Bad Mergentheim/Main-Tauber-Kreis. Getragen wurde die 1991 gegründete Deutschordensmuseum GmbH bisher von vier Gesellschaftern: dem Land, dem Main-Tauber-Kreis, der Stadt Bad Mergentheim und dem Verein Deutschordensmuseum Bad Mergentheim. Nun veräußern Kreis, Stadt und Verein ihre Gesellschafteranteile zum symbolischen Preis an die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (SSG).
Der Kreistag hat am Mittwoch, der Gemeinderat der Kurstadt am Donnerstagabend einstimmig zugestimmt. Die Zustimmung des Fördervereins erfolgt voraussichtlich Anfang Juli.
Bei seiner Sitzung in Tauberbischofsheim legte der Kreistag einmütig fest, den 6,25-prozentigen Kreisanteil im Wert von knapp 256 000 Euro zum symbolischen Wert von zwölf Cent an das Land Baden-Württemberg zu veräußern. Mit dem Land, das Eigentümerin der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sei, habe man gute Gespräche geführt, so Landrat Christoph Schauder, der die gefundene Lösung als Win-Win-Situation bezeichnete. Schließlich werde der Museumsstanadort Main-Tauber-Kreis dadurch gestärkt.
Einen Beirat soll es geben
Über den Beirat bleibe der Landkreis mit dem Deutschordenmuseum verbunden. „Wir sollten dem Land dankbar seien, dass es uns diese Türen geöffnet hat“, so Schauder. Schließlich stünden erhebliche Investitionen in fast zweistelliger Millionenhöhe allein für die Neukonzeption und die Sanierung der Präsentation im Museum an. Vereinbart worden sei auch, dass der Landkreis den bislang geleisteten jährlichen Zuschuss in Höhe von 35 000 Euro pro Jahr bis Ende 2029 verbindlich zahle. Danach müsse man weiterschauen.
Der Bad Mergentheimer Gemeinderat gibt die städtischen Gesellschafteranteile im Wert von einst 1,33 Millionen Euro für 64 Cent an das Land. Das beschloss das Gremium einstimmig am Donnerstag.
64 Cent
Zur früheren Millionen-Einlage sagte Oberbürgermeister Udo Glatthaar, dass dieses Geld längst aufgebraucht sei. Er begrüße es sehr, dass das Land jetzt beim Museum voll in die Verantwortung gehe, nachdem das Residenzschloss ebenfalls im Landeseigentum sei.
Kreis- und Stadtrat Rainer Moritz (Grüne) betonte, dass der Tourismusstandort Bad Mergentheim durch die Entwicklung geschützt und gestärkt werde.
CDU-Fraktionsvorsitzender Andreas Lehr findet es ebenfalls gut, dass das Land das Deutschordensmuseum komplett übernimmt – alles sei dann in einer Hand. Klar sei aber auch, dass die Stadt dann eben kein Gesellschafter mehr sei und damit künftig weniger Mitsprache habe. Der Beirat sei deshalb sehr wichtig. In diesem neuen Gremium müssten auch der Deutsche Orden und der Museumsverein vertreten sein.
SPD-Stadtrat Klaus-Dieter Brunotte sprach von einem Gebot der Vernunft, dass das Land den städtischen Gesellschafteranteil übernimmt. Die SPD sei dafür, aber ein wenig trauere man auch, dass der Einfluss damit auch weg ist.
Ziel des neuen Weges ist es laut Verantwortlichen, das Bad Mergentheimer Deutschordens-Residenzschloss mit dem Museum als Herzstück langfristig stark aufzustellen. Die Anbindung des Schlosses an die Staatlichen Schlösser und Gärten war bereits seit 2020 schrittweise vollzogen worden, heißt es in einer Pressemitteilung. Seitdem wird die einstige Deutschordens-Residenz der Kurstadt im Landes-Ensemble bedeutender Monumente mitvermarktet und die Geschäftsführung der Museums-GmbH lag zuletzt bereits bei SSG.
Finanzielle Unterstützung
Zukünftig werden nun die Geschäfte des Deutschordensmuseums über die bestehenden Strukturen der SSG, regional über die Schlossverwaltung Weikersheim, geführt. Über einen Beirat behalten Kreis, Stadt und Verein inhaltlichen Einfluss, wird öffentlich mitgeteilt. Auch würden sich Kreis und Stadt zu ihrer bereits bis 2029 zugesagten finanziellen Unterstützung für die Museumsarbeit bekennen.
80 000 Besucher
Finanzstaatssekretärin Gisela Splett erklärt per Presseerklärung: „Für das Deutschordensmuseum hat sich die SSG als ideale Partnerin erwiesen. Schon jetzt hat die Kooperation erste Früchte getragen: Die SSG konnte das Interesse der Besucherinnen und Besucher am Deutschordensmuseum und am Residenzschloss durch überregional erfolgreiche Bewerbung nochmals steigern – und dies unter schwierigen Pandemiebedingungen in den vergangenen Jahren.“ Im Jahr 2022 haben mehr als 80 000 Menschen das Residenzschloss besucht.
„Als Land sind wir uns der Verantwortung für unsere Monumente und deren Geschichte bewusst. Wir sind überzeugt davon, dass Museum und Schloss als Einheit gestärkt werden, wenn die SSG sie sowohl konzeptionell als auch organisatorisch betreut. So kann dieses einzigartige kulturhistorische Ensemble langfristig erhalten bleiben“, so Splett weiter.
Landrat Christoph Schauder ergänzt in der Pressemitteilung für den Main-Tauber-Kreis: „Die Gesellschafter haben in den vergangenen Monaten intensive und gute Gespräche geführt, um eine finanziell tragfähige Lösung für das Museum zu finden und dessen Weiterentwicklung zu ermöglichen.“ Oberbürgermeister Udo Glatthaar sieht zudem mit der nun vorliegenden Vereinbarung einen jahrelangen Prozess am Ziel. Glatthaar unterstreicht auch: „Das Museum, das auf einzigartige Weise die Geschichte des Deutschen Ordens erlebbar macht, bleibt über den Beirat und die enge Zusammenarbeit vor Ort auch künftig regional stark eingebunden und verwurzelt.“ Dies sei mit Blick auf die mehr als 800-jährige Deutschordenstradition Bad Mergentheims für alle Beteiligten ein entscheidendes gemeinsames Anliegen.
Die Dauer-Leihgaben der Stadt und des Museumsvereins unterliegen übrigens separaten vertraglichen Regelungen, hieß es am Rande der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend.
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