Buchen. Harte Zeiten für Künstler: Fast alle Termine sind abgesagt. Das trifft auch das Buchener Duo Café del Mundo. Die Gitarristen Jan Pascal und Alexander Kilian haben sich deshalb mit einer drastischen Aktion an die „liebe Ampel“ und speziell an Kulturstaatsministerin Claudia Roth gewendet: Ein Video, zu sehen auf Youtube, zeigt die Künstler, wie sie eine Schubkarre mit CDs vor eine Planierraupe kippen. Knirschend wird die Kunst zermalmt und anschließend weggefegt.
„Wir, die freischaffenden Musiker Deutschlands, fordern die sofortige Einführung einer Abwrackprämie für alte CDs und Schallplatten“, erklären die beiden im Video.
Ihr Argument: Im Jahr 2019 hätten in der Automobilindustrie 800 000 Beschäftigte eine Wertschöpfung von 102 Milliarden Euro erzielt. In der Kreativbranche seien im selben Zeitraum 106 Millionen Euro erwirtschaftet worden, von 1,2 Millionen Menschen – deshalb jetzt die geforderte Soforthilfe in Form einer Abwrackprämie für alte CDs und Schallplatten. „Handelt jetzt“, schließen die beiden Musiker.
Satirischer Hintergrund
Zwar hat das Video, das einiges Aufsehen erregt hat, auf Facebook rege diskutiert wird und auch schon im Fernsehen gezeigt wurde – zum Beispiel bei Hamburg 1 –, natürlich einen gewissen satirischen Hintergrund. Das sagt Jan Pascal im Gespräch mit den FN ganz klar.
Doch eine „Abwrackprämie“ im Sinne eines Kaufanreizes für Musik findet er durchaus denkbar. „Man könnte eine Regelung finden, dass die Menschen ihre alten Platten und CDs beim Händler abgeben und dafür Rabatt für den Kauf eines neuen Tonträgers erhalten“, überlegt der Musiker. Zwar „veralten“ CDs nicht in der selben Weise wie Fahrzeugmodelle, doch „es gibt schon Musik, die einen Zeitgeist transportiert, insofern haben auch CDs und Platten eine Halbwertzeit“, findet Jan Pascal. Die Zahlen zur Wertschöpfung der Kulturbranche, die vom Wirtschaftsministerium und den Branchenverbänden stammen, findet der Musiker enorm. „Ich war selbst erstaunt, dass wir so viele sind, und was dabei geschaffen wird.“
Für diesen Zusammenhang soll das Video Aufmerksamkeit schaffen. „Wir wollen Stellung beziehen und darauf hinweisen, dass die Kulturszene praktisch verschwindet und als verzichtbar eingestuft wird – was sie nicht ist.“
Hilfen werden zurückgefordert
„Ich will nicht jammern. Wir haben unseren Weg ja selbst gewählt“, betont Jan Pascal. Trotzdem hat er Grund sich zu ärgern: Wenn die Politik Konzerte unmöglich macht, ist den Musikern ihre Möglichkeit, Geld zu verdienen, genommen.
Und weil das Duo 2021 kreativ war, viele CDs verkauft und in den wenigen Monaten ohne Lockdown Konzerte gespielt hat, wird nun zumindest ein Teil der im Frühjahr für drei Monate gezahlten Überbrückungshilfe – es waren 9000 Euro für drei Monate und zwei Personen – zurückgefordert. Aber Café del Mundo macht unverdrossen weiter: Eine große Freude sei es gewesen, am Donnerstag in Fürth zu gastieren und die Begeisterung der Menschen zu spüren, betont Jan Pascal. Und am 13. Januar steht das nächste Konzert an – hoffentlich bleibt es dabei.
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