Götzingen. Die Freude ist groß bei Jürgen Türschel, Kai-Christopher Rösch und Reinhold Goisser, dem Gesamtvorstand der Genossenschaft „Dorfcampus Rinschbachtal“. Denn der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband hat nach eingehender Prüfung zugesagt, die Götzinger Genossenschaft ins Genossenschaftsregister einzutragen. Damit ist der Weg frei für den Bau eines Dorfladens.
Mit dem Eintrag ins Genossenschaftsregister haftet dieses Unternehmen nur in Höhe des Stammkapitals, das derzeit rund 100 000 Euro beträgt. Ohne den Eintrag müsste jedes Mitglied mit seinem Privatvermögen für Verbindlichkeiten der Genossenschaft einstehen. „Für uns stand fest: Wir bauen erst, wenn wir die Haftungsbeschränkung haben“, erläutert Reinhold Goisser.
Dorfladen in Götzingen entsteht in Containerbauweise
Die Genossenschaft wird demnächst bei der Stadt Buchen eine Baugenehmigung für das Gebäude in Containerbauweise beantragen. Nach einem positiven Bescheid können die Bauarbeiten auf dem Grundstück, das die Stadt Buchen der Genossenschaft in Erbpacht überlässt, beginnen. Im Sommer 2024 soll der Dorfladen eröffnen.
Vor etwa zwei Jahren war geplant, 1,2 Millionen Euro für einen Dorfladen mit Café zu investieren. Dann fiel plötzlich der KfW-Zuschuss für energetisches Bauen weg. Damit war das Projekt in dieser Form nicht mehr zu finanzieren. Die Verantwortlichen entschieden sich daraufhin für einen mobilen Verkaufscontainer mit Selbstbedienung. Zunächst nahm man Kontakt zu den Firmen Tegut und Rewe auf. Letztlich entschied man sich für das Franchise-Unternehmen „Tante M“. In dem sogenannten „Walk-In-Store“ sollen auf einer Verkaufsfläche von 55 Quadratmetern etwa 1200 Artikel angeboten werden, die die Genossenschaft über „Tante M“ beziehen wird. Außerdem wird es darin auch Back-, Fleisch- und Wurstwaren sowie andere Artikel aus der Region zu kaufen geben. Das Preisniveau der Lebensmittel soll mit Vollsortimentern wie Edeka oder Rewe vergleichbar sein. Der Dorfladen soll an allen Wochentagen von 5 bis 23 Uhr geöffnet haben.
„Die Neuausrichtung war ein Segen für uns“, stellt Kai-Christopher Rösch fest. Denn für den Laden einschließlich seiner Erstbestückung werde die Genossenschaft voraussichtlich nur 250 000 Euro ausgeben müssen. Sie erhält vom Land einen Zuschuss von etwa 30 Prozent der Baukosten, so dass der Bedarf an Fremdkapital vergleichsweise gering ausfallen werde. Und auch der laufende Betrieb des Ladens wird günstiger als bei der ersten Variante. Die Vorstandsmitglieder der Genossenschaft gehen von zehn Arbeitsstunden pro Woche aus, um zum Beispiel Waren in die Regale zu räumen oder den Laden zu reinigen. Dies könnten zwei geringfügig Beschäftigte übernehmen.
Im Götzinger Dorfladen wird es kein Verkaufspersonal geben
Denn in dem künftige Götzinger Dorfladen wird es kein Verkaufspersonal geben. Die Kunden erhalten während der Öffnungszeiten freien Zugang und bezahlen ihre Einkäufe bargeldlos mit EC- oder Kundenkarte. Der Verkaufsraum ist videoüberwacht.
„Wir starten das Projekt mit einem Vertrauensvorschuss“, sagt Jürgen Türschel. Er hofft auf die soziale Kontrolle, die in einem Dorf wie Götzingen funktionieren sollte. Die Erfahrung mit anderen „Tante M“-Läden habe gezeigt, dass die Diebstahlquote nicht höher ist als bei gewöhnlichen Einkaufsläden mit Personal. Sollte zuviel gestohlen werden, könnte man die Eingangstür mit einer Zugangskontrolle nachrüsten. Sobald der Dorfladen läuft, wollen sich die Mitglieder der Genossenschaft dem nächsten Projekt widmen: der Einrichtung eines Dorfcafés in der Ortsmitte in der Nähe des Dorfladens.
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