Bad Mergentheim. Bad Mergentheim. Es ist Montagmorgen, kurz nach neun Uhr. Im Foyer der Bad Mergentheimer Postbank-Filiale brennt zwar Licht, die Schließfächer und Automaten sind erreichbar. Doch wer in die Schalterräume möchte, hat auch an diesem Morgen Pech. Die Türen bleiben verschlossen und es brennt kein Licht in der sonst ab neun Uhr geöffneten Zweigstelle.
„Das ist wirklich blöd, da ist man total abgeschnitten“, ärgert sich eine Dame, die an den verschlossenen Türen scheitert. Nicht die Einzige, gleich mehrere Kunden stehen murrend im Foyer. Die Schließung Anfang Februar ist jedoch nicht die erste, mehrere Leser schilderten den FN bereits von wiederholten Schließungen Ende Januar.
Vier-Augen-Prinzip
Grund genug, bei der Postbank nachzufragen. „In unserer Filiale dort leiden wir derzeit unter Personalausfällen, auch durch Mitarbeiter, die länger erkrankt sind, die wir nicht mit Vertretungskräften auffangen können“, teilt ein Unternehmenssprecher auf FN-Anfrage mit. Die Filiale könne deshalb nur eingeschränkt öffnen. Denn erschwerend kommt zur angeblich dünnen Personaldecke hinzu, dass die Postbank ihre Geschäftsstellen nach dem Vier-Augen-Prinzip betreibt und ein Ein-Mann-Betrieb dementsprechend nicht möglich wäre.
Weiter gibt die Bank an, in der Woche vom fünften bis zum neunten Februar mit verkürzten Öffnungszeiten für die Kundschaft da sein zu wollen. Doch bereits an besagtem Montag kann die angegebene Öffnungszeit von neun Uhr nicht eingehalten werden.
Vorübergehende Öffnungszeiten
Vor Ort weist ein schlecht sichtbarer Zettel darauf hin, dass die Geschäftsräume ab zehn Uhr für zweieinhalb Stunden geöffnet seien. Ansonsten plant die Bank, wie folgt zu öffnen: Dienstag 9-12.30 Uhr, Donnerstag 10-12.30 Uhr, Freitag 9-12.30 Uhr, Mittwoch und Samstag sind ganztägig geschlossen. Inwiefern diese Zeiten dann tatsächlich eingehalten werden können, bleibt abzuwarten.
Geht es nach der Postbank, einer Tochter der Deutschen Bank, soll dieser Zustand möglichst schnell beendet werden. „Seien Sie versichert, dass die Verantwortlichen vor Ort gemeinsam mit den Filialteams alles dafür tun werden, dass wir möglichst bald wieder zu den regulären Öffnungszeiten zurückkehren können“, teilte der Sprecher mit. Für Kunden, die nur Postdienstleistungen in Anspruch nehmen wollen, stehen weitere Partnerfilialen der Deutschen Post bereit, so beispielsweise bei BaGeno Raiffeisen in der Zaisenmühlstraße.
Filialnetz soll ausgedünnt werden
Doch neben den aktuell gesundheitsbedingten Einschränkungen droht der Bad Mergentheimer Zweigstelle auch eine dauerhafte Schließung. Schon im November berichteten die Fränkischen Nachrichten über die Pläne, die Zahl der bundesweiten Postbank-Filialen bis Mitte 2026 von aktuell rund 550 auf etwa 300 zu reduzieren. Dies wäre gleichbedeutend mit dem Wegfall von knapp der Hälfte aller Zweigstellen.
„Durch die fortschreitende Digitalisierung beobachten wir schon länger eine deutliche Veränderung im Verhalten der Kundinnen und Kunden. Dieser Trend hat sich mit der Corona-Pandemie nochmals verstärkt. Wir stellen fest, dass unsere Mobile- und Online-Angebote zunehmend stärker genutzt werden, und zwar über alle Altersgruppen hinweg“, teilte ein Sprecher zur Begründung bereits im November mit. Zahlreiche Filialen wären bereits „seit Langem“ unprofitabel, wie Privatkunden-Chef Claudio de Sanctis darüber hinaus in einem Interview mit der Financial Times schilderte. Nur aufgrund langfristiger Verträge mit der Deutschen Post, dem vorigen Eigentümer der Postbank, habe man diese bislang nicht aufgeben können.
Man würde zu den Schließungen in Kürze mit Arbeitnehmervertretungen verhandeln, weshalb das Unternehmen gegenüber den FN damals noch keine konkreten Angaben über die betroffenen Standorte machte. Auf erneute Nachfrage nach der Zukunft der Filiale in der Kurstadt machte das Unternehmen keine Angaben.
Selbst wenn die Filiale in Bad Mergentheim von den dauerhaften Schließungen nicht betroffen sein sollte, können sich jedoch noch Änderungen ergeben. Klassische Postdienstleistungen wie der Kauf von Briefmarken oder das Aufgeben von Paketen sollen in 100 der zukünftig 300 Standorte nicht mehr möglich sein, vielmehr will man sich dort auf Bankdienstleistungen konzentrieren. Die Post wolle eigene Standorte in der Nähe suchen.
Perspektivisch möchte die Bank zudem zu einer „Mobile-first-Bank“ werden, die also stärker digital aktiv und erreichbar sein soll. Ein ambitionierter Plan, stand die Bank doch in jüngerer Vergangenheit aufgrund massiver IT-Probleme in der Kritik, da Kunden zeitweise ihre Konten nicht erreichten.
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