Ungewöhnliche Vereine - Der „Country & Western Club“ Buchen ist bestrebt, die amerikanisch-deutsche Freundschaft zu pflegen

Buchen: Folklore des Wilden Westens im badischen Frankenland

Von 
Adrian Brosch
Lesedauer: 
Das traditionelle Hufeisenturnier des „Country & Western Clubs“. © Club

Buchen. Mehr als 150 Vereine gibt es in Buchen und seinen 14 Stadtteilen. Einer der Originellsten ist ohne Frage der „Country & Western Club“: 1982 gegründet, bringt er traditionelle Countrymusik und die Folklore des Wilden Westens ins badische Frankenland – stets mit dem Bestreben, die deutsch-amerikanische Freundschaft zu pflegen. Die FN trafen sich mit Waltraud Herberich, die ein Stück Vereinsgeschichte geschrieben hat: Seit der Gründung am 19. September 1982 steht sie dem Verein vor.

Gegründet wurde der „Country & Western Club“ seinerzeit im „Reichsadler“ von einer Gruppe um die Familien Herberich, Pfündel und Bell. Als Motor fungierte Waltraud Herberich: „Beim Angeln am Main entstanden Kontakte zu GIs der damaligen Peden Barracks in Wertheim. Wir freundeten uns an und fuhren sonntags oft ,einfach so’ nach Wertheim“, blickt die Ur-Buchenerin zurück. Mit der Zeit besuchte sie häufig den „NCO-Club“, in dem stets gute Bands spielten – natürlich auch klassischen Country. „Früher war Country für mich kaum interessant, aber über die tollen Bands und die Lebensfreude lernte ich die Musik schätzen und wurde zum absoluten Fan“, betont sie. Immer häufiger nahmen sie und ihr späterer Mann auch Freunde aus Buchen mit nach Wertheim. So entdeckte man gemeinsam ein neues Hobby: „Über die Musik entwickelte sich ein Interesse, aus dem die Idee zu einem eigenen Verein wuchs. Wichtig war uns von Beginn an der direkte Bezug zur Musik – es gibt viele Westernclubs, aber bei uns spielt traditionelle Countrymusik eine besonders große Rolle!“, schildert Herberich, die über mehr als 30 Jahre hinweg Linedance-Kurse ausrichtete.

Exotenstatus in Anfangszeit

In seiner Anfangszeit verfügte der Verein über einen gewissen Exotenstatus: „Wir wurden eher belächelt nach dem Motto, dass hier die ,Wilden’ kommen, um Cowboy und Indianer zu spielen“, bemerkt sie.

Mehr zum Thema

Amtswechsel

Staffelstab-Übergabe bei den Wertheimer Rotariern

Veröffentlicht
Mehr erfahren
Ämterübergabe

Gerd Röser nun Präsident des Wertheimer Lions Clubs

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Die jahrelang mit hochkarätigem Programm und bekannten Country-Interpreten in authentischem Ambiente abgehaltenen „Countrynights“ fanden zunächst in Götzingen statt – an zwei Tagen inklusive Trailritt. Mit den „Countrynights“ verbinden sie und der Club viele schöne Erinnerungen – unter anderem an die „Mr. & Mrs. Country“-Wahl im November 1998. Ein Highlight war auch die große 25-Jahr-Feier: Auf dem gesamten Musterplatz präsentierte der Club den „american way of life“ und zelebrierte einen grandiosen Festumzug durch Buchen.

Keine größeren Veranstaltungen

Seit über zehn Jahren finden größere Veranstaltungen nicht mehr statt: Vorstand und Aktive des rund 40 Mitglieder aus dem ganzen Kreisgebiet zählenden Vereins sind „selbst in die Jahre gekommen und nicht mehr so behände wie vor einem Vierteljahrhundert“, wie Herberich anmerkt. Dazu kommen – wie bei vielen Vereinen – Nachwuchsprobleme: „Viele wollen zwar etwas erleben, möchten aber keine Verantwortung übernehmen“, betont sie und spricht von einer „Zeiterscheinung“.

Auch eine zweite tragende Säule des Vereins – die Pflege der deutsch-amerikanischen Freundschaft mit Austausch des Kulturguts – trat über die Jahre in den Hintergrund: Mit dem Abzug der US-amerikanerischen Streitkräfte aus Deutschland und der Schließung der Wertheimer Kaserne gingen viele Soldaten zurück in die Heimat. Ein Amerikaner ist noch Mitglied im Club.

„Wir pflegen die alten Kontakte zwar noch fortlaufend, aber das ist eher privat geworden“, lässt Herberich wissen.

Dennoch bleibt immer wieder Zeit für die typischen Aktivitäten des Vereins. Dazu gehören das Hufeisenturnier auf der Schießsportanlage, die Beteiligung am Schützenmarkteröffnungsumzug und der Besuch umliegender Veranstaltungen wie dem Westernfest in Nassig. „Früher waren wir zwar häufiger unterwegs, aber müde sind wir noch lang nicht“, sagt Waltraud Herberich.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten