Stadtjubiläum

Buchen: „Der Stadtvogt“ kommt auf die Bühne

Das von Karl Tschamber verfasste Bühnenstück „Der Stadtvogt“ wird nach mehr als 40 Jahren in Buchen wieder aufgeführt. Unter der Regie von Christof Kieser wird es im Juni im Museumshof zu sehen sein.

Von 
Martin Bernhard
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Fachdienstleiterin Sarah Wörz, Stadtarchivar Tobias-Jan Kohler, Regisseur Christof Kieser und Stadtvogt-Darsteller Stefan Müller-Ruppert freuen sich schon auf die Freiluftaufführung des historischen Theaterstücks im Museumshof. © Martin Bernhard

Buchen. Fachdienstleiterin Sarah Wörz und Stadtarchivar Tobias-Jan Kohler haben mittelalterlich anmutende Gewänder, eine Armbrust und eine Hellebarde zum Pressegespräch über die Aufführung des Freilichtbühnenstücks „Der Stadtvogt“ mitgebracht. Denn der historische Hintergrund der Handlung um die Belagerung der Stadt Buchen reicht vermutlich ins Jahr 1380 zurück. Die Regie führt Christof Kieser, unterstützt von der Theaterpädagogin Daniela Allin. Die Titelrolle wird Stefan Müller-Ruppert spielen. Rund 1000 Leute werden die beiden Aufführungen am 27. und 28. Juni im Museumshof sehen können, bei schlechtem Wetter in der Hainstadter Mehrzweckhalle.

Wie Kohler erläuterte, schrieb Karl Tschamber im Winter 1930/31 das Stück. Es wurde jedoch erst 1980, als man „700 Jahre Stadterhebung von Buchen“ feierte, aufgeführt. Damals stellten die Kolpingsfamilie und der „Liederkranz“ die Mitwirkenden. Dieses Jahr hat Christoph Kieser Personen angesprochen, die über Bühnenerfahrung verfügen, zum Beispiel aus dem „Liederkranz“, der Kolpingsfamilie, vom „Zwibbelclub 2.0“ und von der Stadtkapelle. 40 bis 50 Mitwirkende würden benötigt. „Das wird eine knackige Probezeit“, sagte Kieser. Die altertümliche Sprache stelle eine besondere Herausforderung für die Darsteller dar. Und man müsse sich auch in die Zeit und die damaligen Gepflogenheiten hineindenken. Für Stefan Müller-Ruppert ist es zum Beispiel ungewohnt, bei der Anrede von Bürgern nicht beide Geschlechter zu nennen. Kieser hat das Stück überarbeitet, die Sprache „entschärft“ und etwas gekürzt. „Wir wollen trotz der Änderungen authentisch bleiben“, versprach er.

Martin Grollmuss als Herold bei der Jubiläums-Matinee in der Stadthalle. © Martin Bernhard

Neu ist auch, dass das Stück Musikpassagen enthalten wird. Christian Roos schrieb zum Beispiel eine Ouvertüre, mehrere Lieder, Zwischenmusik und ein Rezitativ. Eine Band und Solisten werden zum Einsatz kommen. „Dadurch bekommt das Stück einen anderen Charakter“, stellte Kieser fest.

„Es war keine Frage für mich mitzumachen“, erläuterte Stefan Müller-Ruppert. „Aber als ich zusagte, kannte ich die Textmenge noch nicht.“ Müller-Ruppert wird den Stadtvogt spielen, der – wir er meint – jedoch nicht die Hauptrolle in dem Stück einnehme. Diese spricht er der Figur des Herwath Dosseler zu, der den Verrat durch einen abtrünnigen Buchener Ritter verhindert, sich in die Tochter des Stadtvogts verliebt und schließlich geadelt wird. Damit stand der Verbindung der beiden jungen Leute nichts mehr im Weg. Im „Stadtvogt“ werde es nicht nur um Freiheit, sondern auch um Standesunterschiede gehen.

Auf der Suche nach Kostümen

Die Aufführung im Museumshof stellt die Macher vor einigen Herausforderungen: So werde eine Bühne vor dem Belz’schen Haus aufgestellt und eine aufwendige Technik müsse installiert werden, sagte Sarah Wörz. Kohler wies auf die Schwierigkeit hin, historische Kostüme zu besorgen. Manches Gewand von 1980 habe man auftreiben können, auch sechs Hellebarden und eine Armbrust. Wer noch über Kostüme von der damaligen Aufführung verfüge, soll sich an die Stadtverwaltung wenden.

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Kohler ging auch auf den historischen Hintergrund des Stücks ein. Dieses spielt an zwei bis drei Tagen während der Belagerung von Buchen durch kurpfälzische Truppen. Tschamber datierte dieses Ereignis auf das Jahr 1381, andere Quellen nennen 1380. Die Kurpfälzer hatten schon Osterburken niedergebrannt. An der Hartnäckigkeit der Buchener Verteidiger bissen sie sich die Zähne aus. Der Blecker, der ebenfalls in dem Theaterstück eine Rolle spielt, sei zu dieser Zeit allerdings nicht historisch verbürgt. „Der war eine Neidfigur unter vielen“, sagte Kohler.

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