Buchen. Die nach den Schülerzahlen zweitgrößte Schule in Buchen feiert ihr 175-jähriges Bestehen. Nach dem Motto „traditionell, fortschrittlich“ bereiten mehr als 50 Lehrer rund 900 Schüler auf ihr Berufsleben vor. Seit dem Schuljahr 2002/2003 können am Technischen Gymnasium junge Leute die Allgemeine Hochschulreife erwerben.
Zu den Veränderungen der vergangenen Jahren zählt Schulleiter Oberstudiendirektor Carlo Götz den Bildungsgang „Ausbildungsvorbereitung dual“. Dessen Ziel bestehe darin, Schüler in eine Berufsausbildung zu bringen. Sie können hier den Hauptschulabschluss nachholen oder – nach einem weiteren Schuljahr – die Fachschulreife erwerben.
Zudem sei die Ausbildung von jungen Flüchtlingen ein „großes Thema für berufliche Schulen“. Diese erhalten – zurzeit an der Frankenlandschule in Walldürn – in vier Klassen Deutschunterricht. An einem Tag pro Woche werden sie in einer Werkstätte praktisch ausgebildet.
Moderne Medientechnik
In der „Lernfabrik 4.0“ habe man die Automatisierungstechnik stärker als bisher verankert. Die Schulgebäude seien energetisch saniert und alle Räume mit moderner Medientechnik ausgestattet worden.
Als eine Herausforderung bezeichnet Götz die rückläufigen Schülerzahlen. Er führt diese unter anderem auf hohe Übergangsquoten von der Grundschule aufs Gymnasium zurück. Aus demografischen Gründen könnten die Schülerzahlen allerdings ab 2025 wieder steigen.
„Wir sind eine typisch ländliche Berufsschule“, stellt der Schulleiter im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten fest. „Das Markenzeichen des ZGB ist die breite Vielfalt.“ Junge Menschen würden in sechs Berufsfeldern in jeweils einer oder zwei Klassen unterrichtet.
Nach den Erfahrungen von Carlo Götz haben sich auch die Schüler in den vergangenen Jahrzehnten verändert: „Viele haben nicht mehr das Durchhaltevermögen wie die jungen Leute früher.“ So würden Auszubildende häufiger ihre Lehrekurz vor dem Abschluss abbrechen. Und die Entschlussfähigkeit habe abgenommen. Ausbildungsverträge würden immer später abgeschlossen.
Die Gründung der Gewerbeschule von Buchen fällt in die Zeit der beginnenden Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Isabell Arnstein hat sich in dem Buch „Die Geschichte der Zentralgewerbeschule Buchen“ der Historie der Schule gewidmet. Dieses ist in der Schriftenreihe „Zwischen Main und Neckar“ des Vereins Bezirksmuseum 2019 erschienen.
Wie sie erläuterte, verloren in den 1830-er Jahren die Handwerkszünfte zunehmend ihre Autonomie. Die Berufsausbildung sollte stärker der öffentlichen Hand übertragen werden. Deshalb legte Großherzog Leopold von Baden 1834 in einem Erlass fest, dass in Baden Gewerbeschulen zu gründen seien. Diese sollten von Absolventen der Volksschulen besucht werden, die in die Lehre eines Gewerbes eingetreten waren. In Buchen wurde die Gewerbeschule am 6. Dezember 1847 in Verbindung mit der „Höheren Bürgerschule“, dem späteren Burghardt-Gymnasium, eröffnet. Im ersten Schuljahr besuchten 70 Lehrlinge die Schule. Das Schulgeld betrug damals bis zu 20 Kreuzer im Monat. Sozial schwache Schüler konnten davon befreit werden.
1851 beschloss das Großherzogliche Innenministerium, dass die Gewerbeschulen von den Höheren Bürgerschulen getrennt werden sollten. In Buchen wurde dieser Erlass 1853 umgesetzt. Allerdings unterrichteten die Lehrer nach wie vor an beiden Schularten. Nach den Recherchen von Arnstein schwankten die Schülerzahlen bis 1872 zwischen 47 und 88 Schülern. Erst 1873 wurde die Gewerbeschule vollständig selbstständig. Ihr Betrieb wurde von zwei auf drei Jahrgangsklassen mit insgesamt rund 70 Schülern ausgeweitet. Die Schülerzahl stieg bis 1897 auf 91 Schüler, so dass man zwischen 1897 und 1899 einen Neubau in der Schüttstraße errichten musste. Noch vor Beginn des Ersten Weltkriegs beschlossen die damals selbstständigen Gemeinden Bödigheim, Eberstadt, Götzingen, Hainstadt, Hettigenbeuern Hollerbach, Rinschheim und Unterneudorf, dass ihre ausbildungspflichtigen Jugendlichen die Schule in Buchen besuchen sollten.
Berufsschulpflicht eingeführt
In den 1920-er Jahren verpflichtete der Staat jugendliche Arbeitslose zum Schulbesuch und führte kurz darauf die Berufsschulpflicht ein. 1939 erhielt der Landkreis Buchen die Zuständigkeit für alle Gewerbeschulen im Kreisgebiet übertragen. 1947 erhob der Präsident von Baden die Gewerbeschule Buchen zur Zentralgewerbeschule, damals mit Standorten in Walldürn und Buchen sowie mit insgesamt etwa 1150 Schülern. Mit dem Bau des D-Gebäudes in Buchen in der Karl-Tschamber-Straße 1976 wurde der Standort in Walldürn aufgegeben. Im Zuge der Kreisreform wurden die Bauberufe der Gewerbeschule in Mosbach, die Metallberufe der ZGB zugesprochen.
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