Buchen. Als die Stadtkapelle Buchen „Hoch Badnerland“ auf dem Wimpinaplatz geschmettert hatte und die Ergebnisverkündung der Bürgermeisterwahl in Buchen am Sonntagabend zu Ende gegangen war, stellten sich noch viele Menschen in eine lange Schlange, um Roland Burger zu seiner Wiederwahl zu gratulieren. Zum zweiten Mal wurde der 59-Jährige in seinem Amt als Stadtoberhaupt Buchens bestätigt (wir berichteten). Normalerweise wird das gefeiert, und dafür war auch die Stadthalle reserviert. Doch Corona machte auch dieser Veranstaltung einen Strich durch die Rechnung.
Wie ließen Roland Burger und Felix Pflüger den Abend ausklingen?
Nach der Gratulationen vor dem Rathaus hatten einige Mitarbeiter der Verwaltung ein paar Gläser Sekt im Foyer des Rathauses vorbereitet. „Das war nicht geplant. Wir haben angestoßen. Mit dabei waren auch einige Bürgermeister-Kollegen“, so Burger. Bei Felix Pflüger war es so: „Mit meiner Familie und meinen engsten Freunden und Mitstreitern sind wir noch zusammengesessen.“„Ein Bierchen“ sei nach diesem Wahlkampf auch erlaubt gewesen.
Wie ist das Ergebnis zu bewerten?
Roland Burger weiß mit 65,9 Prozent der Stimmen fast zwei Drittel der Bürger hinter sich. Dass ihm dieses Ergebnis „Rückenwind“ gebe, so wie er am Sonntagabend noch sagte (wir berichteten), zeigt, dass der Amtsinhaber auch mit weniger Stimmen gerechnet hatte. Zwei Komponenten sind für ein 24,3-prozentig schlechteres Wahlergebnis als vor acht Jahren ausschlaggebend. Erstens: Auch wenn Burger in seinen bisherigen beiden Amtszeiten der Stadt viel Gutes tat, so nutzt sich ein Bürgermeister in 16-jähriger Schaffenszeit ab, auch weil man es freilich nicht jedem recht machen kann. Und immer mehr Menschen neigen dazu, nicht das Ganze, sondern zu allererst das eigene Wohl zu sehen. Und dann wird abgewählt! Dass das nicht passiert ist, zeigt dann doch Burgers Stärke und Fachkompetenz. Zweitens: Felix Pflüger wurde erst einmal belächelt, als er seine Bewerbung abgab. Doch spätestens seit der Kandidatenvorstellung in der Stadthalle wusste man: Der junge Mann hat Feuer und Visionen – und die wusste er vor allem bei der Jugend anzubringen. Seine 31,8 Prozent sind mehr als ein respektables Ergebnis. Pflüger hat den Trend auf Bundes- und Landesebene auch ins Kommunale transportiert: Junge Menschen tun sich mit konservativer Politik, so wie sie auch Roland Burger vertritt, immer schwerer.
Was fällt beim Blick auf die einzelnen Ergebnisse auf?
Vor allem das Ergebnis von Hainstadt. Hier sind Burger (50,8 Prozent) und Pflüger (48,3 Prozent) fast gleichauf. Das lässt sich mit dem Thema „Marienhöhe“ begründen. Die Haupttransportwege zur Erschließung des Baugebiets führen durch Hainstadt. Darüber sind die Bürger des Stadtteils nicht erfreut. Amtsinhaber Burger sieht die „Marienhöhe“ mit ihren etwa 160 Bauplätzen als eine Maßnahme für die Zukunftssicherung der Stadt. Herausforderer Pflüger geißelte dieses Projekt als „Fehler“. Viele Hainstadter gaben ihm also recht.
Immer informiert sein
Warum gingen erneut deutlich weniger als die Hälfte der Wahlberechtigten an die Urne?
Das hat mehrere Gründe: Viele dachten „Burger mach’s eh wieder“ und sind daheim geblieben. Corona hielt gewiss viele ältere Menschen vom Gang in die Wahllokale ab. Und auch dieser Gedanke ist interessant: Durch die vielen Möglichkeiten, erschwinglichen Baugrund zu erwerben, siedeln sich in Buchen seit Jahren immer mehr „Auswärtige“ an. Vielen fehlt gewiss (noch) der Bezug zur Stadt und damit das Gefühl, ein „Buchemer“ zu sein. Deshalb könnte es vielen Neubürgern recht egal gewesen sein, dass da am vergangenen Sonntag eine Bürgermeisterwahl stattfindet.
Welchen Einfluss haben die vielen Briefwähler auf das Ergebnis?
Mit 3583 Stimmen wurden nur noch knapp 58 Prozent der Wahlzettel direkt an der Urne abgegeben. 2645 Briefwähler komplettieren die 6228 Wähler. Das ist ein Trend, der nicht nur der Corona-Pandemie geschuldet ist. Welchen Einfluss das aufs Ergebnis hat? Hier gibt es keine klare Antwort, sondern man muss einen Blick in die Glaskugel wagen. Wenn viele Bürger weit vor dem Wahltag ihre Kuverts abgegeben haben, dann kann man das als Plus für den Amtsinhaber sehen. Dagegenhalten kann man: Die jungen Menschen sind „modern“ und gehen nicht mehr sonntags an die Urnen – also könnten in den Kuverts mehr Pflüger-Stimmen gelegen haben.
Wann beginnt die dritte Amtszeit Roland Burgers?
Am Dienstag, 1. Februar 2022, startet die dritte Amtszeit und geht bis 31. Januar 2030.
Kann sich Felix Pflüger aufgrund dieses Achtungserfolgs später eine weitere Kandidatur vorstellen?
„Wichtig war mir, dass ich das erste Mal in meiner Heimatstadt kandidiert habe“, sagte Pflüger zu diesem Thema. Ob er seinen Hut auch in einer anderen Kommune in den Ring werfen wird, wusste er am Wahlabend noch nicht: „Erst einmal sacken lassen, dann sehen wir weiter“, meinte er mit einem Grinsen.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/buchen_artikel,-buchen-wahlnachlese-in-buchen-interessantes-ergebnis-in-hainstadt-_arid,1885935.html
Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Wiederwahl von Roland Burger: Jetzt sind in Buchen alle gefragt