Bad Mergentheim. Auffällig ruhig - so könnte man den Bau am Mittleren Graben, unweit der Innenstadt in Bad Mergentheim gelegen, bezeichnen. Dunkle Fenster im Winter, leere Parkplätze am Gebäude und ein kahl wirkender, stets menschenleerer Eingangsbereich deuten auf einen Leerstand hin. Und das nicht erst jetzt, schon vor gut einem Jahr berichteten die FN über den Standort.
Mittlerweile könnten zudem die Entwicklungen in Lauda-Königshofen eine Art Fingerzeig für das Projekt in Bad Mergentheim darstellen. Auch hier wollte das in Berlin ansässige Pflegeunternehmen Advita ein vergleichbares Projekt realisieren, es wurden Millionen in den Standort an der B290 am Stadtrand von Königshofen investiert. Doch noch bevor der Betrieb im Vorjahr starten konnte, sprang der Pflegedienstleister wieder ab, das Gebäude steht noch immer leer. Derzeit laufen Gespräche über eine neue Nutzung durch einen anderen Betreiber.
- Baubeginn in Bad Mergentheim war Herbst 2020, nachdem Ende 2019 mit dem Abriss des Einkaufszentrums an dieser Stelle begonnen wurde
- Wie in Lauda-Königshofen wurde auch in Bad Mergentheim ein zweistelliger Millionenbetrag investiert
- Mitte 2022 war der Eröffnungstermin geplant, der sich allerdings aus „baulichen Gründen“ (so ein Sprecher) verzögert hatte
- 63 Wohnungen für verschiedene Pflegeformen wie Tages- und Intensivpflege sind entstanden
- Eine weitere Flexibilisierung der Angebote für vorübergehende Nutzung ist ebenso geplant generationsübergreifende Konzepte
Könnte dies auch dem kaum genutzten Gebäude in Bad Mergentheim drohen? Oder hat sich die Belegungssituation seit dem letzten Bericht aus dem Februar 2023 verbessert? Hierzu hat diese Redaktion Advita angefragt.
„Die Auslastung in Bad Mergentheim entwickelt sich kontinuierlich in die richtige Richtung, die Belegung des Hauses steigt über alle Leistungsbereiche, vom Betreuten Wohnen über die Pflege-Wohngemeinschaften bis hin zur Tagespflege. Tatsächlich hätten wir uns aber gewünscht, dass die Nachfrage größer ist und die Auslastung sich schneller nach oben entwickelt“, zieht Unternehmenssprecher Uli Schuppach eine gemischte Bilanz. Man rechne jedoch „mittelfristig mit einer deutlichen Steigerung der Auslastung.“
Vergleichbar äußerte sich das Unternehmen allerdings schon Anfang 2023. „70 bis 90 Interessenten“ soll es damals gegeben haben, die nach und nach in die Einrichtung ziehen sollten. Nun gewissermaßen die Rolle rückwärts: Das Angebot solle in der Region bekannter gemacht werden und die Vorteile des Konzepts - in Abgrenzung zum klassischen Pflegeheim - herausgestellt werden, erklärt Sprecher Schuppach nun.
Unterschiedliche Bewertung der beiden Standorte Lauda-Königshofen und Bad Mergentheim
Oder steht möglicherweise doch eine Aufgabe des Standorts im Raum? „Diese Frage kann mit einem eindeutigen ’Nein’ beantwortet werden, es gibt weder kurzfristige noch langfristige Pläne, das Objekt aufzugeben“, dementiert Schuppach etwaige Gerüchte. Offensichtlich bewertet das Unternehmen den Bad Mergentheimer Standort also positiver als den in Lauda-Königshofen. Gründe hierfür will das Unternehmen jedoch keine nennen: „Der Vorgang ist abgeschlossen. Wir sehen keinen Sinn darin, nun die Standorte gegeneinander in Position zu bringen.“
Wie könnte also das Advita-Haus Seegartenquartier doch noch zu einer zufriedenstellenden Auslastung kommen? Der Schlüssel liegt wohl in der Umsetzung bereits zu Baubeginn angekündigter Pläne. Eine Arztpraxis, ein Laden mit Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs und ein Café sollten den Wohnkomplex ergänzen.
Sind diese Planungen noch aktuell? „Es gab ursprünglich vielfältige Ideen, die Gewerbeflächen zu vermieten, die sich bis jetzt alle nicht haben realisieren lassen. Wir sind hierzu sowohl in guter Abstimmung mit den örtlichen Behörden, als auch mit designierten Mietinteressenten, um gegebenenfalls andere als die ursprünglich geplanten Nutzungen zu ermöglichen“, sagt Schuppach dazu heute. Man sei bereits in konkreten Verhandlungen mit Interessenten, weswegen er zu dem Thema derzeit auch keine weiteren Angaben, etwa zu Namen von Interessenten, machen könne.
Stadt Bad Mergentheim bestätigt Gespräche über eine Nutzung der Flächen
Dass es hierzu tatsächlich Gespräche gibt, bestätigt Bad Mergentheims Pressesprecher Carsten Müller auf Anfrage: „Ich kann bestätigen, dass es einen Austausch zwischen Advita, Oberbürgermeister und Wirtschaftsförderung zu den Nutzungs-Themen bestimmter Flächen und zur Entwicklung des Gebäude-Komplexes gab - insbesondere was die Einzelhandelsflächen angeht.“ Ein konkreter baurechtlicher Antrag sei aber derzeit noch nicht anhängig.
Gut möglich also, dass sich hier noch etwas tut und das Ruder noch herumgerissen werden kann. Sehr wahrscheinlich ist aber, dass dieser Vorgang noch etwas dauern wird. Angesichts der gesamten Historie rund um den Standort wenig überraschend.
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