Buchen. „Der Verein Bezirksmuseum hat gut gearbeitet“ stellte Bürgermeister Roland Burger bei der Mitgliederversammlung des Vereins im Versammlungsraum im Marstallgebäude fest. Tatsächlich liegt ein Jahr mit viel Arbeit hinter den Mitarbeitern des Museums. Besonders das Besucherkonzept mit kostenlosen Führungen jeden Sonntag brachten den Verein an die Grenze der Belastbarkeit.
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Dr. Wolfgang Hauck stand die Totenehrung an, wobei er besonders an die Ehrenmitglieder Ludwig Schwab und Albert Lester erinnerte.
Hauck erinnerte an einige markante Punkte im Ablauf des vergangenen Jahres. So wurde die „Büro-Etage“ im Marstallgebäude von der Stadt renoviert und vom Verein neu geordnet. Im Versammlungsraum wurde ein Whiteboard installiert, das Hauck an diesem Abend auch zur Darstellung des Geleisteten nutzte.
Mit der neuen Hardware-Ausstattung wird unter anderem die digitale Archivierung der Museumssammlung vorangetrieben. Vor dem Abschluss steht die Neuausrichtung des Sprachraums. Dort wird demnächst eine wandgroße Tafel mit einer Karte der Region installiert, auf der Besucher über QR-Codes den Dialekt des jeweiligen Ortes auf dem Smartphone anhören können, wie Dr. Isabell Arnstein berichtete.
Das Bezirksmuseum betreut zusammen mit dem Heimatverein Mudau den Mundartweg, der mittlerweile von Großrinderfeld bis Obrigheim führt, einen kleinen Abstecher an den bayerischen Untermain hat und demnächst vielleicht auch nach Hessen führen wird. Bürgermeister Roland Burger ergänze, dass alle 14 Buchener Ortsteile jeweils eine Tafel mit Hörbeispielen bekommen sollen. „Wir haben unseren Sprachraum auf ein digitales Niveau gehoben“, stellte Wolfgang Hauck zufrieden fest.
Das Museum ist Kooperationspartner beim Konzept „buchen gedenkt“. „Längerfristig sollte man den Opferbegriff weiter fassen und deutlich machen, wie ein verbrecherisches System alle erfasst, auch diejenigen, die zunächst vielleicht glaubten, für eine richtige Sache einzutreten“, stellte der Vorsitzende fest. Das solle man sich als eine Lehre aus der jüngsten Vergangenheit klarmachen, wenn man die aktuellen politischen Strömungen betrachte.
Bürgermeister Burger ergänzte, das Konzept sei auf eine lange Zeit angelegt; über 100 Opfer der Nazi-Zeit sollten wieder ins Bewusstsein zurückgerufen werden, ihre Biographien zum Beispiel von Geschichts-AGs recherchiert werden. Das Konzept von „buchen gedenkt“ sei „zeitgerechter als die Stolpersteine“.
Der neue Schwerpunkt des Museums für die kommende Zeit liege auf der Öffnung des Hauses, stellte Dr. Wolfgang Hauck fest. Vorstandsmitglied Sibylle Ostien erläuterte anschließend das Besucherkonzept. Es sieht über das ganze Jahr Öffnungszeiten an den Sonntagen vor (früher war das Museum im Winterhalbjahr geschlossen) sowie kostenlose Führungen an jedem Öffnungstag. 13 Mitarbeiter erläuterten bisher insgesamt 24 unterschiedliche Themenbereiche.
Rund 50 Themenkreise
Da das Museum aber rund 50 Themenkreise abdeckt, sei es wünschenswert, dass sich weitere Personen für Führungen zur Verfügung stellen. Mitglieder- und Mitarbeiterwerbung ist auch nach Ansicht der Teilnehmer der Versammlung dringend notwendig.
Die Zahl der Mitglieder des Museumsvereins hat sich weiter nach unten entwickelt und liegt derzeit bei 356 (im Jahr 2015 waren es noch 400). Insgesamt kamen 2024 rund 900 Besucher ins Museum, davon rund die Hälfte Einzelbesucher. Sibylle Ostien bedauerte, dass die Resonanz von Seiten der Schulen – zum Beispiel zum Besuch der Sonderausstellung „Buchen im Rad der Zeit“ – eher bescheiden ausfiel.
Den Kassenbericht trug Schatzmeisterin Dr. Isabell Arnstein vor. Einnahmen und Ausgaben bewegten sich im Rahmen der letzten Jahre. Der Vorsitzende ergänzte, dass die Restaurierung der Sammlung jährlich einen bedeutenden Raum einnehme. Diese „präventive Konservierung“ – jährlich rund 20.000 Euro – werde mit 90 Prozent bezuschusst (50 Prozent vom Land und 40 Prozent von der Stadt).
Da die beiden Kassenprüfer Ludwig Müller und Bernd Morschhäuser die Finanzen für in Ordnung befunden hatten, stelle Bürgermeister Burger den Antrag auf Entlastung der Schatzmeisterin und des Vorstands, die einstimmig erfolgte.
Burger erinnerte daran, dass die Stadt als Besitzerin der Gebäude im Museumsareal jährlich rund 120 000 Euro für den Unterhalt ausgebe. Das Museum sei als „Wissensspeicher“ wichtig für die Stadt. Als Vorsitzender der Bürgerstiftung gab der Bürgermeister bekannt, dass in diesem Jahr 1500 Euro zur Verfügung gestellt würden, die das Museum für einen weiteren Satz Klappstühle sowie eine sachgerechte Aufbewahrung der Münzen und der großen Notgeldsammlung ausgeben will.
Nach dem Dank des Vorsitzenden endete die Versammlung mit einem Vortrag von Professor Siegfried Schenk über die Wiesenwässerung entlang der Morre. Schenk hatte mit seinen Studenten bei zahlreichen Exkursionen die Überreste dieser seit dem 14. Jahrhundert bezeugten Bewirtschaftung der Au- und Hangwiesen vermessen und großformatige Karten davon herstellen lassen. Die Wiesenwässerung ist auch Thema der aktuellen Doppelausgabe des „Wartturms“. str
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/buchen_artikel,-buchen-mitglieder-und-mitarbeiterwerbung-dringend-notwendig-_arid,2264708.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/mudau.html
[2] https://www.fnweb.de/orte/grossrinderfeld.html