Buchen. Sektempfang zu Beginn, Häppchen am Ende und dazwischen viele Reden: So laufen Jubiläumsveranstaltungen häufig ab. Der „Zweckverband Interkommunaler Gewerbepark Odenwald“ (IGO) verzichtete bei seiner Feier in der Halle von „Häfner Veranstaltungstechnik“ am Samstagvormittag auf Grußworte. Stattdessen bat Moderator Andreas Hildenbrand, im Hauptberuf IHK-Geschäftsführer in Mosbach, die potenziellen Grußwortredner auf die Bühne.
Doch zunächst sprach Verbandsvorsitzender Roland Burger zu den Gästen. „Wir feiern eine Erfolgsgeschichte“, stellte er fest. „Die hohe Projektförderung für den Regionalen Industriepark Osterburken sorgte in Buchen für Inspiration.“ Am Ende blieb das erwartete Geld zwar aus. Die drei Kommunen investierten dennoch im Laufe der Jahre insgesamt 40 Millionen Euro in das Gewerbegebiet. „Und das hat sich vorbildlich entwickelt“, stellte der Buchener Bürgermeister fest. Vor 25 Jahren habe die Arbeitslosigkeit bei zehn Prozent gelegen. „Da war Handeln ein Gebot der Stunde“, sagte Burger.
Gute Entwicklung
Viele der im IGO ansässigen Unternehmen hätten sich sehr gut entwickelt. Erweiterungen des Gewerbeparks seien hinter der Firma Reifen-Scheuermann und in Richtung Bundesstraße denkbar. Die Einzelhandelszone sei ein Magnet in der Region. „Wir feiern die gute interkommunale Zusammenarbeit und den wirtschaftlichen Erfolg“, betonte Burger.
Beim Podiumsgespräch mit Landrat Dr. Achim Brötel, Bundestagsabgeordneter Nina Warken sowie den Bürgermeistern Roland Burger (Buchen), Dr. Norbert Rippberger (Mudau) und Thorsten Weber (Limbach) ging es unter anderem darum, was der Bund für die Unternehmen tun könne. Nina Warken (CDU) forderte ein Entlastungspaket für alle Unternehmen wegen der hohen Energiepreise. „Aus meiner Sicht muss da mehr getan werden“, sagte sie. Man müsse sich bei Energie unabhängig machen, zum Beispiel durch den Einsatz von Kohle und Biomasse. Auch den Zustrom von Flüchtlingen, der größer sei als 2015, sieht sie als besondere Herausforderung.
„Die kommunale Zusammenarbeit ist besser denn je“, stellte Landrat Dr. Achim Brötel fest. So habe man die Verwaltungsreform 2005 geräuschlos umgesetzt. Zwischen Buchen und Mosbach bestehe „mehr Einheit denn je.“
Dem pflichtete Bürgermeister Dr. Norbert Rippberger bei: „ Wir können es uns nicht leisten, unsere Probleme allein lösen zu wollen.“ Er nannte ein Projekt mit Odenwälder Kunststoffwerken, Schulz-Stiftung und Gemeinde Mudau mit dem Ziel, Schüler für Technik und Naturwissenschaften zu begeistern.
Bürgermeister Thorsten Weber wies darauf hin, dass drei Ortsteile seiner Gemeinde sich in Richtung Buchen orientierten. Deshalb sei es richtig gewesen, mit Buchen und Mudau einen gemeinsamen Gewerbepark zu gründen.
Beim zweiten Podiumsgespräch tauschten sich die Unternehmer Uwe Weiss, Mitglied des Industrieausschusses der Deutschen Industrie- und Handelskammer, OKW-Geschäftsführer Christoph Schneider, Vorsitzender des Unternehmerkreises Buchen, Roman Henn, Geschäftsführer von „Mosca Elektronik und Antriebstechnik“ und IGO-Geschäftsführer Benjamin Laber aus. Dabei griff Moderator Andreas Hildenbrand auf Fragen zurück, die die Gäste vor der Veranstaltung eingereicht hatten. So informierte Laber darüber, dass Leerrohre für Glasfaserkabel im IGO verlegt seien, so dass man eine Breitbandverbindung nutzen könne, wenn man einen entsprechenden Vertrag abschließe. Nach Informationen aus dem Internet verfüge der Gewerbepark über eine Mobilfunkabdeckung im 5G-Standard. Außerdem wies der Geschäftsführer darauf hin, dass man bei der Entwicklung des IGO weiterhin auf einen guten Branchenmix achten werde.
„Wir fühlen uns sehr wohl hier“, sagte Mosca-Geschäftsführer Roman Henn. Er beklagte allerdings den schlechten Handyempfang in der Region. „Das Gesamtkonzept des IGO, die Mischung aus Handel und Industrie, finde ich toll“, sagte der Geschäftsführer.
Christoph Schneider, der als Vorsitzender des Unternehmerkreises Buchen sprach, wies auf den Fachkräftemangel hin. Dieser führe dazu, dass Unternehmen Aufträge ablehnen müssten. „Wir haben die Tendenz, dass die Staatsquote steigt“, stellte er fest. „Diese Menschen stehen uns in der Industrie nicht zur Verfügung.“ Er wünschte sich von der öffentlichen Hand, dass diese der Industrie „mehr Freiräume und einen Vertrauensvorschuss“ geben möge.
Perspektivenwechsel nötig
Uwe Weiss begegnet mit einer Stiftung dem Fachkräftemangel. Diese will junge Menschen für Technik und Naturwissenschaften begeistern. So habe vor kurzen ein Programmierwettbewerb sehr erfolgreich stattgefunden. „Wir brauchen einen Perspektivenwechsel“, forderte er von den Arbeitnehmern. Man müsse sich auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter einstellen und neue Wege gehen. Weiss kritisierte die Bürokratisierung und die schleppende Digitalisierung.
Laber beklagte, dass man sich bei der Infrastruktur auf den Erfolgen der Vergangenheit ausgeruht hätte. Das sei eine Frage der Einstellung. „Wir müssen vorne bleiben wollen“, sagte er. Erfolgreiche Unternehmen zeichne aus, dass sie das Bewusstsein dafür entwickelten, wo es klemme. Zur Zusammenarbeit von Unternehmen mit Schulen merkte er an, dass es dabei auch auf das Wollen der Schüler ankäme. Schneider sagte, man müsse jungen Leuten zeigen, was und wie Menschen arbeiten. „In den Schulen scheint mir die Erlebniswelt Wirtschaft nicht mehr da zu sein“, stellte er fest. „Was man nicht kennt, wird man nicht als Beruf wählen.“
Roman Henn sprach über die Schwierigkeiten von kleineren Unternehmen, junge Leute für sich zu begeistern. „Große Unternehmen ziehen viele Menschen aus der Region ab“, sagte er.
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