Bad Mergentheim. Die Bad Mergentheimer Bevölkerung wächst erfreulicherweise weiter. Hinzu kommen familiäre und gesellschaftliche Veränderungen der Lebensbedingungen von Familien, die bedarfsgerechte Angebote der Tagesbetreuung für Kinder jeder Altersklasse mit unterschiedlichen Öffnungs- und Betreuungszeiten erfordern. Das führte im Gemeinderat zur Frage weiterer Investitionen. Das noch mehr getan werden muss, ist Konsens. Doch wie viel genau und ob es gar noch einen zusätzlichen Kindergarten in der Kernstadt braucht, darüber gehen die Meinungen auseinander.
Klare Meinung
Kornelia Perleth hat dazu eine klare Meinung. Sie ist Sachgebietsleiterin „Bildung und Betreuung“ in der Stadtverwaltung und kennt alle Probleme. Sie sagte den Stadträten am Donnerstagabend ohne Umschweife: „Von den Kinderzahlen her, brauchen wir einen weiteren Kindergarten in der Stadt!“
Für Kinder im Kindergartenalter (drei bis sechs Jahre) besteht ein Rechtsanspruch auf den Besuch eines Kindergartens und zudem ist auf ein bedarfsgerechtes Angebot an Ganztagesplätzen hinzuwirken. Seit August 2013 haben außerdem auch ein- bis dreijährige Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Und für schulpflichtige Kinder sind nach Bedarf Plätze in Tageseinrichtungen und in der Kindertagespflege vorzuhalten. Soweit die Gesetzeslage.
Perleth berichtete dem Gemeinderat mittels einer ausführlichen Ratsvorlage, dass die bestehenden Krippenplätze in Bad Mergentheim alle belegt sind und laut Rückmeldungen der Kita-Leitungen derzeit die meisten Krippen bedarfsdeckend arbeiten. Auf der anderen Seite habe man viel zu wenige Altersmischungsplätze im Kindergarten. Weiter teilte Perleth mit: „Derzeit reichen die Kindergartenplätze vor allem im Stadtkern nicht aus, doch auch in manchen Stadtteilen wird es eng. Die Bereitschaft der Eltern, auf einen weniger ausgelasteten Stadtteilkindergarten auszuweichen, ist gering.“ Vergleiche man die Zahl der Kinder, die im September den Kindergarten Richtung Grundschule verlassen, mit der Zahl der Kinder, die nachrücken, „fehlen 40 Plätze im Stadtkern – ohne Berücksichtigung von Altersmischungskindern, Inklusionskindern und Rückstellungen“, so Perleth.
CDU-Stadtrat Hanspeter Fernkorn eröffnete die Debatte und fragte sich, ob es nicht eine „Spitze“ sei, die man momentan vor sich sehe und in den nächsten Jahren wieder weniger Kinder vor Ort betreut werden müssten. Er wolle ungern Kapazitäten für viel Geld schaffen, die später leer stehen. Kornelia Perleth sieht das – wie eingangs zitiert – nicht so. Sie spricht von einem dauerhaften Bedarf aufgrund der ihr vorliegenden Zahlen und Daten.
Mangelware
Auf die Mangelware „Erzieherinnen“ verwies Silke Stahnke (Grüne) und warb für eine Vertretungsregelung mittels einer Pool-Lösung mit zwei Erzieherstellen. Später wurde dies jedoch mit 8:18-Stimmen, bei einer Enthaltung, abgelehnt. Das Thema soll nun bei den nächsten Haushaltsberatungen samt Stellenplan neu aufgerufen werden.
Der Bedarfsplanung mit vielen kleinen Maßnahmen stimmte der Gemeinderat einstimmig zu und erteilte zudem, auf Vorschlag von CDU-Fraktionschef Andreas Lehr, einen Prüfauftrag an die Verwaltung zur Schaffung weiterer Kindergartenplätze in der Kernstadt. Ein Neubau in Modulbauweise auf dem Gelände des Campus Au oder im Neubaugebiet „Auenland III“ ist ebenso in der Überlegung der Stadt wie die erneute Erweiterung des „Schlawinertreffs“ der St. Josefspflege inmitten der Innenstadt.
Im Rahmen der Ratssitzung im Kursaal wurden dann auch noch konkrete Baumaßnahmen zur Erweiterung der Kindertagesstätten in Löffelstelzen und Neunkirchen behandelt.
Einstimmig beschloss das Gremium die Erweiterung der Kita Löffelstelzen durch eine Aufstockung des 2016 errichteten Anbaus. Eine Fertigstellung im September wird angepeilt. Die Stadt plant mit Gesamtkosten von rund 370 000 Euro.
Eine weitere Krippengruppe soll es zudem (ebenfalls einstimmiger Beschluss) in der Kita Neunkirchen geben, dazu wird das Obergeschoss des 2016 errichteten Anbaus umgebaut und umgenutzt.
Auch hier ist die Fertigstellung für September geplant; Kosten rund 250 000 Euro.
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