Rinschheim. Überall dabei sein, hören, aber nichts sagen, war die Devise von Bürgermeister Karl Göbes. So war er bei allen Besprechungen zugegen, die die Gründung einer neuen Gemeinde im Raum Altheim/Götzingen zum Inhalt hatten. Konkret äußerte man sich in Rinschheim erst nach der Aufforderung zur Entscheidung, ob man der zweiten Zielplanung zustimme oder nicht. Die auf den 14. Mai 1973 einberufene Bürgerversammlung, der im Anschluss eine Gemeinderatsitzung folgte, fand wenig Resonanz. Es waren nur 13 Bürger gekommen.
Mit Buchen verwachsen
Die FN schrieben am 15. Mai 1973: „Gemeinderat und Bürger waren sich einig, dass die Gemeinde Rinschheim mit Buchen und seinem Umland verwachsen sei, sich Buchen zugehörig fühle und man der Zielplanung zustimmen könne. Eine freiwillige Eingemeindung lehne man jedoch ab, da laut Aussagen von Abgeordneten eine Gemeinde, die kraft Gesetzes eingemeindet werde, finanziell gleichwertig behandelt werden muss“.
Bei der anschließenden Abstimmung entschieden sich fünf Gemeinderäte gegen eine freiwillige Eingemeindung, ein Gemeinderat meinte, man solle doch Verhandlungen mit Buchen führen. Auch Rinschheim machte von der Möglichkeit, die das Vorschaltgesetz einräumte, Gebrauch und wählte am 3. Dezember 1973 den bisherigen Bürgermeister Karl Göbes zum neuen Bürgermeister.
Die Landesregierung machte jetzt aber ernst mit der Gemeindereform und erließ das Schlussgesetz zur Gemeindereform. Für den Raum Buchen sind die Gemeinden genannt, die zusammen mit der Stadt Buchen die neue Stadt bilden sollten. Es waren dies die Gemeinden Hettingen, Hainstadt, Götzingen, Hettigenbeuern, Rinschheim, Eberstadt und Hollerbach. Gemäß Artikel 74 Absatz 2 Landesverfassung und Paragraf 8 Absatz 3 der Gemeindeordnung ist vor einer Änderung des Gemeindegebietes die Bevölkerung zu hören.
Diese Anhörung wurde in Vollzug des Gemeindereformgesetzes am 20. Januar 1974 durchgeführt und brachte für Rinschheim folgendes Ergebnis: Wahlberechtigte 221, abgegebene Stimmen 148, mit ja (Eingliederung nach Buchen) 18 (12 Prozent), mit nein 126 (85 Prozent) bei vier (3 Prozent) Enthaltungen.
Zuvor fand am 8. Januar 1974 auf Einladung von Bürgermeister Braun in Götzingen ein Gespräch statt, zu dem auch Rinschheim geladen war. Bürgermeister Karl Göbes, der mit seinem gesamten Gemeinderat an der Besprechung teilnahm, sagte, dass Rinschheim im Falle einer Eingliederung nicht schlechtergestellt werden dürfe als andere Gemeinden. Konkret werde er sich noch schriftlich äußern. Mit Schreiben vom 17. Januar 1974 teilte der Rinschheimer Bürgermeister seinen Maßnahmenkatalog mit, so unter anderem den Bau der Kläranlage zusammen mit Götzingen, Ausbau der Ortsdurchfahrten, Bau eines Gemeindesaales mit Feuerwehrgeräteraum und Bau einer Friedhofshalle.
In einer Bürgerversammlung am Vorabend der Bürgeranhörung erläuterte Göbes seine Forderungen. Doch schon in der anschließenden Diskussion war erkennbar, dass man einer freiwilligen Eingliederung nach Buchen nicht zustimmen werde. Nach der ablehnenden Haltung der Rinschheimer Bürgerschaft verzichtete Bürgermeister Göbes auf jedes weitere Gespräch mit Buchen.
Unklare Aktenlage
Es ist aus den Akten nicht ersichtlich, warum Rinschheim nicht an der Fusion zur neuen Stadt Buchen teilnahm. Noch am Tag des Abschlusses des Fusionsvertrages mit Hettingen, Hainstadt, Götzingen und Hettigenbeuern am 26. Juni 1974 wurde Rinschheim in die neue Stadt eingegliedert. Ortsvorsteher wurde der ehemalige Bürgermeister Karl Göbes, die Gemeinderäte Karl Blank und Josef Linsler gehörten bis zur Kommunalwahl im April 1975 dem Übergangsgemeinderat an.
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