Buchen unterirdisch, Folge 1

Buchen: Ein wahres Labyrinth an alten Gewölben

Sieben Keller befinden sich unter dem historischen Gebäude des Hotels „Prinz Carl“ in Buchen. Wie Eigentümer Jens Jaegle erklärt, liege das daran, dass das Bauwerk aus ursprünglich sieben Häusern entstanden sei.

Von 
Martin Bernhard
Lesedauer: 
Hotelier und Koch Jens Jaegle in seinem Weinkeller. Dieser ist einer von sieben unterirdischen Lagerräumen des „Prinz Carl“. © Martin Bernhard

Buchen. Der Gastwirt geht in der Gaststube hinter den Tresen. Dort führt eine Tür nicht in eine Abstellkammer, wie viele seiner Gäste glauben würden, sondern in die Unterwelt des Gasthauses. Die Treppe ist schmal, eng und ziemlich abgetreten. Die sieben Keller liegen auf unterschiedlichen Ebenen. Der heutige Getränkekeller zum Beispiel ist von der Vorstadtstraße aus durch ein Holztor ebenerdig erreichbar. Das Lokal „Goldene Kanne“, in früheren Zeiten der Rotweinkeller, liegt tief unter der Erde. Man erreicht ihn von außen über eine steile Treppe.

Buchen unterirdisch

Mit der Serie "Buchen unterirdisch" werden wir Sie in loser Folge an Orte in Buchen führen, die unter der Erde liegen. Außerdem stellen wir Ihnen Menschen vor, die im engeren und weiteren Sinn unterirdisch tätig sind. mb

Wer die Keller erkundet, muss häufig treppauf- und treppab gehen und immer wieder seinen Kopf einziehen. Als Unkundiger verliert man schnell die Orientierung. Einige der Keller dienen als Lagerräume für Gegenstände, die Jaegle zum Beispiel zur Bewirtung bei Festen benötigt.

Geranien an Wäscheleine

Im ursprünglichen Kohlenkeller liegt Holz für den Kaminofen im Restaurant und für den Ofen in der „Goldenen Kanne“. Einige Stufen höher erreicht man den sogenannten Geranienkeller. „Hier hat Elisabeth Ehrhardt die Geranien von der Terrasse überwintert, indem sie diese an Wäscheleinen aufhängte“, erinnert Jens Jaegle an die Gepflogenheiten der früheren Wirtsleute.

Jaegle und seine Frau absolvierten unter den Ehrhardts in den 1990-er Jahren im „Prinz Carl“ ihre Ausbildung. Die Eheleute übernahmen den Gastronomiebetrieb im Jahr 1996. Geranienpflanzen überwintern sie in dem Keller nicht. Denn der zeitliche Aufwand dafür wäre zu hoch. Sie kaufen jedes Jahr neue Blumen.

Mehr zum Thema

Buchen unterirdisch

In Gasthaus in Buchen: Fast vergessenes Gewölbe erforscht

Veröffentlicht
Von
Martin Bernhard
Mehr erfahren
Buchen unterirdisch

Eberstadt: Wie die Luft in der Tropfsteinhöhle bei Krankheiten hilft

Veröffentlicht
Von
Martin Bernhard
Mehr erfahren
Buchen unterirdisch

Buchens teuerste Anlagentechnik befindet sich unter der Erde

Veröffentlicht
Von
Martin Bernhard
Mehr erfahren

Im Geranienkeller befindet sich ein gemauerter Brunnen. Nach den Worten von Jens Jaegle führt dieser immer noch Wasser. Über seine Tiefe kann er allerdings keine Auskunft geben. Unter dem Geranienkeller liegt der ehemalige Weißweinkeller. An seinem Ende sieht man die runde Ummauerung des Brunnens. Zwischen dieser und der Rückwand des Kellers befindet sich ein kleiner Freiraum. „Dort haben die Schmitts Schnaps vor den amerikanischen Soldaten versteckt“, erzählt Jaegle. Das Ehepaar Schmitt führte das Hotel in den 1940-er Jahren.

Der ehemalige Weißweinkeller unter dem Restaurant des Hotels „Prinz Carl“. Bei der runden Ummauerung neben der Treppe handelt es sich um einen Brunnen. © Martin Bernhard

Werner Ehrhardt entdeckte in den 1950-er Jahren den Alkohol und schenkte ihn bis in die 1990-er Jahre hinein aus. Außerdem führt von dem Keller eine Klappe zur „Goldenen Kanne“, durch die man in früheren Zeiten Getränke reichte. In dem ehemaligen Weißweinkeller hatte Jaegle vor vielen Jahren während einer Veranstaltung in der Innenstadt eine Bar, die „Sonderbar“ eingerichtet. Einige der Einrichtungsgegenstände befinden sich noch darin. Sonst ist der Keller weitgehend ungenutzt.

Sandsteinfelsen im Erdreich

Der aktuelle Weinkeller befindet sich unter der Terrasse und ist durch Sandsteinfelsen im Erdreich begrenzt. Hier lagert Jens Jaegle Rot-, Weiß- und Roséweine ein, allerdings nicht allzu viel. „Heutzutage bekommt man kurzfristig Wein geliefert“, erläutert er. Unter dem Gastraum des Restaurants befindet sich der Kartoffelkeller. Dieser ist mit einem Holzboden ausgelegt. Er wird schon lange nicht mehr zur Lagerung von Erdäpfeln genutzt, da er zu warm ist. Darüber, nur wenige Treppenstufen höher, erstreckt sich der historische Bierkeller. Die Jaegles stellen auch heute noch dort ihre Bierfässer ab. Der Gerstensaft wird elektrisch gekühlt.

Ein weiterer Zugang zur Unterwelt des „Prinz Carl“ befindet sich in der Küche. Von dort aus gelangt man direkt in den früheren Kohlekeller. Dieser wurde als Wäscherei genutzt.

Redaktion

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten