Wo steht die Buchener Faschenacht und welche Herausforderungen muss sie bewältigen? Die Redaktion hat sich darüber mit Herbert Schwing unterhalten, der seit mehr als 18 Jahren die FG „Narrhalla“ führt.
Buchen. Der gesellschaftliche Wandel macht auch vor der traditionellen Buchener Faschenacht nicht Halt. Traditionen wie das „Schnorren“ sind ausgestorben, der Buchener Elferrat sitzt bei der Hallensitzung nicht mehr auf der Bühne, sondern im Saal, und die Anzahl der Krachkapellen hat merklich abgenommen. Im Gespräch mit den FN äußert sich „Narrhalla“-Vorsitzender Herbert Schwing zur Situation von „Narrhalla“ und der Buchener Faschenacht.
Herr Schwing, wie beurteilen Sie die aktuelle Situation der Buchener Faschenacht?
Herbert Schwing: Als sehr gut. Seit zwei bis drei Jahren haben wir mehr Narrenräte. Außerdem haben wir bauliche Maßnahmen geleistet, zum Beispiel an der „Narrhalla“-Scheuer. Wir haben einen guten Zusammenhalt in der „Narrhalla“. Schlecht ist, dass Jugend Mangelware bei uns ist, wie überall. Wir sind dran, die Jugendarbeit wieder aufzubauen. Wir wollen Huddelbätz-Fahrten zu Umzügen in den nächsten Jahren stärker fördern. Leider hat die „Narrhalla“ keinen so starken Zulauf wie früher. Viele ältere Mitglieder sind gestorben. Diese zu ersetzen ist nicht so einfach.
Vor welchen Herausforderungen steht die Faschenacht?
Schwing: Die Veranstaltungen jedes Jahr durchzuführen und die Tradition hochzuhalten. Da ist doch alles gesagt, oder?
Wie ist die Altersstruktur der „Narrhalla“?
Schwing: Ab 25 Jahre aufwärts. Die Narrenräte sind alle viel älter. Aber das war schon immer so, und das nicht nur bei uns. Es ist sehr schwer, jungen Erwachsenen beizubringen, Verantwortung zu übernehmen. Wenn eine ältere Führung da ist, ist das etwas ganz Anderes.
Was unternimmt die „Narrhalla“ zur Nachwuchsgewinnung?
Schwing: Zwei junge Damen, ausgebildete Erzieherinnen, bauen zurzeit eine Jugendgruppe auf. Die beiden haben schon 2020 die Kinderprunksitzung organisiert. Da war die Stadthalle voll. Für eine Kindergruppe wollen wir mit Schulklassen und Kindergärten in Buchen zusammenarbeiten. Die Gruppe soll sich alle drei bis vier Wochen zum Spielen treffen. Mitmachen können Kinder ab einem Alter von fünf Jahren. Außerdem haben wir den Huddelbätz-Pass eingeführt. Kinder, die „Narrhalla“-Veranstaltungen als Huddelbätz begleiten, bekommen dafür Stempel und später einen Orden. Dadurch haben wir schon drei Mädchen im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren gewonnen. Jugendlichen muss man ein eigenes Programm bieten, sonst verlassen sie den Verein wieder. Der Aufbau einer eigenen Garde ist für uns kein Thema mehr.
Wie hat sich die Faschenacht verändert?
Schwing: Das Positive ist, dass die Faschenacht für alle offen bleibt. Der Huddelbätz ist ein freies Kostüm, das jeder tragen darf. Früher war die Faschenacht abgekapselter. Zum Beispiel war das Zunfthaus ein Heiligtum, das kaum einer betreten durfte. Die Beziehungen zu Hainstadt und Hettingen haben sich unheimlich verbessert – früher war das wie Gift und Galle. Negativ sind die Flut an Vorschriften und die Gebühren für Veranstaltungen. So haben wir in 2020 noch 50 Euro für den TÜV für Rosenmontagsumzugswägen bezahlt, dieses Jahr sind es 100 Euro.
Warum haben Sie sich ein weiteres Mal zum Vorsitzenden wählen lassen?
Schwing: Wegen des Zunfthauses. Ich möchte die Erweiterung unseres Faschenachtsmuseums über die Bühne bringen, bevor ich aufhöre. Außerdem pflege ich gute Kontakte nach Basel und ins Elsass. Die ehemaligen Vorsitzenden aus diesen beiden Vereinen haben denselben Nachnamen wie ich und sind im gleichen Monat geboren. Ich habe die beiden 2001 bei der Narrenmesse in Düsseldorf kennengelernt. Wir treffen uns ein Mal im Jahr. Bei der „Narrhalla“ sind wir auf einem guten Weg, die Nachfolge im Vorstand zu regeln.
Die Fußballabteilung des TSV Buchen veranstaltet am Fasche- nachtssamstag ein „Faschnachts-Dart“. Was halten Sie davon?
Schwing: Es gibt viele, die auf der Faschenachtswelle mitreiten. Das ist in Ordnung. Das beißt sich nicht mit der Hallesitzung und dem Wertschaftstreibe. Doch das allein wird nicht junge Leute bringen. Ob sich das lange hält, wird die Zeit zeigen.
Was wäre die Buchener Fasche- nacht ohne Narrhalla?
Schwing: Ich weiß nicht, ob sie ohne Narrhalla noch lange existieren würde. Eine Gruppe zu machen und durch Buchen zu laufen, das kann jeder. Aber es muss immer jemand da sein, der die Sache in der Hand hat. Wer würde dann die Verantwortung für Umzüge und größere Veranstaltungen übernehmen? Wenn der Kopf weg ist, weiß man nicht, wie lange der Körper noch läuft.
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