Katholische Kirchengemeinde

Die Gläubigen in Bad Mergentheim haben ihr Münster zurück

Große Freude herrscht in der katholischen Kirchengemeinde: Die Wiedereröffnung des renovierten Münsters St. Johannes mit Orgelweihe wurde am Sonntag von zahlreichen Gläubigen gebührend gefeiert.

Von 
Hans-Peter Kuhnhäuser
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Den Festgottesdienst gestaltete Weihbischof Thomas Maria Renz zusammen mit Ex-Münsterpfarrer Ulrich Skobowsky, Francis Chukwudi Ihemeneke, Diakon Michael Raditsch und Münsterpfarrer Thomas Frey. © Hans-Peter Kuhnhäuser

Bad Mergentheim. Es war zweifellos kein „gewöhnlicher“ 2. Advent, denn – passend zur für Christen ja freudigen Adventszeit – beging die katholische Kirchengemeinde am Sonntag ein ganz besonderes Fest: Die Wiedereröffnung des renovierten Münsters samt Orgelweihe. Kein Geringerer als Weihbischof Thomas Maria Renz war eigens dazu angereist, und zusammen mit Münsterpfarrer Thomas Frey, Francis Chukwudi Ihemeneke, Diakon Michael Raditsch und dem ehemaligen Münsterpfarrer und Dekan Ulrich Skobowsky gestaltete der Weihbischof den Festgottesdienst.

Münsterpfarrer Thomas Frey öffnet die Tür des Münsters. © Hans-Peter Kuhnhaeuser

Doch der Tag begann in der Marienkirche, und dort stimmten die Gemeindemitglieder das Lied „Wir sagen euch an, den lieben Advent ...“ an und formierten sich dann zur feierlichen Prozession zum Münster.

„Macht hoch die Tür“

Angeführt von den den Kirchlichen Vereinen samt Fahnen, Abordnungen des Historischen Schützencorps und der Historischen Deutschorden-Compagnie, den Ministranten und den Geistlichen und gefolgt von zahlreichen Gemeindemitgliedern und der Stadtkapelle zog man dann zum Münster. Auch hier wurde freudig musiziert und gesungen: „Tochter Zion“ nämlich. Nur kurz war die Wegstrecke, und Münsterpfarrer Thomas Frey war die Freude anzusehen, die er beim Aufschließen der Tür empfand. „Macht hoch die Tür“ sang die Gemeinde dazu, und sie nahm sozusagen wieder Besitz von ihrem Münster. „So voll war’s schon lange nicht mehr“, sagte ein Gemeindemitglied.

Es sei „ein Tag, auf den viele monate-, ja jahrelang gewartet haben“, meinte der Weihbischof. Und weiter: „Die ganze Stadt, so hat man den Eindruck, freut sich.“ Das Münster sei ja „ein Stück weit der Heimatort“ der Gläubigen – „bei Gottesdiensten, aber auch einmal in einer stillen Stunde“. Und ganz zweifellos sei das Münster „ein Haus der Gemeinschaft“.

Große Klangfülle

Der Advent sei eine Zeit der Hoffnung, aber auch der Mahnung und Ermutigung auf die Ankunft des Messias. Renz weiter: „Nehmet einander an, so wie auch Christus euch angenommen hat“. Auch an den Barbara-Tag erinnerte der Weihbischof – wer heute einen Obstbaum-Zweig mit in die Gute Stube nehme und ins Wasser stelle, werde zum Heiligen Abend mit Blüten belohnt – „ein wunderbares Zeichen!“

Die Nachmittags-Orgelkonzerte zogen viele Besucher an. © Hans-Peter Kuhnhaeuser

Die Eucharistiefeier verlief dann fast wie im Fluge, und an Weihrauch wurde nicht gespart. Die geistlichen Herren standen bisweilen in einem regelrechten Weihrauch-Nebel. Die Weihe der Orgel war dann auch für den Kirchenmusikdirektor ein besonderes Erlebnis, und die Chorsängerinnen und -Sänger sowie die Musiker der Stadtkapelle verfolgten die Zeremonie mit großem Interesse.

Der Organist antwortete musikalisch – mit der Toccata X von Georg Muffat zeigten er und das Instrument ihr ganzes Können – donnerndes Orgelgetöse erfüllte das Münster, und die Gemeinde applaudierte. Diese Klangfülle zu erleben, mag für manche Münsterbesucher ein weiterer guter Grund sein, sich öfter hier einzufinden.

„Gute Entscheidung getroffen“

OB Udo Glatthaar sprach in seinem Grußwort davon, dass er „erfüllt“ sei – nicht nur von der wunderbaren Musik der neuen Orgel, sondern auch „von großer Dankbarkeit“. Die Renovierung sei nach zweieinhalb Jahren abgeschlossen, und „wir erleben den neuen Kirchenraum vertraut und doch ganz neu“.

Udo Glatthaar lobte die „große denkmalpflegerische Verantwortung und Sorgfalt – Sie haben in Rottenburg und auch hier vor Ort eine gute Entscheidung getroffen und richtig investiert.“ Sowohl als Christ und Mitglied der Kirchengemeinde als auch als Oberbürgermeister sei er vom neuen Münster und der neuen Orgel fasziniert, sagte Glatthaar. Dass dies alles so gelungen sei, dafür danke er allen Mitwirkenden, „die einen kleinen oder großen Mosaikstein dazu beigetragen haben, denn nur in einer guten und festen Gemeinschaft war dies möglich.“ Und der Oberbürgermeister schloss: „Liebe Mergentheimerinnen und Mergentheimer, nehmen Sie diese Kirche wieder in Besitz als unser Haus Gottes, wo wir Glauben leben und Gemeinschaft erleben.“ Münsterpfarrer Thomas Frey hob die Mitwirkung des Oberbürgermeisters als Gemeindemitglied und Förderer der Renovierung und der Kirchengemeinde hervor.

Von der Marienkirche ging es in einer feierlichen Prozession über den Marktplatz zum Münster. © Hans-Peter Kuhnhaeuser

Glücklich schätzen könne sich die Gemeinde auch, „so viele Gönner und Förderer in unserer Gemeinde und auch außerhalb Bad Mergentheims zu haben“. Ohne deren Engagement wäre weder die Renovierung noch die neue Orgel möglich gewesen. Frey erinnerte an die Beschlüsse und Planungen, die zahlreichen Gespräche mit der Denkmalpflege und der Diözese, die den Bauarbeiten vorausging – fast zehn Jahre nahmen die Vorbereitungen in Anspruch. 2020 schließlich schloss sein Amtsvorgänger Ulrich Skobowsky das Münster ab und zog nach Tübigen – ohne die Badestadt und die Menschen zu vergessen, wie sein Besuch zeige. Dann kam auch noch Corona, doch es wurde weiter gearbeitet, wobei dem Bauausschuss eine besondere Bedeutung zukam. „Mit Verwaltungsdirektor Peter Striffler und unserem Architekten Hanns Berger hat der Bauausschuss das Projekt voran getrieben.“

Viele Unterstützer

Und Frey betonte: „All die Namen der Frauen und Männer , die sich um die Münsterrenovierung und den Orgelneubau, mit Orgelfahrten, Münsterbauhütte, Orgelpfeifenbauer, Kreativwerkstatt, Spendenaktionen, mit viel Liebe, Fantasie und vielen vielen Arbeitseinsätzen verdient gemacht haben, übersteigt die Zahl 100.“ Frey ehrte zwei von ihnen besonders: Zum einen den „geduldigen, sehr sympathischen, umsichtigen, fleißigen, kompetenten Architekten Hanns Berger“, sowie „unseren geduldigen, sehr sympathischen, umsichtigen, fleißigen, kompetenten und allseits beliebten Chefmesner Ansgar Weiß“. Beide erhielten ein Buchpräsent samt Gutschein, und Ansgar Weiß besonders viel Beifall – gleichermaßen von den Geistlichen und der Gemeinde. Frey dankte auch dem Weihbischof dafür, „aus dem fernen Rottenburg in den hohen Norden der Diözese“ gekommen zu sein, „um unser Münster zu eröffnen, die Orgel zu weihen und uns das Wort Gottes auszulegen!“

Die Stadtkapelle (links) und der Münsterchor unter Leitung von Michael Müller. © Hans-Peter Kuhnhaeuser

Am Nachmittag nutzten viele Interessierte die Gelegenheit, bei den Münster- und Orgelführungen (später auch bei den Konzerten, die Michael Müller unter dem Motto „Europa zu Gast“ gab), sich einen eigenen Eindruck vom neuen Münster und der neuen Orgel zu machen und Wissenswertes zu den Renovierungsarbeiten zu erfahren. Der Tag endete mit einem feierlichen Abendlob.

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