Boxberg/Bobstadt. Eine Hausdurchsuchungsmaßnahme am frühen Mittwochmorgen, gegen 6 Uhr, in Bobstadt hatte weitreichende Folgen. Zu Beginn wurden mehrere Schüsse auf die Einsatzkräfte abgegeben. Kurz danach geriet das Anwesen in Brand. Starke Polizeikräfte, bestehend aus schwer bewaffneten Spezialeinsatzkommandos (SEK) aus Baden-Württemberg und Bayern, vier Polizeihubschrauber, gepanzerte Fahrzeuge, mehr als hundert Bereitschaftspolizisten und unzählige Beamte des Polizeipräsidiums Heilbronn aus der gesamten Region rückten an, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Ein Polizist wurde verletzt, jedoch nicht lebensgefährlich.
Schüsse und Explosionen
Von Schüssen und Explosionen berichteten Anwohner, die ungenannt bleiben möchten, unserem Reporter. Gegen 7 Uhr wurde der Brand einer Scheune in der Bobstadter Eckstraße gemeldet, doch die alarmierten Abteilungen der Boxberger Feuerwehr durften nicht zum Brandort vordringen, weil Polizisten das Areal zwischen der Eck- und der Bergstraße aus Sicherheitsgründen inzwischen weiträumig abgesperrt hatten.
„Da eine Gefährdung der Einsatzkräfte und der Anwohner wegen des Brandes, möglicherweise im Haus befindlicher Munition sowie freilaufender Hunde nicht ausgeschlossen werden konnte, waren Löscharbeiten zunächst nicht möglich“, teilte das Polizeipräsidium gegen Mittag offiziell mit. Sowohl die Scheune als auch das nebenstehende Wohngebäude brannten kontrolliert ab.
Kurz vor 13 Uhr waren nochmals laute Explosionen in Bobstadt zu hören, als die Spezialkräfte der Polizei das gesamte Anwesen gezielt einer intensiven Untersuchung unterzogen. Entschärfer des Landeskriminalamts Baden-Württemberg übernahmen die kriminaltechnische Begutachtung vor Ort.
Der Verdacht des illegalen Waffenbesitzes lag nach Mitteilung der Polizei-Pressestelle und der Staatsanwaltschaft Mosbach der anberaumten Hausdurchsuchung an diesem Morgen zugrunde. Neben dem Hauseigentümer hielten sich jedoch mehrere Personen auf dem Anwesen in Bobstadt auf.
Komplizierte Lage
Nachdem die Schüsse auf die Polizeibeamten abgegeben worden waren, verkomplizierte sich die Situation, so dass umgehend Verstärkung angefordert wurde. Gegen 9 Uhr meldete die Polizei schließlich, dass eine Person festgenommen werden konnte, machte aber zunächst „aus einsatztaktischen Gründen“ keine weiteren Angaben. Es hieß lediglich, dass Anwohner – nach wie vor – gebeten werden, Fenster und Türen geschlossen zu halten.
Um 13 Uhr hieß es offiziell: „Mehrere Personen, die sich in dem Anwesen aufhielten, konnten“ am Vormittag „widerstandslos und unverletzt festgenommen werden“.
Bestürzt über den notwendigen großen Polizeieinsatz im Raum Boxberg zeigte sich Bürgermeisterin Heidrun Beck. Sie und Ortsvorsteher Alwin Deißler bestätigten im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die Bürger zwar geschockt und teilweise wohl verängstigt gewesen seien, aber glücklicherweise auch kein Unbeteiligter zu Schaden kam.
Der herbeigeeilte DRK-Rettungsdienst und die zahlreichen Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Boxberg erlebten ebenfalls einen außergewöhnlichen Einsatz unter Polizeischutz.
Politische Motive
Da ein politisch motivierter Hintergrund bei den festgenommenen Personen nicht ausgeschlossen werden kann, ermitteln das Landeskriminalamt Baden-Württemberg und das Polizeipräsidium Heilbronn. Es laufen umfangreiche Ermittlungsmaßnahmen zu den Hintergründen der Geschehnisse, die bis in den Nachmittag den kleinen Ort in Atem hielten.
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