Bischöfliches Internat „Maria Hilf“

Nach AfD-Veranstaltung: Internatsleiter spricht von „großem Fehler“

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart prüft aktuell die Nähe des Leiters des Bischöfliches Internats „Maria Hilf“ in der Kurstadt zum rechtsextremen Flügel der AfD. Ein Personalgespräch ist anberaumt.

Von 
Sascha Bickel
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Das Bischöfliche Internat „Maria Hilf“ in Bad Mergentheim. © Sascha Bickel

Bad Mergentheim/Assamstadt/Rottenburg. Mitte November veranstaltete die Landesgruppe Baden-Württemberg der AfD-Bundestagsfraktion einen „Bürgerdialog“ in der Asmundhalle in Assamstadt (wir berichteten). In der Halle saß auch als Zuhörer der Leiter des Bischöflichen Internats „Maria Hilf“ in Bad Mergentheim – und er ließ sich später vom als rechtsextrem eingestuften Thüringer Landesvorsitzenden Björn Höcke eines von dessen Büchern signieren. Die Diözese prüft nun Konsequenzen. Der Internatsleiter spricht von „einem großen Fehler“, den er gemacht habe.

„Ich kenne die Vorwürfe gegen meine Person und distanziere mich in Gänze vom Rechtsextremismus und allen rechtsextremen Positionen“, räumt der Internatsleiter am Montag im Telefonat mit der FN-Redaktion ein. „Ja, ich war vor Ort und habe mir auch das Buch von Höcke, das mir im Vorfeld geschenkt worden war, signieren lassen“, so der Mann, der sich nach eigenen Angaben „eine kritische Auseinandersetzung mit den Positionen der AfD“ wünscht.

„Ich bin nach Assamstadt gegangen, um mir ein eigenes Bild, eine eigene Meinung von dieser Partei zu machen“, sagt der langjährige Leiter des Bad Mergentheimer Internats und fügt noch an: „Bei den Vorträgen gab es keine rechtsextremen Parolen, sonst wäre ich sofort aufgestanden und gegangen. Ich unterstütze keine rechtsextremen Positionen und bin nicht fremdenfeindlich.“ Im Internat habe er seit Jahren mit Kindern aus allen Nationen und Himmelsrichtungen zu tun, zudem habe er ja selbst eine offene Großfamilie.

„Ich habe es unterschätzt“

Der SWR und das Hohenloher Tagblatt berichteten am Montag als erstes über die Vorgänge und auch darüber, dass der Internatsleiter noch „Weiter so!“ zu Björn Höcke gesagt haben soll. Damit konfrontiert sagt er den FN, dass damit eine Ermutigung für die Oppositionsarbeit gemeint gewesen sei. Denn wenn es um die Gender-Debatte, den Schutz des ungeborenen Lebens oder das traditionelle Familienbild gehe, „dann gibt es da durchaus AfD-Positionen, die ich befürworte“, so der Leiter des Internats und er ergänzt: „Im Nachhinein betrachtet war es naiv. Ich habe es unterschätzt. Ich wollte als Privatperson dort hingehen und sicher nicht als Sympathisant eines Rechtsextremen.“

Thomas Brandl ist Direktor „Mediale Kommunikation“ der Diözese Rottenburg-Stuttgart und er bestätigt auf Anfrage, dass die Diözese sich gerade selbst ein Bild macht. Durch einen Journalisten sei man aufmerksam geworden. Man kenne inzwischen auch den Mitschnitt der AfD-Veranstaltung, der im Netz stehe.

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Was sagt die Diözese zu den Vorgängen? Dazu Brandl: „Die Ideologie eines Björn Höcke ist mit dem christlichen Weltbild in keiner Weise vereinbar. Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich hierzu mehrfach deutlich positioniert. Politisches Agieren, das vom Schüren von Fremdenfeindlichkeit, von Ängsten gegen Überfremdung, von Ausgrenzung anderer und einseitiger Betonung nationaler Interessen lebt, ist für uns nicht akzeptabel. Der Verfassungsschutz bezeichnet Herrn Höcke als Rechtsextremisten und überwacht ihn nicht ohne Grund mit nachrichtendienstlichen Mitteln.“

Weiter teilt Brandl mit: „Bischof Gebhard Fürst hat sich mehrfach klar distanziert vom populistischen Vorgehen und vielen inhaltlichen Positionierungen der AfD. Die Ausgrenzung von Flüchtlingen zum Beispiel widerspricht nach seiner Überzeugung dem universellen Geist der Kirche und der gleichen Würde aller Menschen vor Gott.“

Bischof ist mit Fall befasst

Der Bischof sei persönlich mit dem Fall im Main-Tauber-Kreis befasst und vom Internatsleiter sei eine schriftliche Stellungnahme zu seinem Besuch der AfD-Veranstaltung angefordert worden. Diese liege nun vor. „Die Angelegenheit wurde auch im obersten Führungsgremium der Diözese beraten“, so Brandl. Als Ergebnis werde es in dieser Woche ein Personalgespräch mit dem Mitarbeiter und den beiden zuständigen Hauptabteilungsleitern in Rottenburg geben.

Der Leiter des Internats erklärte noch auf Nachfrage der FN-Redaktion, dass er an AfD-Demonstrationen bislang nicht teilgenommen habe, nur an Montagsspaziergängen in der Coronazeit, um für eine kritische Auseinandersetzung zu werben. Bezogen auf Assamstadt sagte er abschließend: „Zum ersten Mal habe ich meine Neutralitätspflicht verletzt – das war ein großer Fehler!“

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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