Verkehr - Über 50 Anwohner-Familien und der katholische Kindergarten wünschen sich mehr Sicherheit und machen Druck / Stadt kündigt in Kürze Maßnahmen an

„Gefährliche Herrenwiesenstraße”: Anwohner in Bad Mergentheim fordern mehr Sicherheit

Die Herrenwiesenstraße ist eine der Hauptverkehrsachsen in Bad Mergentheim und genau das ist ein großes Problem – vor allem für Fußgänger, Kinder und Radfahrer. Über 50 Anwohner-Familien reicht es.

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Sascha Bickel
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Fußgänger an der Überquerungshilfe (Ecke Max-Eyth-Straße) werden oft ignoriert. © Sascha Bickel

Bad Mergentheim. Simone Schmidt und Christina Geiger wollen, dass sich endlich etwas ändert. Und mit ihnen über 50 Anwohner-Familien sowie der ebenfalls betroffene, katholische Kindergarten St. Johannes. „Mehr Sicherheit muss her“, fordern alle. Fußgänger und Radfahrer, aber vor allem die Kinder müssten besser geschützt werden. Weniger Verkehr, weniger Lärm und Dreck und mehr Übersicht wären zudem wünschenswert.

Christina Geiger (links) und Simone Schmidt wünschen sich zusammen mit über 50 Anwohner-Familien eine sichere Herrenwiesenstraße. © Sascha Bickel

Die Kommunalpolitik soll nun zügig handeln und nicht weiter zuwarten, fordern Simone Schmidt und Christina Geiger. Oberbürgermeister, Stadtverwaltung und Stadträte wurden in den vergangenen zwei Jahren nach und nach angesprochen und gebeten, etwas für die Anwohner und ihre Familien zu tun. Passiert ist vor Ort bis heute nichts. Aber die Stadt steckt in intensiven Vorbereitungen, wie sie auf eine Anfrage hin erklärt, und sie will bis „spätestens Mitte August“ sichtbar tätig werden.

Ideen der Anwohner für mehr Sicherheit in der Herrenwiesenstraße

Christina Geiger und Simone Schmidt verlangen Verkehrssicherheit in der Herrenwiesenstraße: „Der schmale Gehweg ist Teil des offiziellen Schulwegs für die Kinder. [...] Unsere Ideen sind: Fußgängerschutz vom Wiesengrund abgehend einmal nach links Richtung Bäcker Weber und Fahrradgeschäft und nach rechts Richtung Bushaltestelle, gegenüber der Esso-Tankstelle; Fußgängerüberwege in der Nähe der Bushaltestellen; mehr Sicherheit und Sichtbarkeit der Fußgängerüberwege; Einsatz von Dialog-Displays; mehr Verkehrsschilder ,Schulweg’ oder ,Kindergarten’; Tempo 40 für Pkw und Tempo 30 für Lkw; und ein ganzheitliches Verkehrskonzept, um vor allem den Lieferverkehr von der Herrenwiesenstraße auf eine alternative Straße im Gewerbegebiet umzuleiten.“

Außerdem bitten die Anwohner um die Wiederaufnahme der Gespräche zum bereits überlegten, großen Einbahnstraßen-Ringverkehr in den Herrenwiesen. Denn so schrieben sie der Stadt: „Auf keiner anderen Hauptverkehrsstraße in unserem Stadtgebiet kommen so viele kritische Faktoren zusammen.“

Im März hatte der Gemeinderat das Thema „Herrenwiesenstraße“ öffentlich behandelt (unsere Zeitung berichtete) und eine Testphase mit „drei Monaten Tempo 40“ beschlossen. Einstimmig legte das Gremium damals auch testweise einen neuen Zebrastreifen an der bestehenden Querungshilfe (Ecke Max-Eyth-Straße) mitsamt Lichtsignal fest. Ebenso sollte die Bushaltestelle gegenüber der Esso-Tankstelle sicherer gestaltet werden.

Zu Wort kommen zu diesem umfangreichen Thema auch die Ratsfraktionen und die Polizei (siehe extra Artikel). Die Stadt bestätigt unterdessen, dass die Herrenwiesenstraße „zu den am stärksten befahrenen Straßen auf der Gemarkung Bad Mergentheim zählt“. Zur Spitzenzeit am Nachmittag passieren ca. 850 Kraftfahrzeuge pro Stunde die Herrenwiesenstraße, so der städtische Pressesprecher Carsten Müller.

Weiter heißt es aus dem Rathaus in einer Ratsvorlage: „Der starken Verkehrsbelastung ist die vorherrschende bauliche Ausgangssituation (geringe Straßenbreite, geringe Fußwegbreite im Norden, Unübersichtlichkeit insbesondere der Kreuzungsbereiche unter anderem aufgrund der Parkstände entlang der Straße) nicht gewachsen. Die Herrenwiesenstraße ist zudem Unfallschwerpunkt im Bereich des Fußgängerüberweges Höhe Ölsteg.“

Die Herrenwiesenstraße trennt die überwiegende Wohnbebauung entlang der Tauber vom gegenüberliegenden Gewerbegebiet. Zwischen dem B 290-Kreisverkehr und dem Edelmann-Kreisel gibt es bislang nur einen einzigen Zebrastreifen und eine Fußgänger-Querungshilfe, die aber wiederum von vielen Fahrzeuglenkern ignoriert wird. Christina Geiger ärgert das. Sie wohnt mit ihrer Familie seit sieben Jahren im Schwalbenweg, die Tochter ist fünf und der Sohn jetzt ein Jahr alt.

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Große Gefahrenquelle

„Mit dem Kinderwagen bin ich in den letzten Jahren hier viel unterwegs gewesen. Die Herrenwiesenstraße ist eine große Gefahrenquelle und wirkt wie eine Barriere zum restlichen Teil der Stadt. Ich mache mir große Sorgen, wenn meine fünfjährige Tochter hier mit dem Laufrad unterwegs ist.“ Geiger engagiert sich im Rahmen der Anwohner-Initiative, weil nun genug geredet wurde und jetzt endlich Veränderungen vorgenommen werden müssten.

Simone Schmidt nickt zustimmend. Sie wohnt mit ihrem Mann und den zwei Kindern (vier und acht Jahre alt) seit August 2017 im Wiesengrund. Durch den Kindergarten St. Johannes und das Gespräch mit anderen Eltern und Erziehern sei ihr der Handlungsdruck immer bewusster geworden – und natürlich auch durch viele leidvolle, eigene Erfahrungen mit der „gefährlichen Straße“. „Die Gehwege sind einfach zu schmal und die Querungsmöglichkeiten für Fußgänger nicht zu 100 Prozent sicher. Mit Kleinkindern oder dem Kinderwagen hier zu Fuß neben großen Lastwagen unterwegs zu sein, hinterlässt kein gutes Gefühl.“ Weiter berichtet Schmidt, dass ihr auch der Oberbürgermeister in seiner Bürgersprechstunde und ebenso Stadträte bestätigt hätten, dass die Straße eine Problemzone darstellt. Sie zeigt Verständnis, dass die Stadtverwaltung sehr genau schauen müsse, was man tun könne, aber auch sie erwartet, dass nun zeitnah etwas vorwärts geht.

Rathaus-Sprecher Müller verweist auf einen kontinuierlichen Dialog mit der Anwohner-Initiative und zuletzt eine Videokonferenz Anfang Mai mit OB Udo Glatthaar.

„Die verkehrsrechtlichen Anordnungen sind vorbereitet, die entsprechenden Schilder bestellt. Bis spätestens Mitte August werden wir umsetzen: Tempo 30 km/h vor dem Bembé-Stift sowie – zunächst übergangsweise – Tempo 40 km/h in der übrigen Herrenwiesenstraße. Flankiert wird dies mit weiteren Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit für Fußgänger und Zweiradfahrer. Dafür war ein gewisser Vorlauf mit verkehrsrechtlichen und baulichen Prüfungen notwendig. Es haben auch gerade erst im Juni noch einmal aktuelle Verkehrszählungen stattgefunden“, so Müller. Weitere Details zu den neuen Regeln gebe man in Kürze öffentlich bekannt.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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