Bad Mergentheim. Der Gemeinderat steht einstimmig hinter den Plänen für eine neue 3,5-zügige Grundschule samt Ganztagesbereich für rund 400 Schüler, deren Betrieb später sogar auf vier Klassenzüge ausgeweitet werden könnte. Doch der Zeitplan ist höchst sportlich, soll doch im Herbst 2024 bereits der Unterricht dort starten, wo jetzt noch eine Grünfläche und ein Beachvolleyballfeld sind. Und was noch schwerer wiegt: Die Kosten steuern von zuletzt 16 auf nun mittlerweile 18 Millionen Euro zu.
Der Entwurfsplanung, der Kostenberechnung und der Freigabe weiterer Planungen stimmte das Gremium am Donnerstagabend einmütig zu. Das freute Oberbürgermeister Udo Glatthaar sehr und er dankte allen Beteiligten im Rathaus und von den externen Fachbüros für die „super Vorarbeit“. Mehrheiten gab es auch für einen CDU-Ergänzungsantrag, der die Auflistung weiterer finanzieller Risiken und möglicher Einsparpotenziale einfordert, die Überlegung eines externen Kostencontrollings anregt und einen monatlichen Bericht der Verwaltung zur Kostenentwicklung des Großprojekts verlangt.
Die Gesamtkosten werden inzwischen mit 17,89 Millionen Euro beziffert. Gegenüber der Kostenschätzung hat sich der Gesamtbetrag damit um rund elf Prozent oder rund 1,8 Millionen erhöht.
Für die erhöhten Kosten sind nach Auskunft der Stadtverwaltung und Christopher Unger vom Studio Bornheim (Architektenbüro, Frankfurt am Main) mehrere Gründe ausschlaggebend: Zunächst einmal einige Änderungen in der Planung, darunter erhöhte Anforderungen an die Lüftung, eine größere Anzahl an öffenbaren Fassadenelementen, die Vorbereitung der Küchenausrüstung auf verschiedene Speiseversorgungssysteme und größere Aushubmengen für die Außenanlagen. Hinzu kommen zusätzliche Fassadenrinnen, eine zusätzliche Außenbeleuchtung und ein erhöhter Standard bei der Beleuchtung in den Klassenräumen.
Problem Rohstoffpreise
Besonders schwer wiegen aber die Änderungen bei den Marktpreisen: „Die aktuelle Entwicklung vor allem bei den Rohstoff- und Materialpreisen, sowohl bei den reinen Baugewerken, aber insbesondere bei den technischen Gewerken ist rasant“, heißt es seitens der Stadt und der Architekten.
Höchste Effizienz
Geplant ist die neue, dreigeschossige Schule als Holz-Hybrid-Konstruktion. Der vorgesehene Effizienzgebäudestandard lautet 40 EE und ist der derzeit höchste definierte Effizienzgebäudestandard für Nichtwohngebäude. Der Jahres-Primär-Energiebedarf unterschreitet die Mindestanforderung an einen entsprechenden Neubau um mindestens 47 Prozent. Beheizt werden soll das Gebäude mittels Fernwärme (Biomasse) vom Stadtwerk. Die Beheizung und Kühlung erfolge über eine Fußbodenheizung. Vorgesehen ist auch eine mechanische Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung. Über die Lüftungsanlage werden 50 Prozent der Luftmenge sichergestellt, die weiteren 50 Prozent werden über die Fensterlüftung erfolgen. Für die Barrierefreiheit ist ein Aufzug eingeplant. Und für den Ganztagesbereich soll es eine Mensa mit Verteilerküche und Speisesaal geben. Durch vorhandene Kühlzellen besteht die Möglichkeit, Essen nach den so genannten „Cook and Chill“- beziehungsweise „Cook and Freese“-Verfahren auszugeben. Das Essen wird gefroren oder gekühlt angeliefert, aufgetaut und aufgewärmt und dann ausgegeben.
Der Mittelabfluss der knapp 18 Millionen Euro Gesamtkosten sieht in 2022 etwa 1,4 Millionen Euro vor, in 2023 rund sechs Millionen, dann 2024 etwa acht Millionen und 2025 noch einmal 2,4 Millionen. Verschiedene Förderanträge werden gestellt.
„Kommt da noch mehr?“
Die Einreichung des Bauantrags ist für Ende März vorgesehen. Bereits ab Februar startet die Ausführungsplanung für die Rohbaugewerke. Die Ausführungsplanungen der übrigen Gewerke schließen sich an.
Etliche Fragen in der Ratsdebatte drehten sich um die Kosten und deren Steigerung seit der Schätzung im vergangenen Jahr. Jochen Flasbeck (Freie Wähler) fragte: „Reichen die 18 Millionen oder kommt da noch mehr?“ Ihm antwortete Christopher Unger, dass man seriös und solide kalkuliert habe.
Nachfragen hatten auch Hariolf Scherer (CDU) und Jordan Murphy (SPD). Auch sie hörten von Stadtbaudirektor Bernd Straub, dass man eine zeitlich sehr sportliche Aufgabe angenommen und die Kosten dennoch sehr genau im Blick habe. Er meinte mit Bezug auf die Rohstoffkrise: „Aber wir haben nicht alles selbst in der Hand.“
Von einem Leuchtturmprojekt für die Kurstadt sprach Grünen-Fraktionschef Thomas Tuschhoff und lobte das klimafreundliche Vorhaben. Andreas Lehr, der Fraktionsvorsitzende der CDU, hob ebenso die Bedeutung des Projekts hervor, betonte aber auch die Kontrollfunktion des Rates an, die Kosten genau abzuklopfen, schließlich sei man anfangs nur von zwölf Millionen Euro ausgegangen und wolle später nicht bei 25 Millionen landen.
Alexander Hay (CDU) fügte an: „Es muss uns allen klar sein, dass die Baupreise noch weiter steigen werden.“ Jeremias Träger (SPD) beklagte, dass die Haltbarkeit von Preiskalkulationen in der Baubranche zuletzt immer weiter schrumpfte. Sein Fraktionskollege Klaus-Dieter Brunotte mahnte zum Schluss, dass der Kurstadt nicht das Gleiche wie beim „Solymar“ passieren dürfe, an den finanziellen Folgen knabbere die Stadt schließlich noch heute.
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