Buchen. Rund 100 Mitglieder werden die Einsatzabteilungen der Feuerwehr der Gesamtstadt in den nächsten zehn Jahren aus Altersgründen verlieren. Das ist fast ein Drittel. „Die Personalgewinnung läuft nicht automatisch“, stellt Fachbereichsleiterin Simone Schölch fest. Sie erläutert gemeinsam mit Stadtkommandant Andreas Hollerbach in einem Pressegespräch den neu erstellten Brandschutzbedarfsplan. 287 Seiten stark ist das Werk, das die Firma Forplan aus Bonn innerhalb der vergangenen zweieinhalb Jahre verfasst hat. Der Plan ist für fünf Jahre gültig und wird stets weiterentwickelt. Die Gutachter stellten fest, dass die Buchener Wehr insgesamt gut aufgestellt sei. 98 Einsatzkräfte seien täglich verfügbar.
Doch der Altersdurchschnitt der Wehrleute bereitet Sorgen. Denn 86 der insgesamt 365 Feuerwehrleute sind zwischen 50 und 60 Jahre alt. Das Durchschnittsalter liegt bei 42,4 Jahren. Wenn man nichts unternehme, könnte manche Stadtteilwehr in fünf bis zehn Jahren nicht mehr einsatzfähig sein, sagt Andreas Hollerbach. Die Abteilungswehr Rinschheim wurde daraufhin aktiv und warb in ihrem Dorf sechs neue Feuerwehrleute. Als „Wunder von Rinschheim“, bezeichnet Hollerbach diesen Erfolg. Hettigenbeuern gewann fünf Neumitglieder. Die Wehren von Einbach und Waldhausen werden am Wochenende mit Flugblättern versuchen, neue Ehrenamtliche zu gewinnen.
Werbung von Neumitgliedern
Außerdem werde man weiter unter kommunalen Mitarbeitern für die Feuerwehr werben, mit Info-Ständen auf Festen vertreten sein – wie am Samstag und Sonntag auf dem „grenzenLos“-Festival – und sich verstärkt um Jugendliche für die Jugendfeuerwehr und um Quereinsteiger bemühen. Wie die Verantwortlichen vieler Vereine klagt auch Andreas Hollerbach darüber, dass der Nachwuchs aus der Jugendfeuerwehr häufig die Region wegen Studium oder Berufsausbildung verlassen würde. „Das tut weh, wenn man vielversprechende junge Leute heranwachsen sieht und sie dann wegziehen“, stellt Hollerbach fest. Allerdings habe man manches zugezogene Mitglied gewonnen, das andernorts schon bei einer Feuerwehr mitgemacht hatte.
Der Stadtkommandant betont, dass der Feuerwehrdienst nicht nur mit Mühen verbunden sei, sondern viele positive Seiten biete. An erster Stelle nennt er die Gemeinschaft und den Zusammenhalt unter den Mitgliedern. Dass man anderen Menschen in Notsituationen helfen könne, verleihe dem Einsatz einen tieferen Sinn. Und auch Technikbegeisterte kämen im Ehrenamt auf ihre Kosten. Feuerwehrmann René Bäuerlein freute sich vor allem während der Corona-Lockdowns darüber, Teil der Einsatzabteilung zu sein. So konnte er zumindest ab und zu und regelkonform andere Menschen treffen.
Stadt investiert in Ausrüstung
„Wir haben eine gute Feuerwehr, und das soll auch so bleiben“, sagt Simone Schölch. Deshalb wird die Stadt weiterhin in die Ausrüstung der Einsatzkräfte investieren. So will man in diesem und im nächsten Jahr insgesamt vier neue Feuerwehrfahrzeuge anschaffen. Und auch die Gerätehäuser in den Stadtteilen sollen nach und nach modernisiert werden. Denn viele von diesen wurden in den 1960er und 1970er Jahren erbaut. „Das ist ein langer Prozess“, sagt der Kommandant.
Nach den Worten von Andreas Hollerbach erfüllt die Gesamtwehr das Ziel, mit einer Löschgruppe von neun Personen innerhalb von zehn Minuten an einem Einsatzort einzutreffen, wenn dieser auf einer bebauten Fläche liege. Eine weitere Löschgruppe schaffe dies innerhalb der nächsten fünf Minuten. Beim öffentlichen Straßennetz werde dies zu 78 Prozent erreicht. Weil ein Mensch innerhalb von 17,5 Minuten an Rauchvergiftung sterben könne, sei es wichtig, möglichst schnell am Einsatzort zu sein.
Durchschnittlich sei die Wehr im Jahr zu 232 Einsätzen ausgerückt. Bei einem Drittel davon habe es sich um Brände gehandelt, bei zwei Dritteln um technische Hilfeleistungen, zum Beispiel bei Verkehrsunfällen. Die Anzahl der Fehlalarme liege durchschnittlich bei 38 pro Jahr. Diese würden hauptsächlich durch automatische Brandmeldeanlagen ausgelöst. Dank technischer Verbesserungen gehe diese Zahl allerdings zurück.
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