Herrenwiesenstraße in der Kurstadt - Herabsetzung des Tempos auf 40 km/h hat aus Sicht der Anwohner-Initiative noch nicht viel gebracht / Stadt wartet auf bestellte Fußgänger-Ampel

„Unzufriedenheit der Anwohner in Bad Mergentheimer Herrenwiesenstraße ist groß”

Über 50 Anwohner-Familien machten 2021 ihrem Unmut über die „gefährliche Herrenwiesenstraße“ Luft. Sie erwarten von der Stadt mehr als nur Tempo 40 für den Verkehr. Oberbürgermeister Glatthaar verspricht „weitere Optimierungen“.

Von 
Sascha Bickel
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Die Herrenwiesenstraße um 18 Uhr abends im Januar: Der Gehweg auf der rechten Seite (stadtauswärts) liegt völlig im Dunkeln, da Straßenlaternen fehlen, und Personen, die hier – wie auf dem Bild – unterwegs sind, sind nur sehr schwer zu erkennen. Die Bushaltestelle ist zudem gänzlich unbeleuchtet. © Sascha Bickel

Bad Mergentheim. Die Herrenwiesenstraße ist eine der Hauptverkehrsachsen in Bad Mergentheim und genau das ist ein großes Problem – vor allem für Fußgänger, Kinder und Radfahrer. Darüber und über die 50 Anwohner-Familien, die zeitnah Veränderungen erwarten, berichtete unsere Zeitung im Juli vergangenen Jahres. Die seit September eingerichtete Tempo-40-Zone reicht der Anwohner-Initiative bei weitem nicht aus, wie deren Sprecherinnen Mitte der Woche in einer Zwischenbilanz betonten.

Oberbürgermeister Udo Glatthaar weist in einer aktuellen Stellungnahme darauf hin, dass seiner Ansicht nach „der gesamte Herrenwiesen-Bereich einer Neuregelung des Verkehrs inklusive der dafür notwendigen baulichen Eingriffe“ benötigt. Das Aufstellen einer Fußgänger-Ampel wird als nächster Schritt nach den bereits erfolgten Geschwindigkeitsreduzierungen seitens der Stadt erneut angekündigt und zeitliche Verzögerungen bei diesem Vorhaben mit Lieferschwierigkeiten begründet.

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Es soll sich etwas ändern

Simone Schmidt und Christina Geiger sind die Sprecherinnen der Anwohner-Initiative – sie alle wollen, dass sich endlich etwas ändert. Und mit ihnen der ebenfalls betroffene, katholische Kindergarten St. Johannes. Mehr Sicherheit müsse her, fordern sie gemeinsam. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

„Im Dezember haben wir bei der Stadt nachgefragt, was die Ergebnisse der dreimonatigen Testphase seit September in der Herrenwiesenstraße sind und was die Verkehrszählungen ergeben haben. Da haben wir leider kein Feedback erhalten. Keine E-Mail-Antwort und auch kein Telefonanruf. Schade!“, bedauert Christina Geiger und bestätigt, dass sie mit CDU-Vertretern vor wenigen Tagen ein ausführliches Gespräch hatte, „bei dem uns weitere Unterstützung zugesichert wurde“.

Simone Schmidt ergänzt, dass die Grünen schon im vergangenen Jahr der Anwohner-Initiative ihre Rückendeckung signalisiert hatten und dies sogar mit einer Forderung nach Tempo 30 durchgehend auf der Herrenwiesenstraße unterstrichen. „Tempo 30 ist eine Option, die auch gerne ausgetestet werden darf“, fügt dazu Christina Geiger an und schaut mit Schmidt auf die vergangenen vier Monate zurück: „Die bislang angeordneten 40 km/h Höchstgeschwindigkeit zwischen Edelmann-Kreisverkehr und der Abzweigung Max-Eyth-Straße haben keine Verbesserung erbracht für die Gesamtverkehrssituation und Sicherheitslage. Das meinen viele Anwohner mit denen wir in jüngster Zeit Kontakt hatten.“

„Sicherheit erhöhen“

Geiger sagt weiter: „Die Unzufriedenheit ist groß und alle sind sich einig, dass da noch mehr Maßnahmen als Tempo 40 nötig sind, um die Sicherheit zu erhöhen. Es wurden ja noch mehr Maßnahmen im März vom Gemeinderat beschlossen und da stellt sich jetzt die Frage, wann diese umgesetzt werden. Die Anwohner warten auf eine Aussage der Stadt, wie es weitergeht.“

„Die Ungeduld ist groß“, meint auch Simone Schmidt und fragt: „Wann kommt die zugesagte Fußgängerampel? Und wann die Verbesserungen an anderen Stellen für Fußgänger, damit diese sicherer die Fahrbahn queren können?“

Schmidt und Geiger betonen: „Die Tempo 40 bringen nach Rücksprache mit den Anwohnern weder eine große Lärmreduzierung noch viel mehr Sicherheit. Ein Problem ist dabei sicher auch, dass sich nicht alle an die Tempo-Vorgaben halten.“ Ja, es wurde vor Ort auch schon mehrfach geblitzt. Dazu wollen die Anwohner wissen, was die Verkehrszählungen und Tempo-Messungen ergeben haben.

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Geiger kommt auch auf den „Flickenteppich“ bei den Tempo-Vorgaben zu sprechen: „30 km/h vor dem Pflegeheim, dann 40 und weiter hinten Tempo 50“ – das verwirre die Fahrzeuglenker wohl eher.

Dass am Gehweg auf der rechten Seite stadtauswärts (also direkt am Wohngebiet) keine Straßenlaternen stehen, moniert Schmidt noch und beklagt, dass Fußgänger hier erst recht spät wahrgenommen werden. „Zusätzliche Warnleuchten am Fußgängerüberweg beim Bäcker Weber“, fänden die Eltern auch noch gut, so Schmidt – und laut Geiger gerne auch zusätzliche Zebrastreifen am Edelmann-Kreisverkehr, so wie an fast allen Armen des Mühlwehr-Kreisels.

Die Stadtverwaltung äußert sich auf Nachfrage zum Stand der Dinge wie folgt. Pressesprecher Carsten Müller erklärt: „Das abschnittsweise Herabsetzen der Höchstgeschwindigkeit war aus unserer Sicht ein richtiger und notwendiger Schritt. Tempo 30 vor dem Altenheim bleibt dauerhaft bestehen, die befristete Ausweisung von Tempo 40 auf dem größten Teil der Herrenwiesenstraße behalten wir einstweilen bei.

Die Straßenschäden, mit denen dies begründet ist, sind noch vorhanden. Weitere bauliche Sicherheitsverbesserungen – wie die Ampel für Fußgängerinnen und Fußgänger – sind weiterhin vorgesehen, hier verweisen wir noch einmal auf die aktuellen Lieferschwierigkeiten, die wir bedauern“, so Müller.

Oberbürgermeister Glatthaar würde die Neuregelung des Verkehrs im gesamten Herrenwiesen-Bereich begrüßen. „Darin sollten bestehende Konzept-Ideen, wie die eines ‚Ringverkehrs‘ mit Einbahnstraßen genauso aufgegriffen werden wie die Quartiers-Pläne im Zuge der städtebaulichen Landesgartenschau-Konzeption“, sagt Glatthaar. „Denn wir brauchen in diesem Bereich nicht nur einen besseren Verkehrsfluss von Kraftfahrzeugen und besseren Fußgänger-Schutz, sondern auch mehr Raum und Sicherheit für den Radverkehr.“

„Kurzfristige Verbesserung“

Dazu hätten laut OB erst in dieser Woche wieder interne Gespräche stattgefunden. Klar sei aber auch, so Glatthaar: „Das geht nicht kurzfristig, denn wir brauchen hier eine fundierte Planung sowie die nötigen personellen und finanziellen Ressourcen im Baubereich. Für mich ist das Thema aber genauso dringlich wie für viele Bürger, wie ich – nicht nur aus den Gesprächen mit der unmittelbaren Anwohnerschaft – weiß. Gut ist, dass wir jetzt zumindest eine kurzfristige Verbesserung der Situation hinbekommen haben, die wir weiter optimieren werden.“

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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