Buchen. Etwa zweieinhalb Stunden waren Gemeinderäte und Vertreter der Verwaltung im Stadtwald rund um Buchen unterwegs. Die beiden Revierförster Bernhard Linsler und Hermann Fischer informierten am Freitagnachmittag über den Zustand des Waldes, über den geplanten Waldfriedhof und den Maschineneinsatz durch die Waldarbeiter.
Funkgesteuerte Raupe
Zu Beginn ihrer Begehung lernten die Teilnehmer „Max und Moritz“ kennen. Dabei handelt es sich um eine funkgesteuerte Raupe („Moritz“) mit einer Fräse als Zubehörteil (Max), die die Stadt vor einigen Monaten für 126.000 Euro angeschafft hat. Das Gerät verfügt auch über eine Seilwinde, mit der man Baumstämme aus dem Wald herausziehen kann. Die Gemeinderäte waren beeindruckt davon, wie – scheinbar spielend leicht – der Roboter kleinere Bäume umdrückt und zerhäckselt. Innerhalb von sechs Wochen sei die Maschinen 120 Stunden im Einsatz gewesen. „Das Gerät läuft fast immer“, sagte Linsler.
Weiter ging es zur Kreuzung oberhalb des Kühlen Grunds. Dort weist ein Gedenkstein auf den Sturm „Wiebke“ von 1990 hin. 250 Hektar Wald seien geschädigt und 140 000 Festmeter Sturmholz entstanden, sagte Bernhard Linsler. Brachflächen, unter anderem bei Oberneudorf und Hollerbach, habe man mit Eichen aufgeforstet.
Tümpel als Biotop
Nur wenige Meter von dem Gedenkstein entfernt befindet sich ein Tümpel, der als Feuchbiotop im vergangenen Sommer angelegt wurde. Das Gewässer ist 2,70 Meter tief und soll Amphibien und Fischen Heimat bieten. Nach den Worten von Linsler hat die Stadt noch weitere Biotope für insgesamt rund 50 000 Euro anlegen lassen. 80 Prozent davon übernahm der Naturschutzfonds. Linsler beabsichtigt, auch im Bereich des Kühlen Grunds einen Teich anlegen zu lassen, um das Wasser im Wald zu halten. Er wies auf eine Kahlfläche gegenüber des Tümpels hin. Dort habe der Borkenkäfer einen Fichtenbestand zunichte gemacht.
Anschließend ging es mit dem Omnibus weiter zum geplanten Waldfriedhof zwischen Buchen und Hollerbach (wir berichteten). Im Distrikt „Wolfsgarten“ habe man die Eichenkronen schon freigestellt, sagte Hermann Fischer. Zunächst soll der vordere Teil mit einem großen Altbestand an Eichen genutzt werden. Eine Erweiterung in den hinteren Bereich, wo überwiegend junge Eichen stehen, sei möglich. Man müsse noch bessere Parkmöglichkeiten schaffen und eine Nutzungsänderung veranlassen.
Auf dem Utzmühlenweg oberhalb des Waldschwimmbads wies Fischer auf eine Brachfläche hin, die durch Sturm, Dürre und Borkenkäfer entstanden sei. Außerdem habe man Bäume entfernt, die bei starkem Wind auf das Areal des Waldschwimmbads hätten fallen können. Man habe 2019 damit begonnen, Bäume auf dieser Fläche anzupflanzen.
Schließlich ging die Busfahrt zum Distrikt „Stöckig“, das zwischen Hettingen und Götzingen liegt. Auch dort ist ein Fichtenbestand dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Die Abfallwirtschaft im Neckar-Odenwald-Kreis (AWN) finanziert dort die Neuanpflanzung und Pflege aus Ausgleichsmaßnahmen für ihre Deponien. Wie Bernhard Linsler sagte, habe man dort zu einem Anteil von 80 Prozent Eiche angepflanzt. 20 Prozent der Pflanzen umfassten Hainbuche, Linde, Kirsche und Spitzahorn. Außerdem zeigten Waldarbeiter den Gemeinderäten, wie sie mit einem sogenannte „Grader“, auch Straßen- oder Weghobel genannt, Schotterwege sanieren.
Viel Käferholz auf dem Markt
Im Schützenhaus informierte Hartmut von Hohenstein von der Forstlichen Vereinigung Odenwald-Bauland (FVOB )über die Vermarktung des Holzes aus dem Stadtwald. So habe man ursprünglich geplant, nur 12 000 Festmeter Holz pro Jahr dem Wald zu entnehmen. Im vergangenen Jahr seien es 32 000 Festmeter gewesen. Das lag hautsächlich an „Fichtenkalamitäten“, also an dem Wirken des Borkenkäfers. Reguläres, also gesundes Stammholz, lasse sich gut für 90 bis 100 Euro pro Festmeter absetzen, sagte von Hohenstein. Für vom Käfer befallene Fichtenstämme erhalte man nur 70 bis 80 Euro pro Festmeter. Für Lerche, Kiefer und Douglasie vereinnahme man 75 bis 130 Euro pro Festmeter, abhängig von der Güteklasse.
Das Buchenholz verfärbe sich wegen des Klimas stark. Hier spiele der Export nach China eine große Rolle. Denn deutsche Sägewerker hätten keine Verwendung für dieses Holz. Auch die Nachfrage nach Eichen-Palettenholz sei eingebrochen. Und auch die Papierindustrie als Holzabnehmer darbe.
Bürgermeister Roland Burger informierte darüber, dass die FVOB die Verkaufstätigkeit von 80 Mitgliedern in Baden-Württemberg, Hessen und Bayern bündele. Insgesamt vermarktet sie das Holz von einer Gesamtwaldfläche von 85 000 Hektar.
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