Boxberg und seine Stadtteile (Teil 3)

„Kindergarten im Pfarrhaus soll erhalten werden“

Uiffingen. Planungen für Neubau eines Naturkindergartens und Freiflächen-Photovoltaikanlage werden vom Ortschaftsrat abgelehnt

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Werner Palmert
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Uiffingen. Der Boxberger Stadtteil Uiffingen scheint in den letzten Jahren nicht unbedingt vom Glück verfolgt zu werden, wie im Gespräch der Fränkischen Nachrichten mit der neuen Ortsvorsteherin Tanja Ruck und den ebenfalls im Juni 2024 neugewählten Ortschaftsrätinnen Nicole Deubel und Monika Wolpert und den Ortschaftsräten Tobias Ernst und Bernhard Neckermann sowie dem Stadtrat Martin Wild zu hören war.

Die Erweiterung des Neubaugebietes Rosenstraße ist nicht möglich, da die Fläche in ein FFH-Gebiet umgewandelt wurde. Die Fläche „Am Bill“ schien als Ersatz schon perfekt, bis das geologische Gutachten einen Strich durch die Rechnung machte, da die Gefahr besteht, dass die vorgesehene Fläche als „Rutschgebiet“ ausgewiesen werden muss. Eine weitere Möglichkeit in der Gerbergasse bietet sich auch nicht als Option für eine Wohnbebauung an, da der langjährige Versuch, ein leerstehendes und sehr heruntergekommenes Haus zu erwerben, ohne Erfolg blieb. Jetzt hofft das Ortsgremium, dass das im Flächennutzungsplan neu ausgewiesene Gebiet Richtung Friedhof die Chance für eine Realisierung bekommt.

Ungewiss sind auch die weitere Umsetzung des Feuerwehrgerätehaus-Neubaus, nach der jüngst bekanntgewordenen Kostensteigerung.

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Die Sanierung der seit Jahren maroden Friedhofsmauer wird ebenfalls vorerst dem Rotstift zum Opfer fallen wie Tanja Ruck befürchtet und dann rauschte im Juni 2024 auch noch ein Hochwasser durch den Ort. An manchen Stellen sind heute noch Schäden erkennbar. „Zum Glück wurde niemand verletzt. Hier hat sich gezeigt, dass die Uiffinger Einwohner zusammenhalten. Jeder hat im Rahmen seiner Möglichkeiten geholfen“, so die Ortsvorsteherin. Die Ortsgemeinschaft setzt jetzt auf die Hilfe der Stadt, um endlich das seit Jahren immer wieder angesprochenen Thema Hochwasserschutz in Angriff zu nehmen.

Ein permanentes Ärgernis in den Sitzungen des Ortschaftsrats ist auch der schlechte Zustand der Feldwege. Uiffingen hat mit 14,6 Quadratkilometern die größte Gemarkungsfläche aller Boxberger Stadtteile. Viele davon müssen neu gemacht werden. Die jährlich dafür zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel reichen bei weitem nicht für eine ordentliche Instandsetzung aus, wie der Ortschaftsrat klagt. Der Unterhalt des Feldwegenetzes sei für Uiffingen auch deshalb wichtig, weil der strukturelle Wandel in der Landwirtschaft sich hier langsamer vollziehe. Immerhin bewirtschaften noch mehr als ein Dutzend Betriebe ihre Äcker im Nebenerwerb.

Zwei Projekte vor Ort besonders im Fokus

Zwei Projekte beschäftigen Tanja Ruck, die bereits seit 2014 dem Uiffinger Ortschaftsrat angehört, und ihre übrigen Gremiumsmitglieder, ganz besonders: der Verbleib des bestehenden Kindergartens im Pfarrhaus in der Ortsmitte, anstatt des geplanten Neubaus eines Naturkindergartens, am Ortsrand Richtung Wölchingen, und die geplante Freiflächen-Photovoltaikanlage, die auf einem Areal nördlich der Ortschaft, in Richtung Autobahn, entstehen könnte.

Als überaus wichtiges Thema diskutieren die Uiffinger Einwohner schon länger den Auszug des Kindergartens aus dem Pfarrhaus. Das Gebäude sei sanierungsbedürftig und diverse räumliche Vorgaben müssten eingehalten werden, um dort einen Kindergarten nach heutigem Standard weiterführen zu können. „Die jeweiligen Vorschriften von Denkmalamt, Brandschutz und KVJS (Kommunalverband für Jugend und Soziales) sind aber nicht einfach unter einen Hut zu bringen“, wie die Ortsvorsteherin anmerkt. Die geschätzten Kosten der Sanierung liegen bei rund einer Million Euro.

Diese Summe würde auch ein Neubau verursachen, schätzt die Ortsvorsteherin. „Wir setzen jetzt unsere ganze Hoffnung auf den bereits für Februar angekündigten Besuch eines Vertreters der Oberen Denkmalbehörde, um doch noch einen Kompromiss zu finden.“ In dieser Angelegenheit wünschen sich der Ortschaftsrat und die Uiffinger auch ein größeres Engagement von der Bürgermeisterin, um den Kindergarten an seinem jetzigen Platz zu erhalten. „Der Kindergarten im Pfarrhaus ist das Herzstück und der Mittelpunkt unserer Dorfgemeinschaft“, so der Appell des Ortschaftsrates.

Neben der Diskussion um den Verbleib des Kindergartens im Ortskern beschäftigen sie die Uiffinger auch mit der geplanten Freiflächen-Photovoltaikanlage in Richtung Autobahn, nahe Gräffingen. Da die Stadt Boxberg keine Höchstgrenzen für eine solche Anlage festgeschrieben hat, sah die erste Planung eine Fläche von rund 160 Hektar vor, die auch große Ackerflächen der Gemarkung Uiffingen einschloss. Der Ablehnung dieser ursprünglichen Planung durch den früheren Ortschaftsrat, schloss sich auch der alte Gemeinderat der Stadt Boxberg mehrheitlich an. Auch die jetzt vorgelegte „abgespeckte Version“ der Planung, die eine bebaute Fläche von 70 bis 80 Hektar umfasst, lehnte der neue Uiffinger Ortschaftsrat ab und hofft, dass sich auch der neugewählte Gesamtgemeinderat der Stadt dieser Meinung anschließt.

Ein Argument für seine ablehnende Haltung liefert der Ortschaftsrat gleich mit: „Für solche Vorhaben gibt es auf Gemarkung Uiffingen bereits genügend privilegierte Flächen entlang der Autobahn und am Bahngleis. Wir haben schon genug Flächen für regenerative Energiegewinnung zur Verfügung gestellt und es werden sicher noch weitere Windräder gebaut“, ist man sich einig.

Ein großes Fragezeichen steht auch hinter den Planungen für das Feuerwehrgerätehaus, das im Bedarfsplan ausgewiesen wurde. Hierfür wurde bereits ein altes Gebäude im Ortskern von der Stadt erworben und abgerissen. Bei der Einholung der Angebote wurde schnell klar, dass die Kosten für das Bauvorhaben auf das Doppelte ansteigen, weshalb der Gemeinderat das Projekt stoppte und sich für eine neue Ausschreibung entschied. Aktuell ist es ungewiss, wie es weitergeht. Ein Dauerbrenner ist auch die seit Jahren sehr marode Friedhofsmauer. Eine komplette Sanierung ist zu aufwendig und sehr kostenintensiv. Als weiteres großes Ärgernis empfindet die Ortsbevölkerung die seit Anfang des Jahres 2024 stattfindende Entnahme großer Grundwassermengen für die geplante Versorgungsleitung durch Südlink. „Hierzu erhalten wir leider keinerlei Informationen“, beklagt sich das Ortsgremium.

Für die Gestaltung und Aufwertung des Ortsbildes sorgten die Uiffinger selbst. Durch den Abriss alter Gebäude und den Neubau von Wohngebäuden in den letzten Jahren, wurde der Ortskern weitestgehend saniert.

Vereinsleben wird groß geschrieben

Das Vereinsleben wird in Uiffingen noch großgeschrieben, was sich auch im umfangreichen Veranstaltungskalender niederschlägt. Der Sportverein mit seinen verschiedenen Abteilungen, die Freiwillige Feuerwehr, die Volkstanzgruppe und der Kindergarten-Förderverein, der sehr aktive Obst- und Gartenbauverein als „tragende Säule der Dorfgemeinschaft“ und die Chorgemeinschaft, bieten für alle Interessen und Neigungen eine Anlaufstelle. Wer will kann auch das auf ehrenamtlicher Basis stattfindende monatliche „Pfarrhaus-Kaffee“ besuchen oder sich dem Rentnerstammtisch anschließen. Aufgrund des Fehlens einer Gaststätte trifft man sich im Dorfgemeinschaftshaus oder im Vereinshaus.

Als „nicht zufriedenstellend“ beurteilt wird von der Ortsverwaltung das ÖPNV-Angebot. Der frühere Ringbus-Linienverkehr habe sich besser an den Erfordernissen für Berufstätige orientiert, die aus dem Stadtteil in Richtung Osterburken oder Lauda fahren müssen. Wer derzeit die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen wolle, müsse sich an die Fahrzeiten des Schülerbusses halten. Zweifel hat man auch daran, dass sich durch das verbesserte Angebot auf der Schiene, nach dem Ausbau des Wölchinger Bahnhofes, etwas am Busverkehr ändere.

Auch am Mobilfunknetz für den Stadtteil Uiffingen sieht das Gremium Verbesserungsmöglichkeiten.

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