaligen FG Feurio in eine organisatorische Lücke gesprungen ist, um der Faschenacht mit städtischen Statuten organisatorisch einen Rahmen zu geben. Später hat sich dann auch wieder ein eigener Verein gegründet. Für die Buchener Faschenacht bin ich Optimist. Wenn sich Lücken auftaten, haben sich bisher immer Lösungen gefunden. Da unterstützen wir gerne, wollen aber nicht den Hut aufhaben. Mit anderen Worten: Ich glaube, dass unsere Faschenachtstradition eine große eigene, innere Kraft hat.

Redaktion

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