„Café del Mundo“ - Jan Pascal und Alexander Kilian spielten zum zehnten Geburtstag in bester Manier auf

Buchen: „Heimatsound Open Air“ beeindruckte

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Adrian Brosch
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Jan Pascal und Alexander Kilian, besser bekannt als „Café del Mundo“, begeisterten ihre Fans am Samstagabend in Buchen. © Adrian Brosch

Buchen. Gute Laune, angenehme Gesellschaft, ansprechendes Ambiente, milde Temperaturen – und zwei Flamencogitarren, mit denen zwei charismatische Virtuosen in bester Manier aufspielen: Braucht ein sommerfrischer Samstagabend mehr, um für völlige Glücksgefühle zu sorgen? Eigentlich nicht.

Genau das bewiesen am Samstag Jan Pascal und Alexander Kilian, besser bekannt als „Café del Mundo“. Ihr beeindruckendes „Heimatsound Open Air“ zum zehnten Geburtstag war Garant für einen ganz ausgezeichneten Abend.

Die Freude über den Auftritt auf der Wiese unterhalb des Wartturms war den beiden vom Start weg anzumerken: „Wir sind endlich wieder zuhause in der Welt-Musik-Stadt Buchen“, begrüßten sie ihre zahlreichen Fans aller Altersklassen und wagten spontan ein „musikalisches Bad in der Menge“ mit Blick auf den Wartturm auf der einen Seite und Buchen auf der anderen Seite.

Besondere Momente

Die vergangenen zehn Jahre des gemeinsamen Musizierens verstehen sich dabei als „Aneinanderreihung besonderer Momente“, die nun auch für „einen ganz besonderen Geburtstag“ sorgen.

So gehörten Anekdoten, Histörchen und Historisches fest zum Abend, was dem Konzert einen besonders zwanglosen und charmanten Anstrich verlieh: Jan Pascal und Alexander Kilian sprachen miteinander und mit dem Publikum über die vergangenen zehn Jahre – mit jener Leichtigkeit des Seins, mit der sie auch die Saiten ihrer Gitarren griffen. „In zehn Jahren hatte ich zwei Gitarren und eine Ehefrau. Bei Alex war’s genau andersherum“, scherzte Jan Pascal, dessen musikalische Pläne dank der schicksalhaften Begegnung mit Alexander Kilian eine ganz andere Richtung angenommen hatten als gedacht: „Ich wollte immer eine große Band – und jetzt habe ich ein Gitarrenduo!“, offenbarte er sich.

Aber manches kommt im Leben anders und erweist sich doch als wunderbare Fügung: Dass die beiden Musiker aufeinandertrafen, kann in jeder Hinsicht als Bereicherung der regionalen, nationalen und internationalen Szene angesehen werden. Zumal ein gewisses Abenteuer in Schweizer Duschen und ein berührender Moment über schlesischen Kirchenbüchern ebenso zu den Tourneen gehören wie der Umstand, dass man noch nie in einen Streit geraten war.

Dazu passt auch die Herzlichkeit, die sich durch den Abend zog: Wer auf den Stühlen oder mitgebrachten Decken saß und dem Konzert folgte, war nicht Bestandteil einer anonymen Masse, sondern Mitglied einer lockeren, fröhlichen Gemeinde von Fans aus näherer und weiterer Entfernung.

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Immer wieder traf man bekannte Gesichter, wechselte ein paar Worte – „was macht das Leben, was macht der Wein und was macht die Liebe?“ – und freute sich darüber.

Niemand saß die ganze Zeit über still: Hände gingen nach oben, Taschenlampen brannten, Stimmen erhoben sich – der Abend entfaltete mit jeder Minute noch mehr Herzenswärme. Als die Sonne nach und nach versank, griff schließlich der Habitus einer Sommernacht wie aus dem Bilderbuch um sich: Ideales Terrain für Jan Pascal und Alexander Kilian („Poet in Ausbildung“), die mit ihren mal sanft und mal etwas beherzter gegriffenen Akkorden für große Gefühlsmomente am Wartturm sorgten.

Das Konzert verstand sich ohnehin als Dank an die zahlreichen Freunde und Fans; „Es ist wahnsinnig toll mit euch“, freuten sich die beiden Musiker.

Was ihre Titelauswahl anging, hatten sie voll ins Schwarze getroffen: „Scarborough Fair“ gehörte ebenso dazu wie der polnische Tango „Schenk’ mir noch einen Sonntag“, der Klassiker „Moon River“ des Henry Mancini in einer besonders berührenden Akustikversion der beiden Flamencogitarren, das mystische und zugleich kraftvolle Stück „Spread Your Wings“ und noch viel mehr.

So erweiterten „Café del Mundo“ die Musikwelt um ein neues Genre: „Space Gitano“ sei „vegetarischer Techno“, wie Jan Pascal lachend anmerkte.

Als Reminiszenz an die kreative Zusammenarbeit mit der Hip-Hop-/Breakdance-Formation „ConneXion“ wurde das Stück „Smile“ komponiert – es stehe für das dankbare Lächeln in der Erinnerung an jenes Miteinander.

Und wie klänge es wohl, wenn Johann Sebastian Bach und Carlos Santana zusammen aufspielen? Wahrscheinlich wie „Für Ulysee“ - et voilà, ein weiterer Hörgenuss zu vorgerückter Stunde, der die Ohren umschmeichelte wie der allmählich aufziehende leise Sommerwind.

Dem großen Astor Piazzolla (1921-1992) huldigten sie mit einer ganzen Auswahl an Werken, um mit „You Are The Light“ – nicht zu verwechseln mit „You Are My Taschenlampen-App“ (!) – wieder bei eigenen Werken anzukommen: Hier gingen tatsächlich die erleuchteten Smartphones in die Höhe, was für eine ganz eigene, nur so knisternde Atmosphäre sorgte.

Aus dem Zyklus „Winterhauch“ hatten die beiden Protagonisten die Ballade gleichen Namens mitgebracht, ehe „Jump Of Joy“ („Freudensprung“) als eine der ersten Eigenkompositionen wie der „Federsong“ und die äußerst gelungene Interpretation des Coldplay-Hits „Viva la vida“ voll unter die Haut und mitten ins Herz ging: Man hatte keine Chance, sich dem warmen Sound und dem Ambiente entziehen zu können – im Gegenteil.

Das Konzert ging tief in die Seele hinein und würde dort am liebsten bleiben … bis es im nächsten Sommer wieder soweit ist.

Videogrußbotschaft

Die Zeit bis dahin könnte jedoch ein Album verkürzen, das mit einer kleinen Videogrußbotschaft bereits angekündigt ist: Am 15. Mai nächsten Jahres soll eine CD erscheinen, die „Café del mundo“ mit dem Royal Philharmonic Orchestra in den weltberühmten Abbey-Road-Studios in London aufnahm – was für ein Geburtstagsgeschenk, das sich zwei Ausnahmemusiker aus der kleinen Welt-Musik-Stadt Buchen redlich verdient haben.

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