Markelsheim. Überwiegend sonnenbeschienen präsentierte sich das 65. Markelsheimer Weinfest rund um die Weingärtnergenossenschaft am Wochenende. In diesem Jahr stand die Veranstaltung unter dem Stadtteile-Motto „Heimat vor Ort“ im Rahmen des 50-jährigen Bestehens der Großen Kreisstadt. Unter der Regentschaft von Weinkönigin Selina wurde fröhlich gefeiert.
Für den Weinbauverein mit seinem Vorsitzenden Jürgen Stilling ist es schon ein Mammutprojekt, das da jedes Jahr unter Einsatz von gut 200 freiwilligen Helferinnen und Helfern gestemmt wird. Dabei kann Stilling nicht nur auf seine Vereinsmitglieder zählen, sondern erhält, wie im Weinort geübte Tradition, Unterstützung von vielen Seiten, sei es von der Verwaltung oder von anderen Vereinen. Und doch bedeuten die für die Protagonisten eben nicht nur drei Tage Weinfest jede Menge – für die Feiernden gar nicht sichtbare – Arbeit. Vom Aufbau in den Tagen davor bis zum Abbau danach ist Schlaf für sie Luxusgut und Mangelware.
Mit viel Publikum startete das Fest am Freitag. Von der Weinfest-Bühne begrüßte Weinkönigin Selina Gundling zusammen mit Jürgen Stilling und Ortsvorsteher Andreas Lehr die Besucher. Für Stimmung sorgten an diesem ersten Weinfestabend die Taubertaler Musikanten. Zum Festgelände gehörte auch wieder ein Vergnügungspark mit Schießbude, Süßigkeitenstand, Karussell und Autoscooter.
Sommerlich heiße Temperaturen erwarteten die Teilnehmer der Weinerlebniswanderung am Samstagnachmittag, die ihnen unter dem Motto „50 Jahre Große Kreisstadt“ Einblicke in die Geschichte des Weinortes und seine Beziehung zu Bad Mergentheim gewährte. Zusammen mit der Markelsheimer Weinkönigin nahmen acht weitere Hoheiten aus der Umgegend, unter ihnen auch die Taubertäler Weinkönigin und die Ochsenfurter Zuckerfee, an der kleinen Exkursion teil. Diese führte erfreulicherweise auch an schattige Plätzchen.
Im Ratssaal erinnerte Altortsvorsteher Josef Gundling an die Eingemeindungsverhandlungen und Ortsvorsteher Andreas Lehr führte die Interessierten auf den Dachboden des Rathauses, wo das alte Uhrwerk und die ehemalige Turmkugel mit Einschusslöchern aus Kriegszeiten zu bestaunen waren. Weiter ging es über den historischen Fronhof mit Erläuterungen zum derzeit laufenden Projekt „LandStation“ rund um die Zehntscheune ins nebenan liegende, beeindruckend große Kellergewölbe der Familie Gundling. Martin Gundling gab hier einen Einblick in die Geschichte dieses ehemaligen Speichers, der einst auch als Luftschutzbunker diente.
Nach einem kleinen Marsch hinauf auf den Engelsberg erfreuten sich die Teilnehmer an der Kühle der kleinen Bergkirche St. Margareta, wo Andreas Lehr unter anderem über die frühere Beginenklause und Erzählungen aus Bauernkriegszeiten berichtete. In seiner Eigenschaft als Stadthauptmann der historischen Deutschorden-Compagnie hatte der Ortsvorsteher zudem eine kleine Abordnung der „Weiß-Blauen“ zum Zehntkeller beordert, die dort nicht nur Salut mit Vorderladern schoss, sondern auch ihren kleinen, aber umso lauteren Böller mitgebracht hatte, welchen Weinkönigin Selina und Weinbauvereinsvorsitzender Jürgen Stilling zünden durften. Nach einem kleinen Umtrunk im Zehntkeller ging es zum Abschluss und als Beispiel für die Markelsheimer Gastronomie in das Weinlaubenrestaurant Schurk, das seit zehn Jahren von den Schwestern Sandra und Aileen geführt wird.
Ein Weinfest ohne die Volks- und Winzertanzgruppe Markelsheim wäre wohl kein vollständiges. Am Festgelände zeigten die Kinder- und Jugendgruppen sowie die Erwachsenen verschiedene Folklore-Reigen. Wie immer konnten die Tänzer, allesamt gekleidet in der Ochsenfurter Gautracht, ein großes Publikum begeistern.
Ein wenig offiziell wurde es am Samstagabend bei einem Empfang im Rathaus anlässlich des Große-Kreisstadt-Jubiläums, an dem Vertreter der Markelsheimer Vereine, mehrere Ortsvorsteher der Bad Mergentheimer Stadtteile, der Partnerschaftskompanie aus Volkach sowie Oberbürgermeister Udo Glatthaar, Württembergs Weinbaupräsident Dietrich Rembold, Bauernverbands-Kreisvorsitzender Reinhard Friedrich und neben Weinkönigin Selina auch die Taubertäler Weinprinzessin Clara Murphy teilnahmen. In kurzen Ansprachen wurde das gute Miteinander in der Gesamtstadt betont. Angeführt von der Musikkapelle, der Winzertanzgruppe und Fahnenabordnungen der Vereine erfolgte danach wieder einmal ein großer Einzug der Weinkönigin ins Festzelt, wo am Abend die Musikkapelle Winterhausen für beste Unterhaltung sorgte. Fürs leibliche Wohl zeichnete auf dem Weinfest neben Caterer „Theos mobiles Bistro“ auch der Frauenbund verantwortlich.
Das erste Highlight des Weinfestsonntags stand im Zeichen der Familien, als die Kindergartenkinder die große Bühne bevölkerten und unter anderem mit den Anwesenden inbrünstig das Markelsheimer Lied intonierten – angereichert mit einer neugetexteten, integrativen Strophe „Ein Apfelbacher bin ich“. Im Anschluss hatten kleine und große Festbesucher viel Spaß mit Zauberkünstler „Mr. Flo“, dessen Auftritt die Markelsheimer Kinderkleiderbörse ermöglicht hat.
Feucht-fröhlich ging es beim Buttenlauf in der Leichtenstraße zu, dem auch Landtagsvizepräsident Wolfgang Reinhart einen kurzen Besuch abstattete. 18 Gruppen mit klangvollen Namen wie etwa Wilde Weingassenweiber, Schorle Weiß-Sauer oder Rentnerbänkle nahmen diesmal teil und die Bundeswehr aus Volkach trat gleich mit drei Gruppen an. Und weil zwischendurch auch mal ein kleiner Gewitterregen herunterkam, wurden nicht nur die Akteure, sondern auch viele Zuschauer nass. Am Ende hatten bei den Kindern die Wilden Weingassenweiber und die Orange Girls die Nase vorn vor den Zweitplatzierten Partyhütte, Dreibeiner und Markelsheimer Jungs. Bei den Frauen lagen die Malle Ladys vor den Musikkapelle Girls (die anschließend noch zum Musizieren auf die Bühne mussten). Bei den Männern lagen die Lochwieslesmäber klar vorn, gefolgt von AS Stahlkörper, Schorle Weiß-Sauer, Kenia Markelsheim, Bundeswehr 2, Lochbachkeller, Bundeswehr 1, Bundeswehr 3, Gruppe Blau, Jugendclub AH und Rentnerbänkle.
Die Siegerehrung am Abend an der Weinfestbühne, wo die Musikkapelle Markelsheim bereits seit einigen Stunden aufgespielt hatte, bildete den Abschluss des Programms drei schöner, weinfröhlicher Tage. Jürgen Stilling, Ortsvorsteher Lehr und Weinkönigin Selina dankten dabei ein weiteres Mal allen, die zum Gelingen des 65. Weinfestes beigetragen haben. Und noch einmal wurde das Markelsheimer Lied angestimmt, das vielstimmig gleichsam den Zusammenhalt im Ort demonstrierte: „Ein Markelsheimer bin ich, wie stolz darauf ich bin…“
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