Banken

Drei Volksbank-Filialen im Main-Tauber-Kreis schließen

Die Banken in Deutschland dünnen ihr Filialnetz aus. Die Volksbank Main-Tauber schließt nun ihre Zweigstellen in Reicholzheim, Königshofen und Elpersheim sowie zudem sieben Zahlstellen und eine Selbstbedienungsfiliale.

Von 
Sascha Bickel
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Auch die Volksbank-Filiale in Elpersheim (Bild) schließt Ende September endgültig. © Sascha Bickel

Main-Tauber-Kreis. „Es gibt weder einen zeitlichen noch einen inhaltlichen Zusammenhang mit der Fusion“ Die Anpassung der Filialstruktur wäre sowieso umgesetzt worden. Mit diesen Aussagen verteidigt die Volksbank Main-Tauber ihre geplanten Einspar-Maßnahmen und verweist auf die Notwendigkeit, die Weichen „in eine gesicherte Zukunft zu stellen“.

Zum 30. September werden die drei Volksbank-Filialen in Reicholzheim, Königshofen und Elpersheim geschlossen, ebenso wie die sieben Zahlstellen in Nassau, Schäftersheim, Neubronn, Waldmannshofen, Freudenbach, Rinderfeld und Schwarzenbronn sowie die SB-Filiale in Steinbach. Das bestätigte die Volksbank Main-Tauber den Fränkischen Nachrichten auf Anfrage.

Bundesweit reduzieren die Banken ihr Filialnetz. Im Juli gab die Bundesbank bekannt, dass sich dieser Trend auch 2022 fortsetzte, wenn er sich auch gegenüber 2021 spürbar verlangsamte. Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Zweigstellen in Deutschland um 1266 auf 20 446.

Einfluss der Digitalisierung

In dieser Entwicklung spiegele sich laut Bundesbank nach wie vor der Einfluss der Digitalisierung auf die Vertriebswege aufgrund einer verstärkten Nutzung von Online-Banking ebenso wie Maßnahmen zur Kostenreduzierung in einem herausfordernden Wettbewerbsumfeld. Im genossenschaftlichen Sektor sank die Zahl der Zweigstellen übrigens 2022 um netto 416 auf 6894 bundesweit.

Die Volksbank Main-Tauber hatte Ende 2022 noch insgesamt 33 Geschäftsstellen und sie betont in einer ausführlichen Stellungnahme gegenüber den FN, dass man sich „klar zur Präsenz in der Fläche und dem persönlichen Kontakt zu den Kunden“ bekenne. Weiter heißt es: „Aber wir stehen auch in der Verantwortung, die Zukunftsfähigkeit unseres Hauses durch betriebswirtschaftliche Umsicht und Vernunft zu sichern. Deshalb ist die Anpassung der Filialstruktur ein notwendiger Schritt, um die Weichen unserer Bank für den Weg in eine gesicherte Zukunft zu stellen.“

Die Standorte, die geschlossen würden, seien „zum größten Teil Zahlstellen, also Geldausgabestationen mit nur sehr eingeschränkten Serviceleistungen und Öffnungszeiten“.

Einige Filialen befänden sich „in kleinen Dörfern mit nur 300 Einwohnern, teilweise sogar in Privathaushalten ohne moderne Sicherheitstechnik und können die heutigen Auflagen im Bereich Unfallverhütung oder Datenschutz nicht mehr erfüllen“.

Aufgrund von vermehrten Geldautomaten-Sprengungen in Deutschland hätten sich zudem die Versicherungsbeiträge teilweise mehr als verdoppelt, so die Volksbank.

Kommentar Gewohnheit und Wandel

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Corona als Katalysator und ein verändertes Umfeld hätten die heutigen Entwicklungen vorangetrieben, teilt die Volksbank mit. In der Gesellschaft gebe es einen grundlegenden Wandel hin zur Digitalisierung. Man wolle zudem dort präsent sein, wo die Kunden sind. „Im Zuge dieses Prozesses werden mancherorts Filialen gestärkt oder sogar neu gebaut, an anderen Standorten werden wir aufgrund des geänderten Kundenverhaltens die lokale Präsenz zukünftig zurückfahren.“ Ein positives Beispiel sei der Neubau der Filiale am Stadteingang von Lauda, direkt an der Tauberbrücke. Hier im Umfeld verschiedener Märkte könnten die Menschen ihre Einkäufe und Bankgeschäfte gut erledigen.

Viele Möglichkeiten

„Die Zeiten, in denen unsere Kunden wegen jeder Überweisung in die Filiale kamen, sind endgültig vorbei. Im Zuge der unaufhaltsamen Digitalisierung stehen den Menschen mittlerweile viele Möglichkeiten der Kommunikation mit unserer Bank offen – jeder Kunde bestimmt heute selbst, auf welchem Weg er den Kontakt mit seiner Bank sucht“, heißt es in der Volksbank-Stellungnahme mit Verweis auf den stetig wachsenden Online-Zahlungsverkehr. Über Telefon, Internet, E-Mail und App stünden viele Wege offen, die Bankgeschäfte bequem von zu Hause zu machen. Für Beratungen kämen Volksbank-Mitarbeiter „auch gerne zu den Kunden nach Hause“.

Auf der anderen Seite nutzten auch viele Kunden die Möglichkeit, ihr Bargeld an der Supermarkt-Kasse abzuheben.

Nach dem Wegfall der drei Filialen und der insgesamt sieben Zahlstellen ergäben sich für die meisten Kunden nur längere Wege zwischen vier und acht Kilometern im Durchschnitt bis zur nächsten „Filiale“, führt die Volksbank noch aus.

Zur Fusion und deren Auswirkungen ist bekannt, dass im Juni die Vertreterversammlung der Volksbank Main-Tauber einmütig der Verschmelzung mit der Volksbank Mosbach und der Raiffeisenbank „Eichenbühl und Umgebung“ rückwirkend zum 1. Januar 2023 zustimmte.

Die Volksbank schreibt nun in ihrer aktuellen Stellungnahme: „Wir möchten ausdrücklich betonen, dass die Entscheidung zur Anpassung der Filialstruktur vor dem Beginn der Sondierungsgespräche zur geplanten Fusion erfolgt ist und auch ohne diese umgesetzt worden wäre. Es gibt also weder einen zeitlichen noch einen inhaltlichen Zusammenhang mit der Fusion“, erklärt die Volksbank gegenüber den FN. Noch im Januar hieß es allerdings bei einem Pressegespräch, dass die fusionierte Volksbank künftig über 47 Filialen verfügen werde, eine Reduzierung sei zunächst nicht geplant.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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