Boxberg. Es ist eine liebgewonnene Tradition, dass der Boxberger Gemeinderat nicht einfach nur einen Sachstandsbericht zum Stadtwald im Rahmen einer Gemeinderatssitzung zur Kenntnis nimmt, sondern diesen selbst in Augenschein nimmt.
So ging es für den Rat samt Bürgermeisterin Heidrun Beck, mit guter Laune und festem Schuhwerk bewaffnet, auf Erkundungstour mit den kundigen Revierleitern Alisa Baier und Frank Löffler vom Forstamt des Main-Tauber-Kreises. Einleitend gab Baier einen kurzen Jahresrückblick aus forstwirtschaftlicher Sicht: „Zwar war dieses Jahr nicht ganz so trocken wie 2022, dennoch gab es von Ende Mai bis Mitte Juli Trockenheit und Hitze, danach geballten Niederschlag“. Diese Umstände hätten die Arbeit erschwert und auch Schädlinge spielten eine große Rolle im insgesamt 1100 Hektar umfassenden Stadtwald. An insgesamt vier Stellen verdeutlichten die beiden Revierleiter die Vielfalt der Herausforderungen und Chancen, die sich im Boxberger Wald präsentieren.
So zeigt sich im Seeligwald, was aufgrund des Klimawandels auf den derzeitigen Baumbestand zukommt. Hier sei ein 170-jähriger Eichenbestand mit hohem Buchenanteil gewachsen, wobei vor allem die Buche flächig abgestorben sei, wie Frank Löffler den Gemeinderäten erklärte. Die Eiche als Baum mit höherer Trockenheitstoleranz sei dementsprechend für die Zukunft von großer Bedeutung, zumal sie auch wirtschaftlich interessant sei. Man wolle hier die Naturverjüngung der Eiche nutzen. „Hierfür sind aber Investitionen erforderlich, das ist ein arbeitsintensiver und aufwendiger Prozess“, gibt Löffler zu bedenken. Da die Eiche mit der Buche konkurriere, müsse man diese gewissermaßen „freipflegen“, also unter anderem mithilfe von Zäunen bei der Verjüngung unterstützen.
Dass die Buche wohl zukünftig einen schweren Stand haben wird, zeigte sich auch an anderer Stelle. Einer der „schlimmsten Bestände im Revier“, die sie bei ihren Rundgängen gesehen habe, wie Alisa Beier schilderte. Ein aufgrund starker Trockenschädigung abgestorbener Buchenbestand belegt eindrücklich, dass für den „Wald der Zukunft“ nicht jeder Baum gleichermaßen geeignet ist.
Doch auch in diesem Totholz steckt letztlich ein ökologischer Nutzen, der nicht zu unterschätzen ist. Für Pilze, Spechte und Eichhörnchen sei ein solcher Totholzbestand interessant, wie die Mitarbeiter des Forstamts erklärten.
Dass ein Wald nicht nur Wirtschaftsobjekt ist, wie ein Gemeinderat im Laufe des Begangs anmerkte, wurde an einem Feuchtbiotop im Seeligwald deutlich. Unweit der abgestorbenen Buchenpopulation wurde hier vom Landratsamt ein Naturdenkmal geschaffen, in dem auch der tierischen Artenvielfalt Rechnung getragen wird.
Arbeit am „Wald der Zukunft“
„Wir arbeiten schon heute am Wald der Zukunft. Dabei steht über allem das Prinzip der Nachhaltigkeit“, fasst Frank Löffler die Arbeit des Forstamtes und der städtischen Forstarbeiter zusammen. Es sei jedoch ein schmaler Grat, weil natürlich auch wirtschaftliche Werte eine Rolle spielten.
Um auch in Zukunft einen Wald ohne große Kahlschlagflächen bieten zu können, experimentieren die Förster auch mit neuen Sorten, die früher nach Aussage Löfflers noch kaum denkbar gewesen wären. So soll eine großflächig geräumte Fichtenbestandsfläche nun mit einer Mischung aus Trauben-Eiche, Feld-Ahorn, Elsbeere, Speierling und Spitz-Ahorn bepflanzt werden. Eine bunte Mischung also, die den Wald robuster für Hitze, Trockenheit und Schädlinge machen soll.
Doch auch bereits einheimische Baumarten wie die Eiche sollen eine bedeutende Rolle spielen, auf die Mischung kommt es an. „Extreme sind nie gut. Nicht in der Wirtschaft, der Politik, der Gesellschaft und auch nicht im Wald“, veranschaulicht Frank Löffler den Grundsatz.
Die Gemeinderäte waren mit großem Interesse dabei, stellten viele Detailfragen zur Arbeit der Forstarbeiter und selbst nach nicht ganz ernst gemeinter Aufforderung, beim Tragen von Holzpfählen für eine Umzäunung mitzuhelfen, griffen sie fleißig zu.
Rundum zufrieden beendete das Gremium seinen jährlichen Waldbegang, der zwar die Herausforderungen und Probleme des Klimawandels deutlich aufzeigte, jedoch auch Chancen und optimistische Blicke in die Zukunft aufzeigte.
Bürgermeisterin Heidrun Beck bedankte sich im Namen des Gemeinderates bei den Revierleitern für den „tollen Einblick“ und zeigte sich zuversichtlich, dass der Wald trotz des Klimawandels aufgrund der guten Pflege gute Zukunftsaussichten habe.
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