50 Jahre neue Stadt Buchen

Eingemeindung war eine schwere Geburt

Hettinger Bürger lehnten den Zusammenschluss mit Buchen mehrfach ab. Bürgermeister unterzeichneten Vereinbarung am 16. Juni 1974

Von 
Josef Frank
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Die Bürger von Hettingen zögerten lange mit der Zustimmung, sich mit Buchen zusammenzuschließen. © Stadt Buchen

Hettingen. In einer ersten Stellungnahme des Gemeinderates von Hettingen zur ersten Zielplanung hatte dieser eine Zuordnung zu einer Stadt oder einer anderen Gemeinde abgelehnt. Erst 1972 wurde das Thema wieder aufgegriffen, nachdem die Bemühungen um die Große Kreisstadt Buchen/Walldürn gescheitert waren. Aus den Akten der Gemeinde Hettingen ist zu ersehen, dass am 26. März 1972 eine Bürgeranhörung stattgefunden hat mit der Fragestellung, ob Hettingen mit der Stadt Buchen fusionieren soll. Von den 1531 Wahlberechtigten gingen 844 (62,47 Prozent) zur Wahl. 602 Wahlberechtigte stimmten mit nein und 227 mit ja, 15 Stimmen waren ungültig.

„Goldene Zügel“

In der Bürgerversammlung am 27. Oktober 1972 wurden von den Befürwortern eines freiwilligen Zusammenschlusses die finanziellen Vorteile durch den „Goldenen Zügel“, aber auch durch die Möglichkeit mitzubestimmen, wie das Zusammenleben später gestaltet werden kann, erläutert. Die vom Gemeinderat beschlossene Bürgeranhörung am 5. November 1972 sei eine Möglichkeit, durch ein Votum eine Entscheidungshilfe zu geben.

Das Ergebnis der Bürgeranhörung war für die Befürworter eines freiwilligen Zusammenschlusses ernüchternd. Bei einer Wahlbeteiligung von 70,3 Prozent sagten 604 Bürger nein und 349 stimmten für eine Fusion mit Buchen. In der Gemeinderatsitzung am 6. November 1972 wurde der Zusammenschluss mit Mehrheit abgelehnt (sechs Gemeinderäte stimmten dagegen, drei waren dafür, bei einer Enthaltung). Noch in derselben Sitzung wurde die Wahl eines Bürgermeisters ausgeschrieben, die am 31. Januar 1973 stattfinden sollte. Einziger Kandidat war Regierungsamtmann Adolf Trunk, der mit einer überwältigenden Mehrheit gewählt wurde und seinen Dienst am 1. März 1973 antrat.

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Eine weitere Bürgerversammlung in Hettingen fand am 19. Juni 1973 statt, bei der Bürgermeister Trunk auf die Vorteile eines freiwilligen Zusammenschlusses hinwies. Er sagte: „Wir müssen die Vorteile einer freiwilligen Fusion ausnützen, ansonsten wird uns bei einer Zwangsfusion, die kommen wird, diktiert werden, was uns zusteht oder nicht zusteht“. Die Gemeinderäte Ellwanger, Pfaus und Raab warben um Zustimmung für den hauptsächlich von der Hettinger Verwaltung erarbeiteten Vertragsentwurf, der in der Zwischenzeit auch vom Regierungspräsidium gutgeheißen wurde.

Der Buchener Gemeinderat stimmte mit 17 Ja-Stimmen bei vier Enthaltungen dem Vertragswerk zu, während der Hettinger Gemeinderat bei Stimmengleichheit mit fünf zu fünf den Zusammenschluss ablehnte. Da von Buchener Seite die Hettinger Vorstellungen bereits früher akzeptiert wurden, dort bei Stimmengleichheit jedoch abgelehnt wurden, sah sich der Hettinger Gemeinderat in Anbetracht der Entwicklung verpflichtet, nochmals das Thema Fusion im Gemeinderat zu behandeln. In der Sitzung am 23. Juni 1974 stimmten dann von den acht anwesenden Gemeinderäte und dem Bürgermeister sechs für die Fusion und drei Gemeinderäte stimmten dagegen.

Weg frei für Zusammenschluss

Damit war der Weg frei für den Abschluss der Vereinbarung, die am 26. Juni 1974 durch Unterzeichnung von den Bürgermeistern Braun (Buchen), Trunk (Hettingen), ; Winkler (Hainstadt), Aumüller (Götzingen) und Theobald (Hettigenbeuern) mit Wirkung vom 1. Oktober 1974 rechtskräftig wurde.

Vereinbarungsgemäß wurde Bürgermeister Adolf Trunk Erster Beigeordneter, Alfred Kern wurde Ortsvorsteher, die Mitglieder des Hettinger Gemeinderats gehörten bis zur Kommunalwahl im April 1975 dem Übergangsgemeinderat an.

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