Traditionsfiguren der Buchener Faschenacht

Mehr als 2000 Buchener tragen einen „Huddelbätz“

Viele sind gar nicht so uralt, wie man zunächst glauben mag. Wie der Blecker zum Symbol der Buchener Faschenacht wurde

Von 
Michael Fürst
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Keine andere Figur wird so sehr mit der Buchener Faschenacht in Verbindung gebracht wie der „Huddelbätz“. Er entstand im 19. Jahrhundert. © Dr. Jürgen Strein

Buchen. Für den, der sich mit Traditionsfiguren der Buchener Fasche-nacht auseinandersetzt, ist es hilfreich, sich zunächst die Bedeutung des Wortes „Tradition“ vor Augen zu führen. Der Duden sagt: „Etwas, was im Hinblick auf Verhaltensweisen, Ideen, Kultur o. Ä. in der Geschichte, von Generation zu Generation innerhalb einer bestimmten Gruppe entwickelt und weitergegeben wurde und weiterhin Bestand hat.“ Von einer Zeitspanne ist da keine Rede, und das ist mit Blick auf die Buchener Traditionsfiguren gut so, denn fast alle sind gar nicht so uralt wie man glauben mag. Im Gegenteil: Die meisten von ihnen wurden erst tief im 20. Jahrhundert „erfunden“ – wie uns auch das FN-Buch „Fasche-nacht in Buchen“ von Jürgen Strein und Rainer Trunk lehrt. Hier ein Blick auf wesentliche Figuren:

Huddelbätze: Wie keine andere Figur wird der „Huddelbätz“ mit der Buchener Faschenacht in Verbindung gebracht. Über ihn wird erstmals 1839 berichtet. Dahinter verbirgt sich ein „Kerl“ (Bätz) in einem Lumpenanzug (Hudel). Während dieses Fleckenkostüm einst nur an bestimmte Buchener Familien geknüpft war, wird der „Huddelbätz“ mittlerweile von weit mehr als 2000 Buchenern getragen. So bunt wie heute war er allerdings nicht immer, denn im 19. Jahrhundert wurde er aus Stoffabfällen gefertigt. Komplett ist das Kostüm nur mit Spitzmütze, weißem Kragen und weißen Handschuhen. Zudem muss der „Huddelbätz“ einen Reisigbesen tragen.

Das Original des Buchener Bleckers steht im Bezirksmuseum. © Fürst

Strohbären: Hier wird ein Mann komplett in Stroh eingebunden; er trägt einen Bärenkopf aus Pappmaschee. Der Strohbär verkörpert den auszutreibenden Winter und wird am Gänsmarsch von Herren in Frack und Zylinder „getrieben“.

Härle/Fräle: „Herr und Frau“ treten vor allem in Gruppen als Archierer (Leute, die Ortsgeschehen glossieren) auf. Sie erkennt man an den Masken und alten Klamotten. Und das ist ganz einfach begründet: Früher zog man zur Fastnacht halt einfach seine alten Kleider an.

Schnorrer: Zu den ursprünglichen Bestandteilen der Buchener Faschenacht gehört das Schnorren. Darunter versteht man, dass maskierte Menschen mit verstellter Stimme zu den Leuten, beispielsweise in einer Gaststätte, sprechen, mit ihnen Witze machen und sie aufs Korn nehmen. Das Schnorren war zuletzt fast völlig eingeschlafen.

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Müller: Sie bewarfen an Rosenmontag die Zuschauer mit Spreu. Das war zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ende der 70er Jahre zogen die Müller vom Rosenmontag auf den Sonntag um. Dies auch deshalb, weil es früher vor dem Gänsmarsch einen eigenen Umzug der Müller gegeben haben soll. Noch heute ziehen die Müller eine Stunde vor dem Gänsmarsch durch die Buchener Straßen.

Krähwinkler: Lange war der Krähwinkler aus der Faschenacht verschwunden; doch vor wenigen Jahren wurde er wiederbelebt. Auf einem sich dauernd drehenden Wagenrad müssen sich zwei Burschen halten – was die Umzugszuschauer belustigt. Sie verkörpern Tag und Nacht oder Sommer und Winter. Der Krähwinkler ist eine der ältesten Buchener Faschenachtsgruppen.

Der Blecker: Obwohl sein Ursprung auf das Mittelalter zurückgeht, wurde er erst nach 1905 zum Symbol der Buchener Faschenacht. Er war einst als Figur, die Schaden von der Stadt fernhalten soll, in die Stadtmauer eingebettet. Er wurde nach Grünsfeld verkauft und von dort zurückgeholt. Vermutlich fand er durch Jakob Mayers Gedicht „Bleckers Erinnerung“ den Weg in die Fastnacht. Das Ritual des Hintern küssens hat Buchen aber nicht exklusiv. Es ist weltweit verbreitet.

Ressortleitung Reporterchef und Leiter der Sportredaktion

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