Hainstadt.
Es ist sechs Uhr in der Früh. Allmählich bricht die Morgendämmerung herein. Das orange-gelbe Licht der aufgehenden Sonne verdrängt das Dunkel der Nacht. Die Vögel zwitschern. Da durchbricht ein fernes Dröhnen die friedliche Stimmung auf dem Gewann Welscheberg im Walddistrikt Arnberg. Gelbe Blinklichter rücken immer näher. Wie ein Lindwurm schiebt sich ein Schwertransport mit drei Lkw die leicht ansteigende Hornbacher Straße hinauf.
Achslast von zwölf Tonnen
Ein Gespann dürfte nahezu 30 Meter lang sein. Jeder Schwertransporter verfügt über neun Achsen mit einer Achslast von jeweils zwölf Tonnen. Seit etwa 72 Stunden ist der Transport quer durch Deutschland unterwegs.
Nur in den Nachtstunden darf sich der Tross bewegen. Tagsüber ist für Mensch und Material Ruhe vorgeschrieben. Am Ziel der Reise von Cuxhaven in das Waldstück bei Hainstadt erwartet Projektleiter Eugen Naschintsew von der Firma „ABO Wind AG“ die Lkw-Fahrer und ihre außergewöhnliche Fracht. Die Männer arbeiten für die auf Schwertransporte spezialisierten Firma „TOP“. Der Projektleiter, ein junger, gesprächiger Mann, streckt dem Reporter die „Corona-Faust“ entgegen und will Eugen genannt werden.
Einerseits ist er froh, dass der Transport gut eingetroffen ist, andererseits etwas verärgert, weil er sich um zwei Stunden verspätet hat.
„An der Autobahnausfahrt bei Sinsheim war ein kompliziertes Wendemanöver nötig“, erläutert er. „Das allein hat zwei Stunden gedauert.“
64 Schwerlasttransporte nötig
Wie Eugen erläutert, handelt es sich bei den drei Schwerlast-Lkw um die ersten von insgesamt 64, die Teile zum im Bau befindlichen Windenergiepark Welscheberg liefern werden. An diesem Mittwoch rücken bereits die nächsten an und bringen tonnenschwere Teile auf die Baustelle im Hainstadter Forst.
Auf der für die Windkraftanlagen geschaffenen Lichtung stehen schon zwei Kranwagen bereit. Sie werden im Laufe des Tages die Stahlteile von den Sattelschleppern heben und auf dafür vorbereiteten Vorrichtungen ablegen.
Dann geht für die polnischen Fahrer die Reise zurück nach Cuxhaven, wo sie weitere Turmteile und die Rotorblätter aufladen werden. Andere Bauteile müssen sie in Ringkøbing in Dänemark abholen, wo diese produziert werden. Bis zum Jahresende sollen alle Bauteile für die vier Windenergieanlagen geliefert sein.
Wie Egon erläuterte, verließ der Schwertransport die Bundesstraße 27 an der Abfahrt „Panzerstraße“ in Walldürn, um sein Ziel über die alte Bundesstraße zu erreichen.
Dazu hatte die Firma „TOP“ die Verkehrsinsel abgetragen und mit Platten versehen, um den Höhenunterschied zur Straße auszugleichen. Straßen und Schotterwege mussten auf eine Breite von mindestens viereinhalb Meter erweitert werden, Brücken wurden gesichert und Höhenunterschiede angeglichen.
Die Lkw-Fahrer verabschieden sich von Egon. Sie ziehen sich für die nächsten Stunden in ihre Kojen in ihre Lastkraftwagen zurück. Egon selbst, der seit drei Uhr auf den Beinen und von Wiesbaden nach Hainstadt gefahren ist, verlässt die Lichtung.
Er gönnt sich ein Frühstück. Ruhe und Frieden kehren wieder ein im Gewann Welscheberg – doch nur für wenige Stunden. Am Nachmittag werden die Kranführer die tonnenschweren Teile abladen.
Windpark mit vier Anlagen
In dem Waldgebiet zwischen Hainstadt, Stürzenhardt, Hettigenbeuern und Hornbach errichtet die Firma Abo Wind aus Wiesbaden vier Windräder des Typs Vestas V126.
Diese sollen rund 31 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen. Jede Anlage ist 212 Meter hoch und auf eine elektrische Leistung von 3,45 Megawatt ausgelegt.
Der Abstand der Windräder zum Ortsrand von Hainstadt beträgt mindestens 2087 Meter und zum Ortsrand von Stürzenhardt 2219 Meter.
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