Stadt Bad Mergentheim

Kinderbetreuung in Bad Mergentheim soll erweitert werden

110 Plätze in Kindertagesstätten und 80 Plätze in Kindergärten werden nach Expertenmeinung 2031, also in acht Jahren, in Bad Mergentheim fehlen. Die Stadt prüft, was getan werden kann.

Von 
Sascha Bickel
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Spielende Kinder in einer Kindertagesstätte. © dpa

Bad Mergentheim. „Zum jetzigen Zeitpunkt hat die Stadt Bad Mergentheim eine gute und bis Ende 2024 ausreichende Versorgung zur Betreuung der Altersgruppe null bis sechs Jahre. Somit hat die Stadt richtige Entscheidungen getroffen.“ Dieses Lob und Fazit steht im Gutachten von „biregio“ aus Bonn, das der Gemeinderat im Februar zur Kenntnis nahm als er die Kindertagesstätten-Bedarfsplanung einstimmig genehmigte. Die Redaktion sprach mit Verantwortlichen der Stadtverwaltung über aktuelle und künftige Herausforderungen, dabei ging es auch um den Personalmangel, kranke Kinder, Elterntaxis, ein städtisches Busshuttle und Investitionen in den Herrenwiesen.

Laut Bedarfsanalyse werden bis zum Jahr 2031 im Bereich „Unter drei Jahren“ (U3) insgesamt elf Krippengruppen à zehn Plätze zusätzlich notwendig sein (berücksichtigt ist hier bereits eine zusätzliche Abdeckung der U3-Betreuung über die Tagespflege sowie die Umsetzung der für die nächste Zukunft geplanten und auch beschlossenen Maßnahmen). Im Bereich der Über-Dreijährigen (Ü3) werden wohl bis 2031 insgesamt 80 Plätze fehlen; dies entspricht 3,2 Gruppen à 25 Plätzen. Stadt und Gemeinderat haben das auf dem Schirm.

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Kersten Hahn, Fachbereichsleiter Bildung, Kultur und Tourismus, ist seit März 2022 (nach einer Umgliederung in der Verwaltung) federführend zuständig für den Kinderbetreuungsbereich in der Stadt. Andreas Berns wurde im Juli 2022 zum neuen Sachgebietsleiter „Kinderbetreuung“ ernannt. Beide standen unserer Zeitung für ein Gespräch zur Verfügung. Und beide sind froh, dass die Kurstadt den Rechtsanspruch auf Betreuung für Ein- bis Sechsjährige erfüllen kann.

Kersten Hahn berichtet von insgesamt 1756 Kindern zwischen null und sechs Jahren, die laut Statistik vom Dezember 2022 in Bad Mergentheim leben. Darunter waren 120 Kinder, die als EU-Ausländer bezeichnet werden, und 220 „sonstige Ausländer“. Im Stadtgebiet stünden momentan knapp 1200 Betreuungsplätze in insgesamt 21 Einrichtungen bereit, nur zwei davon seien städtische Einrichtungen, der Rest werde von den Kirchen und anderen Trägern betrieben.

„Pop-Up“-Kindergarten

Zuletzt war der erste Bad Mergentheimer „Pop-Up“-Kindergarten mit dem Namen „Pfiffikus“ (40 Plätze, Träger ist die St. Josefspflege) hinzugekommen und hatte das bisherige Ausweichquartier für die Grundschule Edelfingen im Schulzentrum Au im Weberdorf der Kernstadt übernommen. Aktuell noch im Bau befindet sich der neue Kindergarten am Campus Au in der Milchlingstraße mit künftig 45 Plätzen. Weitere zehn Betreuungsplätze sollen bis Herbst im katholischen Kindergarten Löffelstelzen hinzukommen. Mit all diesen Maßnahmen gelinge es, sagen Hahn und Berns, die gesetzlichen Ansprüche der Eltern in der Stadt vorerst zu befriedigen.

Die Sorgen des Gemeinderates, dass Bad Mergentheim in den vergangenen Jahren zu viel in Sachen Kinderbetreuung getan haben könnte, sind also unbegründet. 20 Millionen Euro investierte allein die Stadt zwischen 2012 und 2022 in diesen Bereich. Die laufenden Kosten für den städtischen Haushalt erhöhten sich von 4,7 Millionen Euro in 2012 auf zuletzt rund 11,6 Millionen (vorläufiges Ergebnis) im vergangenen Jahr. Das sind beachtliche Summen und sie belasten den Stadtsäckel entsprechend. Kersten Hahn meint dazu: „Wir können heute sagen, wir haben am Bedarf entwickelt. Wir decken den Bedarf ab. Das biregio-Gutachten sagt uns aber voraus, dass wir uns auf ein weiteres Wachstum einstellen müssen und so auch weiter investiert werden muss.“

Freie Plätze nur in Stadtteilen

Die Kurstadt wächst weiter und „wird auch bunter“, beschreibt Hahn die Situation und Andreas Berns geht auf Details ein: Während die Kinderbetreuungseinrichtungen in der Kernstadt voll belegt sind, gibt es noch freie Plätze in manchen Stadtteilen. Die Stadt organisiert deshalb ein Busshuttle, damit Kinder von weniger mobilen Eltern beispielsweise nach Hachtel und Rengershausen gebracht und auch wieder geholt werden. „Unsere Warteliste ist bei null“, ist Berns zufrieden und betont zugleich, dass man eben nicht immer den Wunsch mancher Eltern auf die für sie bestmögliche Variante erfüllen könne.

Kranke Kinder

Klagt ein Kind in der Einrichtung über Beschwerden, so würden die Eltern umgehend informiert und sogar ein Rücktransport mittels Busshuttle unterm Tag ermöglicht, berichtet Berns und fügt einen dringenden Appell an die Eltern an: „Kranke Kinder gehören nicht in die Kita und den Kindergarten! Wir bitten hier um mehr Unterstützung der Eltern. Denn: Die anderen Kinder und die Erzieher könnten sich anstecken und ausfallen – und dann haben alle den Nachteil, wenn eine Gruppe mangels Personal geschlossen werden muss.“

Kersten Hahn kommt noch auf ein anderes Problem zu sprechen: die Elterntaxis. Vor einigen Einrichtungen gebe es zu Stoßzeiten zu viel Verkehr. Das sei teilweise sehr gefährlich, wenn Autos auch noch Geh- und Laufwege blockierten. Hier laute der Appell mehr Fahrgemeinschaften zu bilden oder bei älteren Kindern gar einen gemeinsamen Laufweg anzustreben.

Und wie sehen nun die Lösungen für den Ausbau der Kinderbetreuung in Bad Mergentheim aus? Die genauen Investitionskosten kann Kersten Hahn noch nicht seriös beziffern, aber fest stehe schon heute, dass es in der Kernstadt Kindergärten gibt, die bald saniert werden müssen. „Im laufenden Betrieb umzubauen ist nie gut, deshalb wollen wir ein Konzept entwickeln, wie alles gelingen kann.“ Für einen neuen Kindergarten fokussiert das „biregio“-Gutachten den Norden der Kernstadt, also den Bereich Herrenwiesen und die Bebauungspläne auf dem ehemaligen Rudolph-Areal. Das unterstützt auch Kersten Hahn, der sich vorstellen kann, dass ein Neubau hier zunächst für Kinder genutzt wird, deren eigene Einrichtung parallel saniert wird. „Damit wollen wir uns Notquartiere in Containeranlagen ersparen.“

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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