Bad Mergentheim. Deutschland, deine Vereine. Es ist ein alter Witz, aber er hat einen wahren Kern: Treffen sich drei Deutsche irgendwo im Ausland, gründen sie einen Verein. „Stimmt nicht!“, werden manche sagen. „Es braucht mehr als drei“. Das stimmt. Vor allem aber braucht es Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen sowie Zeit und Arbeit einzubringen.
Ein solcher Mensch ist Norbert Eckert. In der Stadt gut vernetzt und bekannt, denn er leitet seit mehr als 50 Jahren „seinen“ Verein, die DJK (Deutsche Jugendkraft). Mehr noch: Auch in anderen Vereinen ist er aktiv: Kulturverein, Bürgerforum Stadtbild, Museumsverein – auch da stand und steht er in der Verantwortung. Doch „sein“ Verein war und ist die DJK.
Besondere Geschichte
Und die DJK hat eine ganz besondere Geschichte, denn es gab sie schon einmal, dann wurde sie von den Nazis wie andere Vereine auch im Rahmen der Gleichschaltung aufgelöst, genauer gesagt verboten und ausgeplündert. Die DJK in Bad Mergentheim musste wiedergegründet werden – was aber erst 1967 geschah. Nach dem Krieg, also zuvor, lief man unter BDKJ, also als Sportler unter dem Schirm der katholischen Kirche. Fußball, Leichtathletik und Tischtennis waren die Sportarten, es gab sozusagen drei Abteilungen. „Und der Schwerpunkt war immer die Jugendarbeit.“
Dennoch, es war „irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes“, erinnert sich Eckert im Gespräch mit der FN. Es galt also, „Strukturen zu schaffen“ und einen eigenen Verein zu gründen, was dann ja auch geschah. Mit dabei war zuvor und danach Norbert Eckert, der 1973 erstmals zum Vereinsvorsitzenden gewählt wurde – als Nachfolger des späteren DRK-Ortsvereinsvorsitzenden Raimund Rüdenauer.
„Es gab keinen Gegenkandidaten“, berichtet Eckert. Und das ist ein Vereins-Kontinuum, „denn es blieb so in allen folgenden Hauptversammlungen. Offensichtlich sind die Mitglieder zufrieden mit mir“, sagt Eckert schmunzelnd. Aber er schränkt ein: „Alleine kann man gar nichts machen.“ Er sei sehr glücklich, stets „sehr engagierte Mitmacher im Vorstand gehabt zu haben. Und das hält bis heute an.
Im Rückblick kann er durchaus stolz sein auf die Sportlerinnen und Sportler im DJK-Dress. Als „herausragend“ bezeichnet er etwa Alois Beez, der im Behindertensport Maßstäbe setze: 1972 gewann er bei den ersten „Para“-Weltmeisterschaften in England vier Titel: Speerwurf, Diskus, Kugelstoßen und Fünfkampf, holte1976 bei den Paralympics die Goldmedaille im Speer- und im Diskuswurf und wurde 1978 Weltmeister im Diskus- und Speerwurf.
Auch sportlich „ganz oben“
„Für einen kleinen Verein wie die DJK Bad Mergentheim ist das sicher bemerkenswert. Alois Beez ist der größte und erfolgreichste Sportler unseres Vereins“, sagt Eckert. Aber auch die Handball-Frauen, die es bis in die Oberliga schafften oder die weibliche Volleyballjugend, die sogar die Deutsche Meisterschaft gewann, machen deutlich, dass die DJK auch sportlich „ganz oben“ mitmischen konntee.
Trotz dieser herausragenden Erfolge, „unser Schwerpunkt ist der Breitensport – für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren“, betont der langjährige Vorsitzende. Wie macht man diesen Job so lange?, will der Reporter wissen. Die Antwort kommt prompt: „Erstens macht es mir Spaß, zweitens will ich Verantwortung annehmen.“ Und ja, natürlich sei es mit „viel Arbeit und Mühe verbunden.“ Erfolge und Rückschritte gehör(t)en dazu. Abteilungen wurden aufgebaut, liefen „richtig gut“ und mussten – zumeist mangels Beteiligung oder Wegzug des Leiters – wieder geschlossen werden.
„Es ist auf der anderen Seite schön, zu erleben, dass viele Bereiche nach wie vor lebendig sind“, erläutert Eckert. Und was die Arbeit angehe, so seien Organisation, Verwaltung und schlussendlich die Vorstände samt Leiterinnen und Leiter der diversen Angebote „ständig gefordert“.
„Soziale Verantwortung“
Überdies sehe und habe man als Verein ja auch eine „soziale Verantwortung“ – das „uns besonders wichtige Thema Jugendarbeit, aber auch die Geselligkeit gehören dazu“. Generell gelte das Motto „Der Mensch geht vor!“, betont Eckert. Und natürlich „freuen mich sportliche Erfolge“, aber, wie gesagt, „wichtig ist, dass wir Jugendliche und Erwachsenen ein gutes Angebot machen können – egal, ob im Wettkampf beziehungsweise Spielbetrieb oder eben in unseren Gymnastikgruppen.“
Probleme im Blick
Wer einem Verein über mehr als ein halbes Jahrhundert angehört und diesen leitet, der hat natürlich auch aktuelle gesellschaftliche Probleme im Blick: „Bis Corona haben wir beispielsweie 25 Jahre lang jedes Jahr einen mehrtägigen Vereinsausflug gemacht, da waren immer rund 50 Teilnehmer dabei, oft auch ganze Familien.“ Das laufe jetzt langsam wieder an. Überhaupt: „Uns sind Kameradschaft und Gemeinschaft sehr wichtig, wichtiger als sportliche Erfolge“, sagt Eckert.
Und er fügt hinzu: „Die werden natürlich auch gerne mitgenommen.“ Die DJK sei „gut aufgestellt, aber wir haben die gleichen Probleme wie aller Vereine: Junge, engagierte Mitmacher, Menschen, die bereit sind, im Vorstand oder als Trainer beziehungsweise Gruppenleiter Verantwortung zu übernehmen, werden dringend gebraucht.“ Es sei eine gesellschaftliche Entwicklung, dass das Angebot gerne angenommen und nachgefragt werde, „aber sich selbst einzubringen, dazu sind leider nur wenige bereit“, sagt Eckert.
Viele ehrenamtliche Tätigkeiten
„Um so schöner ist es, mit engagierten Männern und Frauen zusammenzuarbeiten und damit etwas bewegen zu können.“ Er habe immer seine Prioritäten gehabt, sagt Eckert: „Familie, Gesellschaft, Beruf und nicht zuletzt die DJK– und alles intensiv!“. Auch diverse andere ehrenamtliche Tätigkeiten hätten ihn immer mit Freude erfüllt.
Also, Hand aufs Herz, wie waren sie denn, die 50 Jahre als DJK-Vorsitzender? Eckert antwortet ohne langes Nachdenken: „Ich war ehrenamtlich immer ausgelastet. Und als Vorsitzender habe ich zu 98 Prozent schöne Erinnerungen.“ Was ist mit den übrigen zwei Prozent? „Die waren nicht ganz so schön!“, berichtet Eckert und muss lachen. „Ernsthaft: Ich hatte immer tolle Menschen im Vorstand, das war und ist ein engagiertes Miteinander!“ Ob er nochmals kandidiert? „Meine Amtsperiode läuft bis März 2025“, sagt Eckert.
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