Gemeinderat

Biber und Klima machen dem Buchener Stadtwald zu schaffen

Förster informierten das Gremium bei Begehung. Wasserschutzmaßnahmen in der Bulau mit Tümpeln aus den 1960-erJahren und große Pflanzaktion

Von 
Martin Bernhard
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Klimawandel, Trockenheit, Borkenkäferbefall und die Biberfamilie am Hollersee beschäftigen die städtischen Förster und ihre Mitarbeiter derzeit besonders. Bei einer Waldbegehung informierten sie den Gemeinderat darüber.

Buchen. Etwa 25 Personen nahmen an der jährlichen Waldbegehung des Gemeinderats am Freitagnachmittag teil. Die Revierförster Bernhard Linsler und Hermann Fischer zeigten den Stadträten und Vertretern der Stadtverwaltung mehr als drei Stunden lang ausgewählte Bereiche unterhalb des Galda-Hauses, am Hollersee, zwischen Buchen und Unterneudorf und im Distrikt „Bulau“.

Zunächst wies Hermann Fischer auf Wachstumshüllen an Bäumen am Waldweg unterhalb des Galda- Hauses hin. Einige von diesen wurden gewaltsam entfernt. Die Hüllen sollen den jungen Baumpflanzen Stabilität beim Wuchs geben. Nach den Worten von Fischer reißen Rehböcke diese manchmal weg. Er vermutet, dass es in diesem Falle Kinder oder Jugendliche waren.

43 000 Pflanzen gesetzt

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Weiter ging es zu einer Brachfläche. Dort hatte man die Fichten wegen des Befalls mit Borkenkäfern entnehmen müssen. Fischer wies darauf hin, dass man in diesem Jahr an 35 Orten gepflanzt habe. Dabei greife man auf Pflanztrupps mit rumänischen Arbeitern zurück. Allein im Revier von Fischer habe man 43 000 Pflanzen setzen lassen. „Das ist das größte Pflanzprogramm im Neckar-Odenwald-Kreis“, sagte der Förster. Auf der Brachfläche habe man vor sechs Wochen verschiedene Eichenarten und Robinien gesetzt. Gut die Hälfte davon sei schon verbissen. Um den Wildverbiss auszugleichen, pflanze man besonders dicht. So würden von 43 000 Pflanzen rund 20 000 für die Nachbesserung übrigbleiben.

Befanden sich in den 1990-er Jahre noch mehr Nadel- als Laubbäume im Stadtwald, so hat sich das Verhältnis inzwischen umgekehrt. Wie Fischer sagte, entfalle inzwischen nur noch etwa ein Drittel auf Nadel- und zwei Drittel auf Laubbäume. „Wir werden später das Problem mit der Mischwuchsregulierung haben“, kündigte er an. „Wir müssen massiv Arbeit leisten.“ Wegen des Personalmangels werde man die Waldarbeit weiter mechanisieren müssen.

Bürgermeister Roland Burger wies auf Genossenschaftsbanken – auch aus dem Raum Stuttgart – hin, die mehr als 100 000 Euro für die Anschaffung von Pflanzen gespendet hatten.

„Überall sind Biber“, sagte Bernhard Linsler mit Blick auf die Überschwemmung auf der Wiese am Hollersee. So hielten sich die Nager auch im Hettinger Tal, bei Waldhausen und im Morretal in Richtung Hettigenbeuern auf. Da das Nagetier den Eingang zu seiner Biberburg unter Wasser anlegt, müsse es den Bach stauen. Während der Pflanzenfresser sich im Sommer von Gräsern ernähre, nage er im Winter Bäume an. „Der Biber frisst uns den Weg zusammen“, befürchtet Linsler. Damit der Hollersee und der Weg dorthin seinen Charakter behielten, werden Bauhofmitarbeiter nach und nach insgesamt 120 ausgewählte Bäume mit Maschendraht ummanteln.

Am Holzlagerplatz Heuchel können Bürger von der Stadt Flächen zur Lagerung von Brennholz mieten. Hermann Fischer wies darauf hin, dass sich nicht alle Nutzer an die Bestimmungen des Mietvertrags hielten. So seien zum Beispiel nur bestimmte Planen zum Abdecken des Holzes gestattet und Eternitplatten verboten. „Ich lasse das künftig nicht mehr zu“, kündigte er an. Man werde deshalb die Mieter schriftlich über die Regeln informieren.

In der Nähe des Holzlagerplatzes soll ein Radweg nach Unterneudorf entstehen. Wie Fischer sagte, stehe man kurz davor, eine dafür benötigte Fläche aus dem landeseigenen Staatswald einzutauschen. Zuschuss werde die Stadt für diesen Weg nicht beantragen, denn dann müsste man diesen asphaltieren. „Wir finanzieren den Weg aus Eigenmitteln“, sagte Technischer Dezernent Hubert Kieser. „Das wird ein Wirtschaftsweg, der von Radfahrern mitgenutzt werden kann.“

Weiter ging es zum „Schwertlilienteich“ im Distrikt Bulau. Diesen hatte der ehemalige Revierleiter Otto Hemberger in den 1960-Jahren anlegen lassen. Seitdem hält er die Feuchtigkeit. Im Herbst werde man den Tümpel ausbuddeln lassen. Insgesamt befinden sich zwei weitere Gewässer in den Distrikten Bulau und Arnberg. Den sogenannten „Keltenteich“ – wenige hundert Meter entfernt – hatte Otto Hemberger in den 1960-er Jahren nachbearbeiten lassen. Dieser wurde vor kurzem freigelegt und die Wasserzufuhr in Ordnung gebracht. Die Maßnahmen an den Tümpeln finanziert die Stadt zu 80 Prozent aus Mitteln des Naturschutzfonds. So musste sie nur 4200 Euro aus eigenen Mitteln für diese Wasserschutzmaßnahmen investieren. „Früher konnte man unproblematisch solche Tümpel anlegen“, sagte Burger. „Heute wäre das ein Ingenieurbauwerk, das einen sechsstelligen Eurobetrag kosten würde.“ Er wies auf die Waldflurneuordnung in Bödigheim hin. In diesem Rahmen soll ein Waldtümpel angelegt werden (wir berichteten).

Auf einer 45 Hektar großen Waldfläche legen die Waldarbeiter derzeit alle 40 Meter Gassen an, um den Wald bewirtschaften zu können. Dort waren die 16 bis 33 Jahre alten Buchen und Eichen nach dem Sturm „Wiebke“ im Jahr 1990 gepflanzt worden. Man werde Bäume entnehmen, die sich schlecht entwickelt haben. Die besten Bäume werde man freistellen und besonders fördern. „Eine gut gewachsene Eiche verfügt über eine Krone mit zwölf bis 14 Metern Durchmesser“, sagte Bernhard Linsler.

Zum Ende der Waldbegehung zeigten die beiden Förster den Gemeinderäten einen Bestand an Hybrid-Lärchen. Diese wachsen zwar schnell, würden aber schlecht verholzen. Deshalb ließ Fischer die Bäume stark zurückschneiden. Das brachte bei vielen Bäumen den gewünschten Erfolg. Am Stürzenhardter Pfad wachsen Mammutbäume. Diese sehen zwar gut aus. „Das Holz ist aber nichts wert“, stellten die Förster fest. Außerdem kündigten sie an, am Utzmühlenweg oberhalb des Freibads einen Streifen Bäume zu fällen. Damit will man das Schwimmbad schützen und die Verkehrssicherheit gewährleisten.

„Exzellente“ Holzpreise

Roland Burger berichtete bei einem kurzen Vortrag im Schützenhaus von „exzellenten Holzpreisen“ wegen des herrschenden Energiemangels. Er kritisierte Pläne, Holz nur noch begrenzt als Brennstoff zuzulassen. Denn maximal 40 Prozent des den Wäldern entnommenen Holzes werde als Brennholz genutzt. Dieses könne man keiner anderen sinnvollen Verwendung zuführen.

Redaktion

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