Zweckverband Wasserversorgung Nordostwürttemberg (NOW) - 176 Brunnen und Quellen sowie neun Werke in Betrieb. Heimisches und Fern-Wasser zur Verfügung

Trotz Trockenheit genug Trinkwasser im südlichen Teil des Main-Tauber-Kreises

„Der Wasserbedarf konnte auch diesen Sommer – trotz langer Trockenheit – jederzeit bedient werden. Bei der NOW droht absehbar kein Wassermangel“, beruhigt der Zweckverband Wasserversorgung Nordostwürttemberg.

Von 
Sascha Bickel
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Ausreichend Trinkwasser kann die Wasserversorgung Nordostwürttemberg bislang allen Partnern zur Verfügung stellen. Man rüstet sich aber auch für die Zukunft. © NOW

Bad Mergentheim/Crailsheim. Der Zweckverband Wasserversorgung Nordostwürttemberg (NOW) versorgt indirekt 600 000 Menschen in rund 100 Städten und Gemeinden mit Trinkwasser – darunter auch den südlichen Teil des Main-Tauber-Kreises. Die Redaktion fragte nach, wie es um die Grundwasserpegel, die Quellen und Brunnen in der Region bestellt ist, gerade nach der langen Trockenheit in diesem Sommer.

Die NOW ist der drittgrößte Fernwasserversorger in Baden-Württemberg. Das Trinkwasser wird über ein 840 Kilometer langes Leitungsnetz an die 74 Verbandsmitglieder verteilt. Das Verbandsgebiet reicht von Bad Mergentheim bis vor die Tore von Schwäbisch Gmünd. Der Sitz der NOW ist in Crailsheim.

Angesprochen auf den Klimawandel und die lange Trockenheit bis Anfang September, teilt NOW-Sprecher Patrick Helber mit, dass es „derzeit keine ausreichenden Belege für großflächig und einheitlich sinkende Grundwasserstände im NOW-Verbandsgebiet gibt“.

Trotzdem Handlungsbedarf

Doch auch wenn das Wasserdargebot der NOW „aktuell gefestigt“ sei, wisse man, so Helber, aus Studien und Prognosen zum Klimawandel, dass weiterer Handlungsbedarf bestehe.

„Dabei ist die NOW aufgrund der geschaffenen guten Ausgangslage in der guten Situation, aktiv agieren zu können, statt passiv auf die Folgen des Klimawandels reagieren zu müssen. Die in den letzten Jahren gemeinsam mit Verbandsmitgliedern über Gemeindegrenzen hinweg umgesetzten großen Wasserversorgungskonzeptionen haben dazu geführt, dass die Versorgungsstrukturen durch den Bau neuer Leitungen und Wasserwerke modernisiert wurden und dadurch insgesamt mehr Grundwasser für die Wasserversorgung zur Verfügung steht“, so Helber.

Im Rahmen der Versorgungskonzeptionen wurden in den vergangenen 15 Jahren allein im südlichen Teil des Main-Tauber-Kreises zwei neue Wasserwerke gebaut (das Wasserwerk Bronn bei Weikersheim und das Wasserwerk Wart bei Bad Mergentheim) sowie 115 Kilometer neue Wasserleitungen verlegt.

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Mit der Ertüchtigung von Wasserfassungen, der Erweiterung der Wasseraufbereitungskapazitäten, der Erhöhung von Entnahmerechten einzelner ergiebiger Wasservorkommen und der Option auf neue Brunnen wolle man dem Klimawandel auch künftig immer einen Schritt voraus sein, sagt Helber unserer Zeitung auf Nachfrage.

Zwei starke Säulen

Das Wasserdargebot der NOW stützt sich auf zwei Säulen: Erstens die eigene Wasseraufbereitung. Dazu verfügt die NOW über neun eigene Wasserwerke, die in verschiedenen Gegenden des Verbandsgebiets liegen. Insgesamt 176 Brunnen und Quellen versorgen diese Wasserwerke mit Rohwasser.

Die zweite Säule ist der Bezug von Fernwasser. Zu den leistungsstarken Vorlieferanten gehören vor allem der Zweckverband Landeswasserversorgung, deren Wasseraufbereitungsanlagen entlang der Donau bei Ulm liegen sowie in geringerem Umfang der Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung. Ein sehr geringer Anteil stammt laut Helber zudem vom Zweckverband Rieswasserversorgung.

Wo welches Wasser von der NOW abgegeben werde (Eigenwasser, Fremdwasser, Mischwasser aus Eigen- und Fremdwasser) sei abhängig von der geografischen Lage des Verbandsmitglieds.

Zur Abdeckung ihres Wasserbedarfs seien seit Jahrzehnten Kommunen im südlichen Teil des Main-Tauber-Kreis NOW-Mitglieder. „Das früher verteilte Fernwasser bezog die NOW zu 100 Prozent von der Bodensee-Wasserversorgung“, blickt Helber zurück. Mit der Inbetriebnahme des Wasserwerks Bronn 2008 – und später dem Wasserwerk Wart (2018) – änderte sich die Versorgungssituation maßgeblich. „Der Anteil an Fernwasser, das sehr energie- und damit extrem kostenintensiv über viele hunderte Kilometer transportiert werden muss, konnte spürbar reduziert werden“, sagt Helber, da nun eine vorrangige Nutzung der heimischen Wasservorkommen stattfinde. Durch die interkommunale Vernetzung könnten die örtlichen Wasservorkommen zudem umfassender genutzt und über die Wasserwerke als Trinkwasser ins NOW-Netz eingespeist werden.

Aus der Region für die Region

Im Bad Mergentheimer Wasserwerk Wart wird heute das Trinkwasser aus insgesamt 37 Brunnen und Quellen zentral aufbereitet.

2021 wurden 1,75 Millionen Kubikmeter Rohwasser zu 1,55 Millionen Kubikmeter Trinkwasser. Das Rohwasser stammt aus Quellen und Brunnen in Bad Mergentheim und Igersheim. Das aufbereitete Wasser wird wieder an diese beiden Kommunen verteilt.

Im Weikersheimer Wasserwerk Bronn wird das Trinkwasser aus Brunnen und Quellen des südlichen Teils des Main-Tauber-Kreises, aber auch des nördlichen Hohenlohekreises und des nördlichen Teils des Landkreises Schwäbisch Hall zentral aufbereitet.

2021 wurden hier 3,5 Millionen Kubikmeter Rohwasser zu 3,17 Millionen Kubikmeter Trinkwasser gemacht.

Zur Trinkwassersituation in diesem Sommer erklärte der NOW-Sprecher, dass es im Verbandsgebiet „keinen Wassermangel“ gab und auch absehbar keinen geben werde. „Selbst im sehr langanhaltenden Sommer 2018 konnte die NOW den Bedarf der Verbandsmitglieder jederzeit abdecken und verfügte selbst an Spitzenverbrauchstagen noch über Reserven“, so Helber.

Gegenseitige Unterstützung

Die Tatsache, dass sich die Wasservorkommen weit verstreut im Verbandsgebiet befänden, bedeute, dass der Ausfall eines Brunnens (zum Beispiel bei Trockenheit) deutlich geringer ins Gewicht falle als bei anderen Wasserversorgern, die ihr Rohwasser nur aus wenigen oder gar nur einer einzigen Wasserfassung gewinnen.

„Der betriebswirtschaftlich und organisatorisch höhere Aufwand einer so breit aufgestellten dezentralen Versorgungsstruktur, wie es bei der NOW der Fall ist, ist bei der Versorgungssicherheit somit ein großes Plus“, meint Helber abschließend. Zudem sei man abgesichert durch den Zugriff auf das Fernwasser der leistungsstarken Vorlieferanten.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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