Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim

Schwester Roswitha Hirth zieht es nach 73 Dienstjahren ins Mutterhaus

Die vielseitig engagierte Ordensschwester wird fehlen – und im Gebet Bad Mergentheim verbunden bleiben

Von 
Inge Braune
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Bad Mergentheim. Nach 73 Dienstjahren im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim kehrt Schwester Roswitha Hirth zurück ins Passauer Mutterhaus. Verabschiedet wurde sie in Gegenwart vieler Familienmitglieder sowie etlichen Familiaren des Deutschen Ordens im Rahmen eines auch auf die Krankenzimmer übertragenen Gottesdienstes zum 1. Advent. „Maria Heil der Kranken“ heißt die Kirche des Krankenhauses. Oft hat sie hier den Gottesdienst mitgefeiert – und zuvor viele Jahre im ehemaligen Pferdestall der Deutschordenskaserne.

Fast von Anfang an hat Schwester Roswitha die Geschichte des nach dem 2. Weltkrieg hier eingerichteten Krankenhauses miterlebt: Nur zwei Wochen nach ihrer Profess kam sie Mitte August 1949 nach Bad Mergentheim. Sie gehörte zum allerersten Ausbildungsjahrgang, leitete im Lauf der Jahre in mehreren Stationen die Pflege und widmete sich nach über 40 Jahren im Stationsdienst der Begleitung Schwerstkranker und Sterbender. Auch für die Angehörigen hatte sie immer ein offenes Ohr.

Sie ermutigte, unterstütze mit Zuwendung, ihrem strahlenden Lächeln, mit Gebeten und auch den Pfadfinderrosenkränzen, die sie unzähligen Menschen schenkte. Das Motto „Helfen und Heilen“ ergänzte sie immer durch „...und Beten“. Dass sie fehlen wird: Keine Frage. Fraglos ist aber auch, dass man ihr von Herzen gönnt, nach den 73 Jahren im Dienst der Patienten, ihrer Angehörigen und der gesamten Krankenhaus-Familie „nach Hause“ zurückzukehren, ins 1953 im ehemaligen Augustiner Chorherrenstift St. Nikola eingerichtete Mutterhaus der Deutsch-Ordens-Schwestern.

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Dankbarkeit und Zuversicht prägten den Gottesdienst, der den Beginn eines neuen Kirchenjahrs markiert. Pfarrer Paul Kugler wählte perfekt passende, wenn auch eigentlich für den Martinstag vorgesehene Bibeltexte: Jesajas Freudenbotschaft vom kommenden Heil (Jesaja 61) und die von Matthäus überlieferte Endzeitrede (Matthäus 25, 31-40) mit dem Appell zur aus dem Herzen kommenden Nächstenliebe. „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan“.

Schon die schiere Anzahl der Jahre sei Anlass für Respekt, so der Regionalleiter der Barmherzigen Brüder Trier, Thomas Wigant. Er würdigte Schwester Roswitha als „zweibeiniges Beispiel der Zeit-, Kirchen- und Glaubensgeschichte.“ Sie selbst habe eigentlich „alles erlebt“: Flucht und Obdachlosigkeit ebenso wie Armut und Krankheit. Dass sie dabei ihren tiefgründigen und augenzwinkernden Humor nicht verlor, dürfte den ihr Anvertrauten gut getan haben; auch in der Klausur dürften die kleinen Streiche, zu denen sie manchmal aufgelegt war, wohl erst für Stirnrunzeln, dann für Heiterkeit gesorgt haben.

Ganz kann sie sich das Lächeln nicht verkneifen, als der ehemalige Hausobere etwa an zugenähte Schwesterngewänder und Zahnpasta unter Türklinken erinnert.

Arbeit im Verborgenen

Sie habe, so Wigant weiter, dazu beigetragen, dass dieses Krankenhaus wurde, was es ist. Schlagzeilen machte sie dabei nicht, sondern lebte eigentlich das Gegenteil dazu vor: die Arbeit im Verborgenen. Dazu gehörte etwa auch ihr Beistand für Wigants Nachfolger als Hausoberer Michael Raditsch, der sich noch gut an die erste Begegnung erinnert: „Ich bet für Sie“, hatte sie ihm da zugesichert. Für Deutschorden-Komtur Florian Reis, der gemeinsam mit mehreren Familiaren des Deutschen Ordens an der Verabschiedung der Schwester teilnahm, bleibt Roswitha Hirth auch in Zukunft „leuchtendes Beispiel und Quelle der Inspiration“. Sie alle gaben der kleinen Ordensfrau herzlichen Dank für ihr segensreiches Wirken und beste Wünsche für die Zukunft mit auf den Weg. Der führt nach Niederbayern – und damit habe es natürlich für den anschließenden Empfang keinen Weg am Weißwurstfrühstück vorbei gegeben, wie Schwester Maria Regina in der Aula launig erklärte.

Grüße des Freundeskreises St. Elisabeth der Deutschorden-Schwestern überbrachte Franz Engert, der sich gern an gemeinsame Fahrten erinnert, bei denen auch Schwester Roswithas Lieblingsgebet, der Rosenkranz, zum Miteinander gehörte.

Gerade im seelsorgerischen Dienst, dem sie sich nach dem 1985 erfolgten Ausscheiden aus dem Pflegedienst widmete, sei sie „Symbolfigur für den Auftrag Christi“ geworden, eine Leistung, die Bundespräsident Roman Herzog 1997 mit der Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande anerkannte. Jederzeit – gern auch zur Kur – sei sie in Bad Mergentheim herzlich willkommen, so Oberbürgermeister Udo Glatthaar, der gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Manuela Zahn den Dank und die guten Wünsche der Stadt überbrachte.

Er und die Bevölkerung hoffen, dass auch in Zukunft der von Roswitha so glaubhaft vorgelebte geistliche Anspruch des Krankenhauses weiter gelebt werde, den aktuell neben den Schwestern des Deutschen Ordens bereits Franziskanerinnen von Sießen und indische Schwestern verkörpern. Anlässlich ihrer Verabschiedung wurde Schwester Roswitha passend zu ihrem Namen mit zahlreichen weißen Rosen beschenkt. Wie gewohnt herzlich und zugewandt bedankte sich die eigentlich längst schon zum Caritas-Inventar gehörende Mittneunzigerin für die Geschenke und guten Worte.

Immer sehr gern sei sie in Mergentheim gewesen, und im Gebet bleibe sie ja ohnehin der Stadt, dem Krankenhaus und allen, die dort tätig sind oder auf Heilung hoffen, verbunden.

Freie Autorin Berichte, Features, Interviews und Reportagen u.a. aus den Bereichen Politik, Kultur, Bildung, Soziales, Portrait. Im Mittelpunkt: der Mensch.

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