Tradition

Buchen: Kanone der Schützen erhält neuen Schlagbolzen

Die Alarmkanone der Schützengesellschaft Buchen wird zurzeit repariert. Sie soll spätestens an Christi Himmelfahrt, dem Gründungstag der Gesellschaft, wieder einsatzfähig sein.

Von 
Martin Bernhard
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Die Alarmkanone der Schützengesellschaft wird zu feierlichen Anlässen gezündet. Zur Zeit befindet sie sich in Reparatur. © Martin Bernhard

Buchen. Als einige Buchener Schützen am Dreikönigstag zusammensaßen, kam die Sprache auf die defekte Alarmkanone. Diese hatte vor dem Eröffnungsumzug des Schützenmarkts ihren Dienst versagt. Die Waffe muss an Christi Himmelfahrt, dem 29. Mai, wieder funktionieren. Denn dann feiert der älteste Buchener Verein wie jedes Jahr die Wiederkehr des Tags seiner Gründung im Jahr 1822.

Der kaputte Schlagbolzen der Kanone wird durch einen neuen ersetzt. © Martin Bernhard

Dieses Gespräch in lockerer Runde veranlasste Kanonier Helfried Künzig dazu, sich der Sache anzunehmen. Er nahm Kontakt zur Firma Josef Wenig in Pöcking im Landkreis Passau auf, die die Kanone vermutlich 1928 hergestellt hatte. „Wenn wir die Maße der Kanone kennen, können wir das Teil nachproduzieren“, hatte sich Gerd Voglmayer, Inhaber des Unternehmens, zuversichtlich auf FN-Nachfrage im September vergangenen Jahres geäußert. Er benötige dazu den beschädigten Schlagbolzen und die Nummer, die in die Kanone eingeprägt ist. Das bestätigte der Handwerker dem Buchener Kanonier.

Kanone auseinandergebaut und Schlagbolzen nach Niederbayern verschickt

Also baute Künzig die Kanone auseinander und schickte den defekten Schlagbolzen und das Teil, in das dieser sich hineinschiebt, in einem fünfeinhalb Kilogramm schweren Paket nach Niederbayern. Außerdem vermaß er die Kanone. „Der Schlagbolzen wird neu gemacht“, sagte Künzig. Er geht davon aus, dass die neuen Teile innerhalb weniger Wochen fertiggestellt sein werden. Die Reparatur werde voraussichtlich 150 bis 200 Euro kosten.

Über die Geschichte der Alarmkanone

  • Stadtarchivar Tobias-Jan Kohler hat über die Herkunft der Alarmkanone der Schützengesellschaft folgendes herausgefunden:
  • Voraussichtlich stammt die Kanone aus dem Jahr 1928.
  • Die Stadt hatte in diesem Jahr eine Schnellfeuersalutkanone „Modell HW Größe 10a“ für 350 Reichsmark bei der Firma Hermann Wenig aus Pocking gekauft.
  • Schreiner Karl Perino sollte bei Beerdigungen von Kriegsteilnehmern, bei der jährlichen Gefallenengedächtnisfeier, an Fronleichnam, zur Verfassungsfeier, am Schützenmarkt und bei anderen Festen Salutschüsse abfeuern.
  • 1937 werden folgende Anlässe für Salutschüsse genannt: Heldengedenktag, Fronleichnam, Schützenmarkt (Sonntag, Montag und Dienstag je drei Schuss beim Ausrücken der Schützen am „Prinz Carl“) und bei Beerdigungen von Kriegsteilnehmern.
  • Die Stadt hatte Versicherungen für die Bediener der Kanone abgeschlossen.
  • Im August 1937 wurde entschieden, nicht mehr mit der Kanone zu schießen. Stattdessen sollten mit einer Pistole der Firma Vogelscheuch die Salutschüsse abgefeuert werden. 1939 hörte Karl Perino als Salutschütze auf. mb

Nach der Reparatur können die Schützen die Kanone sofort wieder in Betrieb zu nehmen, ohne diese beim Beschussamt in Mellrichstadt in der bayerischen Rhön überprüfen zu lassen. Dadurch sparen die Schützen Zeit und Kosten.

Die Geschichte der Kanone liegt weitgehend im Dunkeln. Im Schützenhaus ist im Eingangsbereich ein Text mit Bild aufgehängt, dem zu entnehmen ist, dass am 9. Januar 1999 der damalige Bürgermeister Josef Frank die Waffe an die Schützengesellschaft übergeben hatte. Davor habe sie sich vier Jahrzehnte lang „in der Obhut der Feuerwehr, Abteilung Buchen-Stadt“ befunden. Stadtkommandant Andreas Hollerbach bestätigte, dass die Alarmkanone ursprünglich „im alten Fastnachtskeller“ im Feuerwehrgerätehaus gelagert worden sei.

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Bevor 1989 das Feuerwehrhaus neu gebaut wurde, habe man sie mit anderem Material in eine Scheune von Walter Brünner ausgelagert. Weil die Feuerwehr keine Verwendung für die Waffe hatte, übergab sie diese später wohl an die Stadt. Die Kanone wurde in einer Sandstrahlkabine der Firma Bernhard von Rost befreit und von dem Bauschlosser Dieter Grasberger restauriert. Nach der technischen Abnahme durch das Beschussamt durfte die Schützengesellschaft sie in Betrieb nehmen.

Nach Angaben auf der Beschussbescheinigung handelt es sich um eine Kanone mit einem Kaliber von 50 Millimetern. Sie wird über ein Anzündhütchen mit 80 Gramm Böllerpulver gezündet. Vergleichbare Kanonen wiegen 170 Kilogramm.

Redaktion

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