Bad Mergentheim. Widerstand aus der Bevölkerung, dokumentiert mit 2000 Unterschriften, und „sehr viel vorsichtigere und skeptischere Einschätzungen“ des Landesdenkmalamtes als noch 2019 angeklungen, bewegten nun den Oberbürgermeister, die Stadtverwaltung und den Gemeinderat zum geschlossenen Rückzug von den Plänen der Kiliansbrunnen-Versetzung am Gänsmarkt.
Der Gemeinderat stimmte mit 26 Ja-Stimmen bei drei Nein aus den Reihen der Freien Wähler für die Beibehaltung des Brunnenstandorts neben dem Spital und damit für die Rücknahme bisheriger Beschlüsse. Es wird nun kein Genehmigungsantrag mehr zur Brunnen-Versetzung um sieben Meter beim Landesdenkmalamt gestellt.
Stumme Fraktionen
Oberbürgermeister Udo Glatthaar gab eine Erklärung zu den Vorgängen der vergangenen Monate und zur jetzt gefällten Entscheidung ab. Von den Fraktionssprechern gab es keine Kommentare und auch eine Diskussion im Gremium unterblieb am Donnerstagabend.
Seitens der Bürgerinititative „Brunnen-Erhalt am bisherigen Standort“ äußerte sich Sonja Götzelmann auf Nachfrage am Freitag wie folgt: „Wir freuen uns, dass der Gemeinderat diese Entscheidung getroffen hat und der Brunnen nun nicht versetzt wird. Dies ist ein Anfang, um eine gute Entwicklung für unsere Innenstadt zu erreichen. Die Bürgerinitiative möchte an den Themen dranbleiben und bei den nächsten Schritten gerne mitwirken. Wir wünschen uns, dass vom Gänsmarkt bis zum Kirchplatz – zwischen Münster und Spital – eine attraktive Verbindung geschaffen wird. Unser Dank gilt aktuell allen Helfern und Unterstützern.“
Oberbürgermeister Udo Glatthaar stellte in der Ratssitzung die Position der Stadt wie folgt dar: „Wir hatten Ihnen (Anmerkung der Redaktion: dem Gemeinderat) vorgeschlagen, mit einer moderaten Versetzung des Brunnens im Zuge seiner Sanierung die Platzgestaltung städtebaulich insgesamt zu optimieren und unser ‚Kleindenkmal’ zu einem echten Mittelpunkt zu machen. Dazu gab es viel Pro und Contra, zahlreiche Menschen in unserer Stadt hatten eine andere Meinung, die wir angehört haben, die wir respektieren und der wir mit umfassenden archäologischen Untersuchungen und denkmalrechtlichen Prüfungen Rechnung getragen haben.
Entgegen erster Aussagen vom Denkmalamt im Jahr 2019, die klare Zustimmung signalisiert hatten, stehen nun sehr viel vorsichtigere und skeptischere Einschätzungen entgegen. Wir nehmen die zu Tage getretenen fachlichen Bedenken ernst und verzichten heute ausdrücklich darauf, einen denkmalschutzrechtlichen Antrag auf Versetzung des Brunnens zu stellen. Das Ergebnis weiterer Prüfungen wäre offen und wir würden weitere Zeit verlieren. Im manchmal schwierigen Spannungsfeld zwischen Städtebau und Denkmalschutz wollen wir es nicht auf die Konfrontation ankommen lassen – trotz aller Chancen, die wir gesehen hätten. Der Brunnen soll also seinen Standort behalten.
Den Gegnern einer möglichen Versetzung möchte ich ganz direkt und persönlich sagen: Ja, Sie haben Ihr Ziel erreicht. Ohne Abstriche, ohne Groll.
Das ist aber kein Gesamturteil, wonach Sie in jeder Detailfrage richtig und wir in jeder Detailfrage falsch lagen – oder dass es umgekehrt gewesen wäre. Sehen Sie den heute vorgeschlagenen Beschluss als Handreichung. Kehren wir zu Sachlichkeit und Fairness zurück.
„Zu lange hingeschleppt“
Der Gänsmarkt leidet aktuell vor allem darunter: Dass sich das Provisorium und die dringend sanierungsbedürftige Ist-Situation schon viel zu lange hinschleppen!
Ich darf Ihnen deshalb abschließend ankündigen, dass wir im November die endgültige Platz-Gestaltung in den städtischen Gremien beraten und dann beschließen werden, damit es nächstes Jahr endlich los geht.
Die Rahmenbedingungen dafür sind nun alle beschlossen, die internen Vorbereitungen laufen auf Hochtouren und Sie werden sehen: Wir bekommen einen wunderschönen, neuen und einladenden Platz mit hoher Aufenthaltsqualität und saniertem Kiliansbrunnen in unserer Innenstadt.“
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