Boxberg. Rund 100 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Boxberg lauschten am Montagabend neugierig den Ausführungen von Dr. Roland Demke, Leitender Branddirektor aus Würzburg. Dieser präsentierte dem Gemeinderat in öffentlicher Sitzung in der Umpfertalhalle den Feuerwehrbedarfsplan für die nächsten Jahre. Millionen-Investitionen in Fuhrpark und Gerätehäuser kamen dabei unter anderem zur Sprache.
Viel Erfreuliches, aber auch Verbesserungswürdiges hatte Dr. Demke zu berichten. Monatelang beschäftigte er sich mit der Stadt Boxberg, Gefährdungsanalysen und dem Feuerwehrwesen insgesamt. Die Bürgermeisterin und die Stadträte hörten sich alles über eine Stunde lang interessiert an. Größere Diskussionen gab es aber – ebenso wie Beschlüsse – nicht.
„Normales Risiko“ für Bürger
Feuerwehr-Fachmann Demke sieht die Bürger Boxbergs einem „normalen Risiko“ ausgesetzt. Rund 40 Einsätze habe die Feuerwehr pro Jahr zu bewältigen und könne dabei auf 341 Aktive zählen – auf die Einwohnerzahl gerechnet „ein sehr guter Schnitt“!
In den Gefährdungsklassen höher einzustufen seien die Wohn- und Arbeitsorte Boxberg-Wölchingen, Schweigern, Unterschüpf und besonders Windischbuch (mit dem großen Gewerbegebiet Seehof).
Eine „Unterversorgung“ bei der Eintreffzeit des ersten Feuerwehrfahrzeuges innerhalb von zehn Minuten (Hilfsfrist) machte Dr. Demke im nordwestlichen Gemeindegebiet, in den Bereichen Uiffingen, Kupprichhausen und Lengenrieden aus, so dass hier etwas geändert werden müsse.
Wie viel Feuerwehr braucht die Stadt? Wie ist die Ausstattung? Was gibt es für Gefahren? Wie ist die Organisation vor Ort? Diesen und vielen weiteren Fragen ging Dr. Roland Demke im Zuge der Erstellung des Feuerwehrbedarfsplanes nach.
Gute Erreichungsgrade bei der Einhaltung der Hilfsfristen bescheinigte der Experte der Feuerwehr Boxberg, zeigte aber auch Steigerungspotenziale in den Ausrückebereichen Boxberg-Wölchingen und Windischbuch auf.
Starke Mitgliederverluste
Der insgesamt gute Personalstand dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, hieß es weiter, dass Schwabhausen (minus 50 Prozent) und Oberschüpf (minus 40 Prozent) zuletzt stark an Personal eingebüßt hätten. Die Nachwuchsarbeit sei entsprechend wichtig und gerne dürften es auch mehr Frauen in der Feuerwehr sein. Nachholbedarf sieht Demke in der Ausbildung weiterer Zugführer. Er plädierte ebenso dafür, mindestens sechs Mitarbeiter des Rathauses beziehungsweise Bauhofs für den Dienst in der Feuerwehr zu gewinnen. „Wertschätzung für die Feuerwehr drückt sich nicht nur in guter Ausstattung aus“, so Demke fortfahrend, es brauche auch eine „echte Entlastung“ der Ehrenamtlichen bei Wartungs- und Verwaltungsaufgaben. Für die Gerätewartung sei eine halbe Stelle, angesiedelt beim Bauhof, sinnvoll und zur Unterstützung der Führungskräfte mindestens eine halbe Stelle im Rathaus (Verwaltungskraft für Sachbearbeitung Feuerwehr).
Investitionen in Gerätehäuser
Investitionsbedarf in den nächsten Jahren weist der Feuerwehrbedarfsplan für verschiedene Gerätehäuser aus: Windischbuch brauche eine neue Fahrzeughalle mit drei Stellplätzen, vielleicht gegenüber der bisherigen Unterkunft, danach müsse das Bestandsgebäude umgebaut werden, so Demke. Bislang seien die Umkleiden in der Fahrzeughalle, gebe es keine Räume für die Jugendfeuerwehr, keinen Damenumkleideraum, keine Abgasabsauganlage, keine Heizungsanlage, zu wenig und zu kleine Fahrzeugstellplätze, keine Sicherheitsabstände bei den Fahrzeugen, keinen Lager- und Werkstattraum und nur limitierte Parkplätze vor Ort. Das alles sollte sich ändern.
Für Unterschüpf zeichnete Demke ein ähnliches Bild. Hier finde man eine „unglückliche Situation“ vor. Er schlug daher einen Neubau zwischen Unterschüpf und Oberschüpf vor, dafür sollte eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. Verbesserungsbedarf gebe es zudem in der Hauptwache in Boxberg-Wölchingen. Eine Notstromversorgung und die Ausweisung von zwölf Einsatzparkplätzen seien hier unter anderem angebracht, ebenso die Neuordnung des Lagerraumes. Für Schweigern empfiehlt Demke Renovierungsmaßnahmen. Und in Uiffingen? „Da braucht es künftig ein Fahrzeug und nicht mehr nur einen Feuerwehranhänger“, ist Dr. Demke überzeugt. Dafür müsse ein neuer Stellplatz gesucht und gefunden werden.
Neue Fahrzeuge
Dass es in Boxberg vier Bereichswehren gibt, den Bereich „Nord“ mit Unterschüpf an der Spitze (und den benachbarten Abteilungen), den Bereich „West“ mit Boxberg-Wölchingen, „Ost“ mit Schweigern und „Süd“ mit Windischbuch an vorderster Front, begrüßte der Feuerwehrexperte, wies aber auch auf die Lücken im nordwestlichen Bereich hin.
Für das Fahrzeugkonzept der nächsten zehn Jahre rät er deshalb zur Beschaffung eines Tragkraftspritzenfahrzeuges (rund 150 000 Euro Kosten) für Uiffingen. Aufgrund des großen Gewerbegebietes bei Windischbuch sei dort die Stationierung eines Tanklöschfahrzeuges TLF 3000 (mit großem Wassertank und hoher Löschkraft, geeignet auch für Flächenbrände; 390 000 Euro) notwendig. Und ein „neuer“ Mannschaftstransportwagen (75 000 Euro) sei für diese Abteilung zudem ins Auge zu fassen. Ein weiteres Tragkraftspritzenfahrzeug (150 000 Euro) sollte bis 2024 in Schwabhausen stehen und in Schweigern bis 2029 ein Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug (HLF 20 AF; 550 000 Euro) beschafft werden. Sobald der Platz vorhanden sei, wäre in Unterschüpf ein Gerätewagen-Transport oder GW-Logistik 2 (330 000 Euro) als Abrundung nützlich. Begrüßenswert wäre zusätzlich ein Kommandowagen für die Feuerwehrführung. Gesamtkosten für den Fuhrpark in den nächsten Jahren somit knapp 1,7 Millionen!
Nach und nach umsetzen
„Boxberg hat durchaus einen modernen Fuhrpark“, bestätigte Dr. Demke dem Gemeinderat und riet dazu, nun nach und nach den Bedarfsplan umzusetzen.
Doch damit nicht genug. Auch ergänzende Kleingeräte wie ein Wasserwerfer, eine Ölauffangwanne und Ölsperren für Bäche werden den Stadträten zur Beschaffung empfohlen und Vorbereitungen für eine Art „Krisenzentrum“ (mit entsprechender Funktechnik, Notstrom, etc.) in Boxberg im Falle von mehrtätigen Notlagen im Stadtgebiet.
Bürgermeisterin Heidrun Beck betonte, dass viel Mühe und Fleiß im erstellten Feuerwehrbedarfsplan steckt und sie freute sich auch über das große Interesse der Feuerwehrangehörigen auf den Zuschauerplätzen. Sie eröffnete dann die Fragerunde im Gremium, die aber überschaubar blieb. Stadtrat René König sah die Investitionen von 1,7 Millionen in den Fuhrpark verteilt über acht Jahre als machbar an. Das sei auch im bisherigen Rahmen. Volker Weber hakte zu den Abgas-Absauganlagen in den Gerätehäusern nach. Demke schätzt die Kosten hier pro Anlage auf 6000 Euro und hält dies für dringend geboten, wenn sich Feuerwehrleute neben den Fahrzeugen umziehen müssen.
„Wir kriegen das gewuppt“
Da keine weiteren großen Fragen aufkamen, schloss die Bürgermeisterin zügig die Ratssitzung und meinte schmunzelnd, dass wohl die Kosten erschlagend gewirkt hätten. Sie bedankte sich bei der Feuerwehrführung und allen -angehörigen sowie bei Dr. Demke und fügte zuversichtlich an: „Wir kriegen das gewuppt!“
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