Hettingen. Das Zelt war beim Jubiläumsabend am Samstagabend nahezu so voll, wie wenige Stunden zuvor, als rund 900 Gäste des „Heddemer Jahrgangstreffen“ dort ihr Mittagessen eingenommen hatten. Und die Stimmung passte auch, wenn auch bei manchen Wortbeiträgen im hinteren Bereich des Zeltes Unruhe aufkam. Dann läutete Moderator Gundolf Scheuermann, Vorsitzender des Heimatvereins Hettingen, lautstark die Glocke, die er bei Albert Kirchgeßner im Laden gefunden hatte.
Die „1250-Johr-Kapelle“ zog ein, und Ortsvorsteher Timo Steichler führte bei seiner Begrüßung das Publikum auf eine Reise in die Vergangenheit. Hettingen sei früher von Landwirten und Handwerkern geprägt gewesen. Es habe Kriege und Epidemien überstanden. „Immer wieder standen die Bewohner zusammen“, sagte er. Auch die zunächst ungeliebte Eingemeindung habe man angenommen. „Wir haben uns ein gesundes Selbstvertrauen bewahrt“, stellte der Ortsvorsteher fest. „Möge Hettje ein lebenswerter Ort bleiben!“
Ingo Raab, Armin Kreuter und Thomas Stahl starteten mit der Melodie der Eurovisionshymne in den Abend. Im Willkommenslied mit Hettinger Text konnte man auch Passagen aus dem „Freggermarsch“ entdecken. Das Trio sorgte mit der „1250-Johr-Kapelle“ den ganzen Abend über für Stimmung.
Minister Peter Hauk wies darauf hin, dass die Hettinger im Jahr 1952 zu über 90 Prozent gegen eine Fusion von Baden mit Württemberg gestimmt hätten. Ähnlich sei es 1974 gewesen, als es zur „Zwangseingemeindung“ gekommen sei. Jetzt lebe man „in einer starken Stadt Buchen, in einem starken Baden-Württemberg und einem freien Deutschland.“
Auch Bürgermeister Roland Burger erinnerte daran, dass sich die Begeisterung Hettingens, mit Buchen zu fusionieren, in Grenzen gehalten habe. Doch der Fusionsvertrag trage „maßgeblich die Hettinger Handschrift“. Inzwischen wisse man, dass die Angst der Hettinger, ihre Identität zu verlieren, unbegründet gewesen sei. „Hettingen hat ein großes Talent, Feste zu organisieren und zu feiern“, stellte Burger fest. „Das ist sensationell! Meine Hochachtung vor der Gemeinschaftsleistung der Vereine!“
Auch der ehemalige Landtagsabgeordneter Manfred Pfaus ging auf die Gründung der neuen Stadt Buchen ein. „Das war eine gute Option“, betonte er. „Das ist ein guter Geist, der hier herrscht“, lobte Landrat Dr. Achim Brötel die Hettinger. Die Ortschaft habe sich ausgezeichnet entwickelt. „Hettingen hat nie den Kopf in den Sand gesteckt, sondern immer nach vorne geguckt“, sagte Brötel. Er lobte die zupackende Art der Hettinger, ihren Gemeinschaftsgeist und ihre lebensbejahende Grundeinstellung zu Festen und Feiern. Hettingen könne selbstbewusst nach vorne schauen.
Der Fassanstich fiel aus
Der im Programm angekündigte Fassanstich fiel anschließend mangels Fass recht trocken aus. Und da es in diesem Jahr keinen Festumzug gab, durften die Honoratioren zu den Klängen der Kapelle durchs Zelt ziehen, ihnen voran Wolfgang Kuhn, der „Döfeles-Bu“ von vor 50 Jahren.
Die Schautanzgruppe der Fastnachtsgesellschaft sorgte mit ihrem Tanz „Heimat“ für Schwung. Sie wird trainiert von Nora Mackert, Annika Gremminger, Paulina Kern und Kim-Joana Kreuter. Anschließend brachten die FC-Turner das Publikum zum Staunen. Die sieben Athleten zogen mit einem Barren als Maurer auf die Bühne und begeisterten unter anderem mit Salti, Handständen und Sprüngen. Sie werden von Lukas Schmitt, David Dittrich, und Michael Schmelcher trainiert.
Gundolf Scheuermann blickte auf die Geschichte seines Heimatorts zurück, von den Anfängen bis zur Gegenwart. Gerda Mackert steuerte ein Gedicht zum Programm des Abends bei. Nach einem Reigen gefühlvoller Lieder mit Hettinger Texten des Trios um Ingo Raab erzählten Eckehard, Joachim und Johannes Kirchgessner originelle „Hettemer Gschichtli“, garniert mit zünftiger Musik.
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