Neckar-Odenwald-Kreis. Mit einer Ehrenfanfare aus Jagdhörnern ging es los. Fuchs, Dachs und Wildsau standen Spalier, und Waldesgrün schmückte die Bühne der Alten Mälzerei in Mosbach. Die beiden Kreisjägervereinigungen Buchen und Mosbach (KJV) feierten gemeinsam Jubiläum. Logisch, dass die Jagdhornbläser beider Kreisvereine den imposanten musikalischen Rahmen lieferten.
Die eine – KJV Mosbach – war 1947, die andere – KJV Buchen – ein Jahr später gegründet worden. Im Verlauf ihrer Geschichte kennzeichneten gemeinsame Projekte wie Schießstand die Chroniken beider Vereinigungen. Da sei es auch eine geniale Idee, gemeinsam zu feiern, fand Bezirksjägermeisterin Elke Marko vom Präsidium des Landesjagdverbandes (LJV). „Davon können andere Vereinigungen nur träumen.“
Dass die Zeichen auf Veränderung für die Jagd stehen, verschwieg Marko nicht, doch sieht sie die beiden KJV schon wegen der gemeinsamen partnerschaftlichen Ausbildung des Nachwuchses gut aufgestellt. „Wir brauchen junge motivierte Jägerinnen und Jäger.“ Dafür bekam die Rednerin Zwischenapplaus.
„Pakt für die Jagd“ fortschreiben
Barbara Eck-Jaroschinsky, stellvertretende Kreisjägermeisterin der KJV Buchen, war die Moderatorin des Abends, zu dem auch Dr. Achim Brötel als Ehrengast geladen war. Der Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises erkennt eine „große gesamtgesellschaftliche Bedeutung“ in den ehrenamtlichen Leistungen der einzelnen Jägerinnen und Jäger für den Natur- und Umweltschutz. Er warb dafür, den „Pakt für die Jagd“ gemeinsam fortzuschreiben, der 2012 mit der Land- und Forstwirtschaft sowie den Kommunen geschlossenen worden war. Dass die Jagd sich in einem unübersehbaren Wandel befinde, steht auch für Brötel fest. Unter dem Stichwort „Klimawandel“ sei der Wald unbedingt widerstandsfähiger zu machen. „Dazu brauchen wir die Unterstützung der Jägerschaft.“
Direkt aus Berlin war Nina Warken in die Alte Mälzerei gekommen. Die CDU-Bundestagsabgeordnete schätzte, dass 90 Prozent der deutschen Bevölkerung jeglichen Kontakt zu Umwelt und zur Natur verloren hätten. „Sie“, wandte sie sich an die Jägerinnen und Jäger, „sind in direkter Beziehung zur Natur.“ Jagd sei eine Lebenseinstellung und die Kreisjägervereinigungen mehr als nur eine symbolische Heimat für die Jägerschaft.
Für Mosbachs Oberbürgermeister Julian Stipp sind die KJV als Ansprech- und Kooperationspartner wichtig, und er wünschte für den Prozess der Veränderung „gute Nerven“. Denn: „Es ist voll geworden im Wald, und Sie als Jägerinnen und Jäger bekommen das deutlich zu spüren.“
In ein ähnliches (Jagd)horn stieß Peter Hauk: „Jagd ist zunehmend öffentlich, da gibt es kontinuierlichen Rechtfertigungsdruck.“ Der Minister für Ländlichen Raum, in dessen Ministerverantwortung auch Wald, Wild und Jagd fallen, ist selbst Jäger und weiß, dass das Entscheidende im 21. Jahrhundert die Kommunikation sei. „Darüber, was Sie tun, und dass dies notwendig und wichtig ist, um den Kreislauf in der Natur zu erhalten.“ Hauk sprach von bewirtschafteter Natur, die eine große Artenvielfalt garantiere. Nur wo Förster, Landwirte, Waldbesitzer wirtschaften, könne Artenvielfalt sein; wo Jäger zusätzlich hinzukämen, könne das Gleichgewicht gehalten werden.
Womit der Minister bald beim umstrittenen Thema Wolf war. „Unerträglich“ findet Hauk die Situation der hohen Wolfsdichte in Deutschland. „Der Wolf braucht ein Management.“ Die Rolle der Jäger ist für den Minister klar: „Es muss ihnen zugetraut werden können, das sie selber entscheiden, nach einem Abschussplan Wölfe zu schießen oder nicht.“ Die Zuhörerinnen und Zuhörer applaudierten. Eine solche „Bewirtschaftung“ würde sich Hauk zudem für das „Allerweltsvieh“ Biber wünschen.
Über „große Jagdpolitik“ nicht zu sprechen, war er eigentlich angetreten. Doch als landesoberster Vertreter seiner Zunft tat Dr. Jörg Friedmann es schließlich doch mit seinem Festvortrag. Friedmann leitet den Landesjagdverband Baden-Württemberg. Er sei gebeten worden, den Bogen vom Gestern über das Heute zum Morgen der Jagd zu schlagen.
Die Chroniken vom Gestern bis zum Heute der Jubiläumsvereinigungen hatten zuvor die beiden Kreisjägermeister Roland Braun (KJV Buchen) und Heinz Gottmann (KJV Mosbach) in Bildern und Worten dem gut 200-köpfigen Publikum nahegebracht.
Das allgewärtige Schlagwort von den Veränderungen kam in Friedmanns Vortrag immer wieder vor. Doch: „Es wird anders, aber es wird nicht unbedingt schlechter.“ Ob Prädatorenbejagung, Klimawandel, Jagdhundesteuer oder Wildtiermanagement: Aufklärungsarbeit sei gefragt, Weiterentwicklung in eigentlich allen Bereichen, aber auch „etwas Anerkennung für unsere Tätigkeit“.
„Argumente sprechen für uns“
Im Spannungsfeld, in dem sich die Jagd befindet, sieht er den Landesjagdverband, Jägerinnen und Jäger als fachkundige Akteure und Anwälte des Wildes, die unter nachhaltigen Gesichtspunkten ihren Auftrag mit Leidenschaft erfüllen. „Wir müssen erklären, was wir tun und warum.“
Dabei ist Jörg Friedmann sich sicher: „Die Argumente sprechen für uns.“ Am Schluss appellierte er an die vor ihm sitzenden Mitglieder der Jägervereinigungen: „Engagieren Sie sich, vernetzen Sie sich, helfen Sie, die Jagd aktiv mitzugestalten. Wir sind die Anwälte der Wildtiere.“
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/buchen_artikel,-buchen-wir-sind-die-anwaelte-der-wildtiere-_arid,2139188.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/mosbach.html