Weikersheimer TSV-Ehrenvorsitzende startet „Vereinshilfe Ahrtal“

Main-Tauber-Kreis: Sportler helfen Sportlern im Ahrtal

„Eigentlich“ wollte Rosemarie Spitzley sich gar nicht für ein Hilfsprojekt einsetzen. Doch nach einem Besuch im flutgeschädigten Ahrtal im März konnte sie einfach nicht anders. Die Menschen dort „brauchen unsere Solidarität“.

Von 
Michael Weber-Schwarz
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Meterhoch türmen sich wenige Tage nach der Flutkatastrophe Wohnwagen, Gastanks, Bäume und Schrott an einer Brücke über die Ahr in Altenahr-Kreuzberg (Luftaufnahme mit einer Drohne). Das Bild ging damals durch die Medien, die Wiederherstellung der Ortschaften zieht sich bis heute hin. © dpa

Weikersheim/Ahrtal. Als langjährige Weikersheimer Stadträtin hatte sich Rosemarie „Rosi“ Spitzley Ende 2022 aus gesundheitlichen Gründen aus dem Amt zurückgezogen. Mit der Ernennung zur Ehrenvorsitzenden würdigte ein Jahr zuvor der TSV Weikersheim die großen Verdienste der 21 Jahre lang als Vorsitzende engagierten Spitzley. Nach neuen Ämtern drängt es sie auch gar nicht. Doch bei einem Besuch im Ahrtal im März 2023 war schnell klar – Sportler müssen Sportler unterstützen. Denn dort liegen zahlreiche Sportanlagen noch immer in Trümmern. Und das hat fatale Folgen für alle Menschen. Denn wo das Vereinsleben darniederliegt, leidet auch das soziale Miteinander.

Hintergrund: Im Frühjahr reisten Rosemarie Spitzley und ihr Mann Klaus in die Krisenregion. Der Lions Club Bad Mergentheim hatte im vergangenen Jahr beschlossen, 25 000 Euro für den Wiederaufbau im Ahrtal zu spenden.

Bedrückende Bilder

Von ihrer Reise berichteten die beiden dann in einem bedrückenden FN-Beitrag: „Wir haben uns selbst ein Bild gemacht“, so Rosemarie und Klaus Spitzley, „und sind von Bad Neuenahr-Ahrweiler die Ahr 40 Kilometer flussaufwärts gefahren. Was wir da gesehen und erlebt haben, hat uns mehr bewegt als erwartet. Von Normalität keine Spur, und selbst unser Navi hatte so seine Probleme den Weg zu finden. Überall die zerstörten Wohnhäuser, Hotels, Brücken, Straßen und die meterhohen Schuttberge der abgerissenen Häuser, auf denen Kinder spielen, wo vorher vielleicht ihre Kinderzimmer waren.“ Eindrücke zwei Jahre nach der verheerenden Flut.

Rosemarie Spitzley steht u.a. im Kontakt mit dem Sportbund Rheintal und startet eine Hilfsaktion für Vereine im Ahrtal. © Michael Weber-Schwarz

Vor allem die überfluteten und teilweise vollkommen zerstörten Sportstätten fanden die besondere Aufmerksamkeit der langjährigen TSV-Funktionärin. „Die ohnehin schon traumatisierten Kinder haben vielerorts keine Freitzeiteinrichtungen mehr“, erklärt Spitzley im Gespräch mit der FN-Redaktion. Und damit fehlt für viele schlicht ein sozialer Ort, ein Treffpunkt. Zwar werden bestehende Einrichtungen nach und nach wieder aufgebaut, doch manche fallen aus der Förderkulisse heraus; die bürokratischen Hürden sind teils hoch.

Von der Flut betroffen waren und sind 90 Vereine in acht Sportkreisen. Über 100 Sportanlagen wurden zerstört. Die Vereine wollen loslegen, doch der Wiederaufbau liegt oft nicht in ihren Händen, sondern die Kommunen sind Eigentümerinnen der Gelände. Und die haben ohnehin viel zu tun.

Ganze Tennisanlage verloren

Beispiel: Der SV Altenahr hat durch die Katastrophe seine komplette Tennisanlage verloren. Das Gelände liegt im im direkten Überschwemmungsgebiet – und deshalb fehlt jede Perspektive für einen Wiederaufbau. Also hofft man mindestens auf eine temporäre Lösung an einem alternativen Ort. Dort würde aber die Wiederaufbauförderung nicht greifen. Der Verein ist also auf Spenden angewiesen.

Jeder Sportler, jede Sportlerin weiß, wie schlimm es ist, wenn man sein Hobby nicht mehr ausüben kann. Es bricht ein Stück Lebensqualität, Stabilität weg. Deshalb hat sich Rosemarie Spitzley entschlossen, in der Region Hohenlohe-Tauber eine Solidaritätsaktion anzuschieben. Sie steht in Kontakt mit dem Turngau Hohenlohe, der Sportjugend Bad Mergentheim und Tauberbischofsheim und den beiden Sportkreisen. Aktuell war Spitzley dabei, ein Spendenkonto einzurichten. Mitte September wird sie das Gesamtprojekt in einer Sportkreissitzung vorstellen und um Unterstützung werben. Die TSV-Turner haben bereits Unterstützung signalisiert.

Der Platz der Oberahrtaler Sportfreunde ist bis heute eine matschige Fläche und unbetretbar. © Klaus Spitzley

Drei Projektvorschläge

Für das Ahrtal gibt es bereits drei Projekt-Vorschläge vonseiten des Sportbunds Rheintal. So sind Spenden für eine temporäre Tennisanlage des SV Altenahr ebenso wünschenswert, wie für die Überdachung eines Bikeparks (eine vorher gemietete Halle wurde zerstört) und eine Vereinsbus-Lösung für die SG Ahrtal. Der Verein muss seit zwei Jahren auf verschiedene Plätze in der Region ausweichen. Ein bisheriges Bus-Sponsoring durch den DFB läuft aktuell aus.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Bad Mergentheim

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