Kunsthandwerk

Von Bad Mergentheim nach Australien und wieder zurück

In Bad Mergentheim gibt es viele Madonnen. Eine von ihnen war nicht weit vom Schloss in der Burgstraße zu sehen. Dann verschwand sie. Jetzt ist sie wieder aufgetaucht. Sie war in Australien.

Von 
Joachim W. Ilg
Lesedauer: 
Über dem ersten Stock des Gebäudes links im Bild befand sich eine Madonna mit Kind. Sie wurde 1978 von der Wand entfernt und wanderte mit ihrer neuen Besitzerin nach Australien aus. Nun kehrte sie wieder zurück nach Bad Mergentheim. © Joachim W. Ilg

Bad Mergentheim. Wer in die Tiefen der Bad Mergentheimer Geschichte eintauchen will, muss hoch hinaus. Etliche Stufen gilt es zu überwinden, um an die Tür des Stadtarchivs über dem Kulturforum und der Stadtbücherei zu gelangen.

Im Vorraum des Archivs werden die Geschichtsinteressierten von einer weiblichen Figur empfangen, die fast ein wenig majestätisch auf die Besucher blickt, ist sie doch mit Krone und Zepter ausgestattet. Auf ihrem Arm trägt sie ein Kind, das ebenfalls eine Krone trägt.

Bis auf das Zepter befindet sich die aus Lindenholz gefertigte und vermutlich aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammende Madonna mit Kind noch im Originalzustand. © Ilg

Die aus Lindenholz gefertigte Hausmadonna steht erst seit geraumer Zeit an diesem Platz, denn sie hat eine weite Reise hinter sich und war viele Jahre lang in einer Wohnung in Australien als ungewöhnlicher Blickfang aufgestellt.

Aber das ist noch gar nicht ihre ganze Geschichte. Denn bevor sie nach Australien verschickt wurde, befand sie sich in Bad Mergentheim, nicht weit vom Schloss, in der Burgstraße, wo sich heute ein Kaffee-Geschäft befindet. Vermutlich war sie gar nicht allzu lang an der sonnenbestrahlten und den Witterungseinflüssen ausgesetzten Südwand des Hauses Nr. 17 angebracht, denn, so Restaurator Norbert Eckert, die Madonna sei „weitestgehend perfekt“ erhalten, obwohl sie schon in der Barockzeit, vermutlich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden sei.

Auf nach Adelaide

Warum kam sie aber nach Australien? Es war im Jahr 1978, als die Holzmadonna von der Hausfassade entfernt wurde. Die Besitzerin Johanna Siegel war verstorben, und so wurde die Himmelskönigin an ihre Nichte, Liselotte Marcinowski vererbt. Sie ließ die Madonna von Norbert Eckert restaurieren und nahm sie mit nach Australien in die Stadt Adelaide, wo die hölzerne Figur mit dem Jesuskind auf dem Arm viele Jahre in ihrer Wohnung an Bad Mergentheim erinnerte.

Ihre Tochter, Ingrid White wollte nun, nach über vier Jahrzehnten, das Erinnerungsstück wieder der Stadt Bad Mergentheim zurückgeben. Und so schickte sie die Hausmadonna per Frachtschiff „nach Germany“, wo die Holzfigur auf dem Tisch von Stadtarchivar Alexander Ploebsch landete, der sich um ihren weiteren Verbleib kümmerte.

Mehr zum Thema

Neuer Windpark (Plus Video)

Rund 160 Schwertransporte rollen nachts durchs Taubertal

Veröffentlicht
Von
Sascha Bickel
Mehr erfahren
Neuer Stadtboden und sichtbare Pflanzquartiere

Bad Mergentheim: Baustellen in der Altstadt kommen voran

Veröffentlicht
Von
Sascha Bickel
Mehr erfahren
Amtsgericht Bad Mergentheim

Bad Mergentheim: Wie ein Couchtisch für einen kuriosen Prozess sorgt

Veröffentlicht
Von
Simon Retzbach
Mehr erfahren

Da der Madonna die rechte Hand abgefallen war, kam sie in die Obhut von Restaurator Norbert Eckert, der dafür sorgte, dass die Königin wieder ihren Zepter fest im Griff halten kann. Da die Madonna empfindlich auf Sonne, Regen und Kälte reagieren würde, empfahl er, das Schmuckstück von „hoher künstlerischer Qualität“ mit den original erhaltenen Kronen in einem geschützten Innenraum aufzustellen. Und so kam es auch. Jetzt steht die Madonna mit Kind wieder in Bad Mergentheim in einer Glasvitrine im Vorraum des Stadtarchivs, wo sich Besucher an ihrem Anblick erfreuen können.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke