Bilanz - Seit 100 Tagen ist die Bürgermeisterin im Amt / Bildung, Betreuung und Stärkung des Wirtschaftsstandorts sind die großen Themenkomplexe

100 Tage im Amt: Heidrun Beck steuert Boxbergs Zukunft

Schon als Jugendliche stand für Heidrun Beck fest: Sie will Bürgermeisterin werden. Nun ist sie am Ziel und seit 100 Tagen in Boxberg im Amt.

Von 
Diana Seufert
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Heidrun Beck ist als Bürgermeisterin von Boxberg seit 100 Tagen im Amt. Die Rathaustüre steht für die Belange der Bürger stets offen, sagt sie. © Seufert

Boxberg. Das Wasser am Rathausbrunnen plätschert munter. Das ist einer der Lieblingsplätze von Heidrun Beck. In ihre neue Rolle als Bürgermeisterin hat sie sich schnell eingefunden. Seit 100 Tagen ist sie Chefin der Verwaltung und hat seitdem einen ausgefüllten Terminkalender.

In ihrem Büro steht ein bunter Strauß Wiesenblumen auf dem Tisch. Heidrun Beck erzählt über die ersten drei Monate, in denen auch schon einige Stellenneubesetzungen erfolgten, um die Mitarbeiter zu entlasten. „Es ist eine unheimlich spannende und interessante Zeit“, sagt die neue Bürgermeisterin über den Beginn ihrer Amtsperiode. Sie lerne sehr viel. Ein großes Lob geht dabei an die Mitarbeiter, die sie sehr gut aufgenommen und ihr den Einstieg erleichtert hätten.

Die Arbeit in der Kommunalpolitik kennt die ehemalige Gemeinderätin von Niederstetten. Nun steht sie selbst an der Spitze und findet das „eigentlich ganz gut“, weil sie „so die Richtung vorgeben kann“. Doch sie weiß: „Wir sitzen gemeinsam in einem Boot. Einer steuert, aber alle müssen mitrudern.“ Deshalb gab es zur Wahl im März von Bobstadts Ortsvorsteher Alwin Deissler auch ein Boot, das sie nun täglich im Blick hat.

Sie fühle sich nicht als Einzelkämpferin an der Spitze, sondern ist überzeugt: „Gemeinsam hat man mehr Energie, Kraft und Ideen.“ Sie sei eine große Freundin davon, alle an einen Tisch zu holen, zuzuhören und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Deshalb freue sie sich auf die Klausurtagung mit dem Gemeinderat, um die Ziele aufzustellen, wo die Stadt in acht Jahren stehen soll.

„Einiges wurde bereits ins Rollen gebracht“, verweist Beck auf den Beschluss zur Verbandsschule mit Real- und Grundschule. Dazu sei sie mit Lehrern und Schulleitern im Gespräch gewesen. Ziel ist es, den Standort Realschule mit einem individuellen Lernen auf allen Niveaus zu stärken.

Überhaupt sind die Themen Bildung und Betreuung für sie ganz wichtig. „Vielleicht bringe ich das als Frau schon mit“, fügt sie mit einem Lachen an. Doch auch der Gemeinderat sei überzeugt, dass der Bereich Bildung der große Schlüssel sei. „Wenn die Schule funktioniert, können wir auch den Wirtschaftsstandort Boxberg unterstützen, mehr Zuzug generieren und die Infrastruktur am Laufen halten.“ Sonst verliere die ganze Stadt.

Dass die baulichen Maßnahmen an der Realschule knackig werden, weiß die neue Rathauschefin. Bis zu 15 Millionen Euro könnte das Projekt kosten. Unterstützung erhalten die Schulen im Stadtgebiet auch durch ein zusätzliches Stundenkontingent im sozialpädagogischen Bereich.

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Kita-Gesamtkonzept

Zusätzlich legt Heidrun Beck noch ein großes Augenmerk auf den Bereich Betreuung. Dazu habe man bereits eine Arbeitsgruppe gegründet, um alle Kitas der Stadt in einem Gesamtkonzept zu betrachten. „Wir wollen keine Einrichtung schließen, sondern schauen, wie man jede einzelne stärken kann.“ Gleichzeitig gehe es auch darum, dem Bedarf der Eltern Rechnung zu tragen.

Auch für die Gewerbetreibenden und Unternehmen sei eine funktionierende Schule mit Kooperationen wichtig. Und Beck hat noch ein anderes Argument: „Wenn man sich wohlfühlt, eine gute Ausbildung gemacht hat, direkt im Betrieb weiterarbeiten kann, bleibt man auch der Stadt erhalten.“ Das ist ihr Ziel.

Neben Bildung und Betreuung hat Beck sich mit der Stärkung und dem Ausbau des Wirtschaftsstandorts ein weiteres Ziel auf die Fahnen geschrieben. Derzeit habe man mehr Anfragen als Fläche. Eine Erweiterung im Gewerbegebiet Seehof will sie dennoch nicht ins Auge fassen. Zum einen bräuchte die Landesanstalt für Schweinezucht ausreichend Platz, zum anderen sei auch der Flächenverbrauch ein großes Thema, zumal dort für die landwirtschaftliche Nutzung gute Böden zu finden sind. Jedoch habe man im Fokus, dass sich auch die Unternehmen dort erweitern wollen und sollen. Mit der Umsiedlung von Hofmann Menü von Schweigern in den Seehof steht ein Großprojekt an.

Als „schuldenfreie Stadt“ will Beck trotzdem nicht aus dem Vollen schöpfen, alle Stadtteile gleich behandeln. Es lebe sich gut mit der Situation, wecke aber auch Begehrlichkeiten. Zudem habe die Stadt noch Nachbesserungsbedarf beim Abwasser. Die Kläranlagen Schwabhausen und Uiffingen müssen geschlossen und die Abwässer nach Unterschüpf geleitet werden. „Wenn ich die beiden großen Projekte Verbundschule und Kläranlage nehme, ist unser Geld weg.“

Die Distanz zwischen Arbeitsplatz und Wohnort ist für die Bürgermeisterin in vielen Dingen ein Vorteil. Die Fahrt nach Niederstetten zu Mann und Tochter biete die Möglichkeit, abzuschalten vom Rathaus-Stress. Mittlerweile habe sie aber in Boxberg eine kleine Wohnung, sollte es bei Abendterminen später werden. Schließlich versucht sie, aktuell bei vielen Veranstaltungen und bei den Vereinen vorbeizuschauen.

„Brauchen Frauen in der Politik“

Aufgewachsen in Bobstadt, kennt Heidrun Beck die Gegebenheiten und die Leute, was sie als Vorteil betrachtet. Nach dem Abitur war sie zum Studium und Referendariat weg und ist bei der Rückkehr in den Kreis nach Assamstadt gezogen. Sie sei nicht so stark verwurzelt und verwoben, meint sie. „Ich kenne die Leute und die Art der Menschen, bin aber für viele ,die von außen’.“

Heidrun Beck ist die erste Frau auf dem Chefsessel im Boxberger Rathaus – und steht damit einem kompletten Männergremium vor. Was vor der Kommunalwahl für einigen Wirbel gesorgt hat, dass keine Frau kandidieren wollte, ist für sie Ansporn. „Es gab auch in früheren Zeiten starke Frauen, die sich in der Kommunalpolitik engagiert haben“, sagt sie energisch. „Wir brauchen Frauen in der Politik und bei den Unternehmen.“ Und sie ist überzeugt, dass sich in drei Jahren Frauen aufstellen lassen. Sich selbst sieht sie dabei ein bisschen in der Vorreiterrolle, um andere zu ermutigen.

Aber Heidrun Beck stellt auch klar: „Ich habe nicht das Gefühl, dass ich oder die Kupprichhäuser Ortsvorsteherin Karin Körner anders behandelt werden.“ Das Gremium sei toll, offen für Frauen und habe eine gute Altersmischung aus erfahrenen Gemeinderäten und Neulingen, die sich mit ihren Ideen einbringen.

Wo sind die Lieblingsplätze der Bürgermeisterin? Da fällt Heidrun Beck sofort das „Untere Ried“ ein mit der Möglichkeit der Vogelbeobachtung und dem blau-glitzernden See. „Hier wurde ein tolles Biotop geschaffen“, lobt sie die Arbeit der Vereine, die ihr sehr wichtig ist. Den „grandiosen Blick auf die Stadt“ genießt sie vom „verwunschenen Schlossberg“. An die dunklen Gänge, die heute meist verschüttet sind, kann sie sich noch erinnern. Der Rathaushof mit dem Brunnen, der gerne die Kinder anlockt, und der angrenzende Rosengarten zählt auch zu ihren Lieblingsplätzen. Und vielleicht kann man die Bürgermeisterin auch beim Frühschwimmen im Freibad treffen.

Raum für Hobbies bleibt kaum. „Die freie Zeit gehört der Familie.“ Selbst das aktive Reiten musste zurückstehen. Eines lässt sich Heidrun Beck aber nicht nehmen: Sie bringt jeden morgen ihre Tochter in die Kita.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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