Musik - Das Duo „Café del Mundo“ aus Buchen besteht seit zehn Jahren. Jan Pascal und Alexander Kilian feiern das Jubiläum am Samstag mit dem Konzert „Heimatsound“

Café del Mundo: „Erst kommt die Leidenschaft, dann der Erfolg“

Das Gitarrenduo „Café del Mundo“ ist seit zehn Jahren erfolgreich auf europäischen Bühnen unterwegs. Sie feiern ihr Jubiläum mit dem „Heimatsound Open Air“ am Samstag in Buchen unterhalb des Wartturms.

Von 
Martin Bernhard
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Der Ort, wo alles begann: Im Museumshof in Buchen lernten sich Alexander Kilian (links) und Jan Pascal kennen. Unter dem Namen „Café del mundo“ besteht das Duo seit zehn Jahren. © Martin Bernhard

Buchen. Das überregional erfolgreiche Gitarrenduo „Café del mundo“ besteht unter diesem Namen seit zehn Jahren. Die beiden Musiker lernten sich im Jahr 2007 in Buchen kennen (siehe separater Artikel). Im Odenwald entstehen große Teile ihrer Musik. Über das Leben als Künstler zwischen Kreativität, Inspiration und wirtschaftlichem Erfolg sprachen Alexander Kilian und Jan Pascal mit den FN.

Jan Pascal und Alexander Kilian, was bedeutet für Sie Musik?

Jan Pascal: Identifikation, Authentizität und Wohlfühlen.

Alexander Kilian: Freiheit – Wie ein Segelschiff auf dem Ozean.

Was treibt Sie an?

Kilian: Nach zwei Jahren Pandemie treibt mich vor allem mein Publikum an: Die glänzenden Augen und die Freude bei den Menschen zu sehen, ist einfach ein unheimlicher Motivator.

Pascal: Mich treibt die Neugierde an, neue Räume zu entdecken und diesem Schönsten, Hellen, Hoffnungsvollen und Liebevollen im Menschen Ausdruck zu verleihen.

Was verstehen Sie unter Authentizität?

Pascal: Wir spielen ein Volksinstrument, das eigentlich nur in Andalusien gespielt wird. Deshalb befinden wir uns in einer gewissen Spannung. Authentizität finde ich persönlich deshalb sehr wichtig, weil für mich diese Musik kräftiger ist, die sich mit dem innersten Kern eines Menschen deckt. Also Musik, die aus dem Innersten kommt, empfinde ich als kraftvoller. Deswegen glaube ich, dass es ganz wichtig ist, dass man Authentizität in der Musik lebt.

Kilian: Ich denke, dass wir in den letzten Jahren einen deutlichen und ehrlichen Schritt noch mal näher an uns selbst gemacht haben. Wir haben alle Fesseln gesprengt. Weil doch jeder gern Musik in Schubladen einsortiert, haben wir einfach unsere eigene Schublade aufgemacht. Wir haben unsere musikalische Historie noch viel mehr in unsere Komposition integriert. Unsere musikalische Herkunft liegt auch in Pop- und Rockmusik. Das ist aber kein Widerspruch zu Flamenco. Das ist für mich authentisch.

Zehn Fakten zum Duo

  • Anzahl der beruflich bereisten Länder: 15.
  • Dabei zurückgelege Kilometer: rund 500 000.
  • Anzahl der verschlissenen Gitarrensaiten: einen Satz alle 14 Tage, also 24 Saiten pro Monat, 2880 Saiten in zehn Jahren.
  • Eigene Stücke weggeworfen: ein gutes Dutzend.
  • Selbst komponierte Stücke: 52 bei der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) registrierte Eigenkompositionen.
  • Konzert mit den wenigsten Zuhörern: Am 20. Februar 2016 im „Club Monopol“ in Leiwen an der Mosel mit zwölf Zuhörern, davon zwei persönlich bekannte Journalisten.
  • Konzert mit den meisten Zuhörern: „Slask Days“ in Kattowitz (Polen) vor 40 000 Besuchern.
  • Kürzester Titel: „Prologue“ mit 48 Sekunden.
  • Längster Titel:Spain“ mit neun Minuten und 33 Sekunden.
  • Die schönste und gleichzeitig kürzeste Anekdote aus zehn Jahren „Café del Mundo“: Nach einem Konzert in Neustadt/Weinstraße stürmten die Menschen auf die Bühne und umarmten uns.

Wie hat Musik Sie verändert?

Pascal: Mich hat sie sehr verändert, weil ich immer dachte, nach der nächsten Kurve ist schon gut. Ich habe jetzt gelernt, dann noch weiter zu denken, noch grenzenloser, mir mehr Zutrauen zu schenken.

Kilian: Ich lernte, der eigenen Intuition zu vertrauen, dass diese mich automatisch dahin leitet, wo mein Platz im Leben angedacht ist. Die Musik hat mich mehr auf den Punkt gebracht. Sie hat mich sexy gemacht.

Was bedeutet Ihnen Familie?

Pascal: Für mich persönlich hat Familie den höchsten Stellenwert. Das ist ein heiliger, geschützter Ort, ein Raum gegenüber dieser anderen Welt, in der ich sein darf. Ich liebe es einfach, nach Hause zu kommen, wo die Familie auf einen wartet.

Kilian: Ich hab das große Glück, eine Partnerin an der Seite zu haben, die den Weg mit mir so geht. Ich freue mich, dass ich da auch jede Unterstützung bekomme.

Was bedeutet Ihnen Geld?

Pascal: Da wir in ein kapitalistisches Warenwirtschaftssystem eingebunden und als Kultur quasi ein Anhängsel desselben sind, ist Geld nicht unerheblich. Wir sind auch Unternehmer, und wir realisieren gerne Projekte. Als ich die erste Steuererklärung abgegeben und gesehen habe, wie Musik, die zunächst Gedanke ist, plötzlich zu schwarzen Zahlen wird, war ich fasziniert.

Kilian: Ich denke, Geld folgt der Leidenschaft. Erst kommt die Passion, und wenn die ins Schwarze trifft, dann kommt ganz automatisch auch der Erfolg.

Was bedeutet Ihnen Sicherheit beziehungsweise was verstehen Sie darunter?

Kilian: Ich hab eine relativ harte Meinung: Ich glaube, letztlich gibt es keine Sicherheit. Und genau darin liegen für uns als Musiker die Aufgabe und die Chance, dass wir lernen, dieses Sein ohne Sicherheit zu lieben.

Pascal: Sicherheit ist der geschützte Raum, den man sich immer wieder trauen muss zu verlassen. Das hat etwas mit Urvertrauen zu tun. Schon in der griechischen Antike hat Orpheus das Urvertrauen geprüft, als er Eurydike aus der Unterwelt zurückgeholt hat.

Gibt es einen Plan B?

Kilian: Nein. Plan B ist identisch mit Plan A.

Pascal: Nein.

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Was verstehen Sie unter Kreativität?

Pascal: Kreativität ist für mich Bewältigung des Lebens.

Kilian: Für mich ist Kreativität wie ein weißes Blatt, das vor uns liegt, jeden Tag wieder. Wir haben jeden Tag die Chance, das mit Farben und Formen zu füllen.

Woher erhalten Sie Inspiration?

Pascal: Inspiration kann für mich persönlich alles sein: ein Licht, ein Duft, ein Augenblick, ein Klang, ein Gefühl.

Kilian: Für mich ist Kreativität ganz klar spanischer Rotwein.

Was würden Sie ohne einander machen?

Pascal: Ich würde vermutlich Unterricht geben.

Kilian: Ich würde auf die Suche nach ihm gehen. Er ist der Bruder, den ich mir immer gewünscht habe. Ohne ihn ist für mich einfach kaum Musik da.

Redaktion

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