Hainstadt. Knapp sechs Jahre nach der ersten Vorstellung der Pläne zum Bau von Windkraftanlagen auf dem Welscheberg bei Hainstadt rückt die Realisierung des Projekts in greifbare Nähe. Im Oktober soll an den vier Standorten im Wald mit der Rodung der Bäume begonnen werden. Der Aufbau der Anlagen ist für Oktober 2022 terminiert. Wenn alles glatt läuft, sollen die Windräder schon Ende kommenden Jahres, spätestens aber Anfang 2023, den ersten Strom liefern.
Immer informiert sein
Für die Hainstadter Bevölkerung, aber auch darüber hinaus an dem Projekt Interessierte, bestand am Donnerstag in der Sport- und Mehrzweckhalle die Möglichkeit, sich noch einmal im persönlichen Gespräch mit den Verantwortlichen von Abo Wind (Wiesbaden) über das Vorhaben zu informieren. An verschiedenen Schautafeln standen die Experten für Planungsverfahren, Natur- und Artenschutz oder Bauausführung bereit, um Fragen der Bürger zu beantworten.
Die Organisatoren hatten sich nach Auskunft von Dr. Daniel Duben, Pressesprecher von Abo Wind, bewusst für dieses Format und gegen eine klassische Versammlung mit Referenten und Zuhörern entschieden, um auch mit jenen diskutieren zu können, die ungern vor Publikum Fragen stellen. Innerhalb der ersten Stunde nach der Öffnung der Halle nutzten rund 50 Besucher das Angebot. Interessiert waren sie beispielsweise am Bau der Stromtrasse vom Windpark zum Umspannwerk bei Hettingen, am konkreten Nutzen des Windparks für Hainstadt über den allgemeinen Beitrag zum Klimaschutz hinaus oder wie sich die Windräder in das Landschaftsbild einfügen werden.
Finanzieller Nutzen
Um letztere Frage beantworten zu können, hatte Abo Wind mehrere Fotomontagen vorbereitet, die die Anlagen von verschiedenen Stellen in Hainstadt aus zeigen. Auch der Aspekt des finanziellen Nutzens für die Region blieb nicht unbeantwortet. Nach Berechnungen von Abo Wind fließt innerhalb von 20 Betriebsjahren rund eine Million Euro an die Gemeinden im Näheren Umkreis des Windparks. Für die Stadt Buchen sind zusätzlich Einnahmen aus den Verträgen zur Wege- und Kabelnutzung sowie Gewerbesteuereinnahmen zu erwarten. Außerdem will Abo Wind ortsansässige Unternehmen mit dem Bau der Infrastruktur und Vermessungsarbeiten sowie später während der Betriebsphase mit der Wartung beauftragen.
Details zu den Anlagen selbst waren ebenfalls auf den Schautafeln zu sehen. Demnach sollen vier Windräder des Typs Vestas V126 rund 31 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen. Jede Anlage ist 212 Meter hoch und für eine elektrische Leistung von 3,45 Megawatt ausgelegt. Weil der Windpark ursprünglich schon im zweiten Quartal 2017 ans Netz hätte gehen sollen, sind die Anlagen nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik.
„Die Entwicklung in diesem Bereich hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht“, erklärte Dr. Duben. Anlagen auf dem aktuellen Stand der Technik errichten zu wollen, wäre jedoch mit einem erneuten Genehmigungsverfahren verbunden gewesen. Dieses Risiko wollte Abo Wind nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre nicht mehr eingehen. 2017 hatte das Landratsamt dem Projekt die Genehmigung aus Artenschutzgründen verweigert. Damit wollten sich die Verantwortlichen von Abo Wind jedoch nicht abfinden und erhielten vor dem Verwaltungsgericht (VG) Karlsruhe recht.
Gegen diese Entscheidung ging wiederum das Landratsamt im August 2018 in Berufung. In letzter Instanz ließ der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg im Januar 2021 die Berufung gegen das Urteil der Karlsruher Richter nicht zu. Damit war deren Urteil unanfechtbar rechtskräftig.
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