Boxberg. Stadtkommandant Harry Schroth und sein Stellvertreter Tobias Britsch standen den Fränkischen Nachrichten für ein Gespräch rund um die Boxberger Feuerwehr zur Verfügung. Veränderte Rahmenbedingungen, Hilfsfristen, unterversorgte Bereiche, neue Fahrzeugkonzepte und organisatorische Verbesserungen standen ebenso im Mittelpunkt wie die hohe Einsatz- und Leistungsbereitschaft.
Vor knapp fünf Wochen war der Feuerwehrbedarfsplan für die Stadt Boxberg Thema im Gemeinderat (wir berichteten ausführlich). Von einer „gut aufgestellten Feuerwehr“ sprach Experte Dr. Roland Demke. Er zeigte dem Gemeinderat aber auch Millionen-Investitionen in den nächsten zehn Jahren auf.
Stadtkommandant Schroth und sein Stellvertreter Britsch erinnern im Gespräch daran, dass Boxberg mit seinen Stadtteilen „den Wandel von der landwirtschaftlich geprägten Kommune hin zum Industriestandort erlebt“ und entsprechend die Strukturen der Feuerwehr angepasst werden müssten. Viel sei schon passiert und die Unterstützung der Stadtverwaltung und des Gemeinderates stets vorhanden gewesen. Doch klar sei allen auch, dass es weitere Ergänzungen und Optimierungen geben müsse.
„Grundschutz sicherstellen“
Schroth erläutert, dass der intensive Blick auf die Standortverteilung gezeigt habe, „dass wir mit dem Bereichswehrkonzept in Boxberg sehr gut aufgestellt sind und die Hilfsfristen weitgehend abgedeckt werden können“. Boxberg-Wölchingen, Schweigern, Unterschüpf und Windischbuch plus die jeweiligen Nachbarabteilungen bilden die vier Bereiche im Stadtgebiet, in denen insgesamt neun Einsatzfahrzeuge und mehrere Anhänger verteilt stehen.
Bei größeren Lagen ergänzen sich die Wehren untereinander. Jede Bereichswehr hat zudem eine Sonderaufgabe.
Eine „Unterversorgung“ bei der Eintreffzeit des ersten Feuerwehrfahrzeuges innerhalb von zehn Minuten (Hilfsfrist) wurde im nordwestlichen Gemeindegebiet, in den Bereichen Uiffingen, Kupprichhausen und Lengenrieden ausgemacht, so dass sich hier etwas ändern muss.
„Durch ein neues Fahrzeug in Uiffingen können wir den Grundschutz sicherstellen“, meint Stadtkommandant Schroth und freut sich über zwölf Abteilungen mit insgesamt 341 Aktiven – „dass ist im Landkreisschnitt auf die Einwohnerzahl gerechnet ein sehr guter Wert! Außerdem gibt es bei uns eine tolle Jugendarbeit mit drei Jugendgruppen und ca. 70 Mitgliedern.“
Schroth und Britsch können auch von einer hohen Tagbereitschaft und einer großen Motivation ihrer Kameraden berichten. Glücklicherweise seien viele Arbeitgeber vor Ort bereit, die Leute im Alarmfall ziehen zu lassen.
Eingehend auf das Fahrzeugkonzept betonen beide, dass es künftig ein Tanklöschfahrzeug in Windischbuch brauche, bedingt durch das stark wachsende Gewerbegebiet „Seehof“. Auf dem „Berg“ gebe es im Ernstfall im Gegensatz zu den Tallagen Wasserknappheit. Stadtkommandant Schroth verweist zudem auf das Logistikkonzept. Der Bedarfsplan sehe mittelfristig auch einen Gerätewagen für aufwendigere und längere Einsätze vor. Und Tobias Britsch ergänzt: Nachholbedarf gibt es ebenso in Sachen Schlauchmaterial.
Aber die Feuerwehr besteht nicht nur aus Fahrzeugen und Gerätschaften. Wie steht es um die persönliche Ausstattung der Feuerwehrleute? Britsch meint: „In den letzten 20 Jahren haben wir einen guten, aber dennoch preiswerten Standard erreicht. Bei den Atemschutzgeräteträgern sind wir jetzt dran etwas zu verändern, was Schutzwirkung und Tragekomfort angehen.“ Schroth fügt an: „Die Kameraden, die sich den größten Gefahren, beispielsweise bei Bränden, aussetzen, brauchen den bestmöglichen Schutz!“
Ein großes und kostenintensives Thema sind auch die Gerätehäuser. Der Bedarfsplan weist viele Handlungsfelder aus, die nach und nach abgearbeitet werden sollen. Es geht um Arbeitssicherheit, Unfallverhütung und Gesundheitsschutz, aber auch Kleinigkeiten, die laut Britsch schnell erledigt werden können.
„Wir haben jetzt einen Fahrplan für knapp zehn Jahre, ein Gerüst, an dem man sich entlang hangeln kann“, sagt Stadtkommandant Schroth zufrieden, wohlwissend wie viel Zeit und Aufwand im Bedarfsplan drinsteckt. Eineinhalb Jahre dauerte die Erstellung!
Tobias Britsch zieht eine positive Bilanz: „Es wird aufgezeigt, dass wir in Boxberg so falsch nicht unterwegs sind und unsere Grundstrategie stimmt.“ Seitdem alles unter die Lupe genommen wurde, sei sein Detailwissen noch viel größer, meint Britsch.
Viel Arbeit im Verborgenen
Harry Schroth kommt auf den organisatorischen Bereich zu sprechen: Momentan laufe alles ehrenamtlich – von der Führungsarbeit über die Ausbildung, die Gerätewartung, die Schlauchpflege, Beschaffung, Atemschutz und vieles andere mehr. „Das geschieht meist selbstständig und absolut zuverlässig. Wir sehen hier eine tolle Gemeinschaftsleistung“, so Schroth. Aber: „Es gibt auch viel Arbeit im Verborgenen.“
Es sei bislang ein Fehler gewesen, darüber nicht zu sprechen. „Wir haben ein großes Stadtgebiet, 341 Aktive und jede Menge Aufgaben im Feuerwehrbereich. Wir müssen die Arbeit auf mehrere Schultern verteilen, dürfen die Einzelnen aber auch nicht überfordern.“
Der Bedarfsplan zeige nun auf, dass es eine Sachbearbeiter-Teilzeitstelle im Rathaus zur Unterstützung der Büroarbeit und eine Stelle im Bereich Gerätewart in Zukunft geben müsse.
Anders aufstellen
„Wir brauchen an diesen Stellen eine Entlastung der Ehrenamtlichen“, fordert Schroth. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden.“
Der höchst erfreulichen Entwicklung Boxbergs und des Zuwachses an Industrie sei es geschuldet, dass man sich nun anders aufstellen müsse als bisher, so Schroth und Britsch, die mehr Zug- und Verbandsführer ausbilden sowie gerne auch mehr weibliche Kameraden im Team (bislang nur vier Prozent-Anteil) begrüßen wollen.
Sie betonen abschließend nochmals, dass die Unterstützung von Stadt und Gemeinderat immer da war, die Zeiten, in denen man sich als „günstigste Feuerwehr im ganzen Land“ bezeichnete aber der Vergangenheit angehören müssten.
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