Katholische Kirche

„Mit Christus sieht man am besten“

Hettingen begeht sein Patrozinium gemeinsam mit Erzbischof Stephan Burger. Seit mehr als 300 Jahren befinden sich dort Reliquien der Heiligen Odilia

Von 
Martin Bernhard
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Erzbischof Stephan Burger (MItte) zelebrierte die Heilige Messe am Sonntagmorgen in Hettingen gemeinsam mit Dekan Johannes Balbach, Andreas Knapp und Pius Kirchgessner. © Martin Bernhard

Buchen. Seit mehr als 300 Jahren besitzt die katholische Pfarrgemeinde „St. Peter und Paul“ in Hettingen Reliquien der Heiligen Odilia. Mit dreijähriger Verspätung feierte die Gemeinde am Sonntag dieses Jubiläum mit einem Hochamt mit Erzbischof Stephan Burger.

Nahezu alle Sitzplätze der Kirche waren besetzt. Ehrengäste wie Landrat Dr. Achim Brötel, Ehrenbürger Josef Frank und Bürgermeister Roland Burger waren zu dem Fest gekommen. Außerdem hieß man Vertreter der syrisch-orthodoxen Kirche aus Leipzig willkommen. Der Kirchenchor von Hollerbach und Oberneudorf unter der Leitung von Jochen Schwab, hatte, verstärkt um einige Projektsänger, auf der Empore Aufstellung genommen. Er trug mit seinem Gesang zur Feierlichkeit der Heiligen Messe teil. Der Erzbischof zelebrierte den Gottesdienst gemeinsam mit Dekan Johannes Balbach sowie den Priestern Pius Kirchgessner und Andreas Knapp.

Dekan Balbach erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass 1720 der Fuldaer Weihbischof Reliquien der Heiligen Odilia Hettingen geschenkt habe. „Es ist eine große Ehre und Freude, dass der Erzbischof heute da ist“, sagte Balbach.

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Stephan Burger schlug in seiner Predigt einen Bogen von der Heiligen Odilia, die im siebten und achten Jahrhundert lebte, in die heutige Zeit. Er stellte seine Ansprache unter den Grundsatz: „Mit Christus sieht man am besten.“ Mit der Schenkung der Reliquien der Heiligen an Hettingen, habe sich das Dorf zu einem Wallfahrtsort entwickelt. Die Kirche und die Beichtstühle seien damals voll gewesen. „Wie sich das heute entwickelt hat, wissen Sie selbst am besten“, sagte Burger. Entscheidend bei allem Auf und Ab der Kirchenentwicklung, sie die Botschaft von Jesus Christus entscheidend.

Dennoch: Die Kirche befinde sich im Umbruch. So sei der Anteil der Menschen in Deutschland, die einer christlichen Kirche angehörten, auf unter 50 Prozent gefallen. „Woran liegt es, dass die Menschen den Glauben nicht mehr so leben wir früher?“Die jungen Leute haben nach Meinung von Burger einen anderen Zugang zu Glaube und Religion entwickelt.

Die Kirche reagiere darauf mit Reformbemühungen wie dem Synodalen Weg. „Der Säkularisierungsprozess der Gesellschaft wird sich dadurch nicht aufhalten lassen“, stellte Burger fest.

Die „Kirchenentwicklung 2030“ sieht der Erzbischof als Chance. Denn sie verfolge das Ziel, an einzelnen Menschen Seelsorge zu leisten. Die Kommunikation zwischen Kirche und Mensch werde direkter. Er appellierte an die Katholiken, sich zu fragen, wie man selbst den Glauben gelebt habe. Denn die Vorbildwirkung sei für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen entscheidend. „Kinder und Jugendliche sind immer Kinder und Jugendliche ihrer Zeit“, betonte Burger. Es brauche aber immer Zeit um festzustellen, was Jesus Christus für einen persönliche bedeute. „Diese Arbeit können wir unseren Kindern nicht abnehmen“, sagte der Erzbischof. Deshalb appellierte er an die Erwachsenen, Geduld, Ausdauer und Vertrauen in Gott zu haben.

„Odilia ist mit Christus sehend geworden“, erinnerte Erzbischof Burger an das Leben der Heiligen. „Davon gibt die Wallfahrt in Hettingen Zeugnis.“ Er forderte die Gläubigen dazu auf, bei allen Schwierigkeiten, die die heutige Zeit mit sich bringt, sich nicht zurückzuziehen und abzukapseln. „Wir müssen uns in unseren Gemeinden um die Beziehung zu Jesus Christus kümmern!“ Dann bräuchte man sich keine Sorgen um die Zukunft machen. „Christus ist immer noch unter uns“, sagte Burger. „Jeder von uns soll selbst zur Monstranz werden, die Christus in sich trägt.“ Der Heiligen Odilia sei dies gelungen. „Warum nicht auch uns?“, frage er. „Nur mit Christus im Herzen sehe ich am besten.“

Augen für Wirklichkeit öffnen

Die Botschaft der Heiligen Odilia sei wichtiger denn je, stellte Landrat Dr. Achim Brötel in seiner Ansprache fest: „Wir brauchen jemanden, der uns die Augen öffnet.“ Wer seine Augen vor der Lebenswirklichkeit verschließe, lebe schnell nur noch in seiner eigenen Welt. So dürfe sich auch die Kirche der Lebenswirklichkeit nicht verweigern. Der Landrat bezeichnete die Rolle der Frau in der Katholischen Kirche als „völlig antiquierte und im Lauf der Jahrhunderte zentimetertief verstaubte Grundeinstellung“. Brötel wünscht sich eine „moderne, eine den Menschen und der Lebenswirklichkeit in allen ihren Facetten zugewandte Kirche.“ Er lobte den Erzbischof dafür, dass er für die Erneuerung der Kirche eintrete.

Im Anschluss an den Gottesdienst zogen die Gläubigen bei einer Prozession mit drei Stationen durch Hettingen. Der Musikverein Hettingen untermalte den Zug der Gläubigen mit seiner Musik.

Redaktion

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